Neulich im Miniatur Wunderland

by - April 14, 2015


Die erste Reise, die mein Freund und ich je zusammen unternommen haben, war vor etlichen Jahren ein gemeinsames Wochenende in Hamburg. Damals sahen wir Werbung für die Modelleisenbahn-Ausstellung "Miniatur Wunderland", und er wollte gerne hingehen. Ich nicht. Ich fühlte mich weder jung noch alt genug, um mir eine Ausstellung über MODELLEISENBAHNEN anzusehen. Eigentlich konnte ich mir kaum etwas weniger Interessantes vorstellen.



Das Thema "Wie ich damals nicht ins Miniatur Wunderland durfte", wurde dann in den kommenden Jahren zu einem scherzhaften Dauerbrenner zwischen uns. Hinzu kam, dass man gelegentlich Fernsehberichte über die Anlage sehen konnte und mir nach und nach klar wurde, dass diese wohl auch für Nicht-Modelleisenbahnliebhaber interessant sein könnte.


Lange Rede kurzer Sinn: Letztes Jahr schenkte ich meinem Freund zum Geburtstag einen gemeinsamen Besuch im Miniatur Wunderland. Dieser hat letztes Jahr über Allerheiligen auch stattgefunden, und ich muss zugeben: Hier wurde mit viel Detailliebe etwas geschaffen, das wohl sämtliche Altersstufen anspricht.



Tatsächlich reichten uns die eineinhalb Stunden, die das Museum selbst für einen Besuch veranschlagt, nicht aus, um alle Abschnitte mit derselben Aufmerksamkeit zu betrachten. Der erste und größte Bereich, die Schweiz, forderte allein schon einiges an Zeit, um alle Szenarien wie ein Musikfestival, das Matterhorn oder die Schokoladenfabrik mit der gebührenden Aufmerksamkeit zu betrachten.



Eine besondere Freude in allen Abschnitten sind die zahlreichen Detailszenen, bei denen man sich des öfteren fragen kann, ob sie von anderen Besuchern überhaupt bemerkt wurden, etwa der Fund einer Wasserleiche, der Großeinkauf eines Scheichs, eine am Bahnsteig wartende Pinguinfamilie oder eine Leiche, die wieder zum Leben erwacht. Manches scheint auch passend zur aktuellen Zeit umgestaltet zu werden, denn bei unserem Besuch Ende Oktober waren verdächtig viele Kürbisse zu sehen, und auch der Sensenmann war an mehreren Stellen vertreten.



Auf die Schweiz folgt ein kurzer Abschnitt Bayern (mit Neuschwanstein, einem Volksfest und seltsamerweise einem großen Gewerbegebiet) und dann das fiktive Knuffingen, für das ein kompletter Flughafen gebaut wurde. Egal, ob man ins Terminalgebäude oder ins Parkhaus sieht: Alles, was man auch aus der Ferne erkennen kann, sieht aus, als wäre es real. Davon abgesehen starten und landen an diesem Flughafen auch ständig Flugzeuge!



Das wiederum recht kleine Österreich hat Skifahrer und eine Seilbahn zu bieten, in Mitteldeutschland kann man nachts ein Ufo betrachten. Nachts? Ja, im Miniatur Wunderland wird es alle paar Minuten hell beziehungsweise dunkel. Je nachdem, was man sich gerade ansieht, führt das zu tollen Effekten, etwa, wenn man die Lichter einer nun nächtlichen Stadt betrachtet, aber manchmal hindert der häufige Wechsel auch daran, etwas genauer zu betrachten, weil es gerade in der Dunkelheit verschwindet.



Für Hamburg-Touristen und Hamburg-Patrioten ist die Miniaturdarstellung dieser Stadt natürlich von besonderem Interesse, und so kann man sich die Imtech-Arena (mit einem Derby zwischen FC St. Pauli und HSV), die Landungsbrücken und sowie die hier bereits vollendete Elbharmonie in klein ansehen. Auch das Museum selbst ist hier als Miniaturversion zu finden.



Eigentlich gäbe es noch mehr zu erzählen, denn es gibt auch noch ein kleines Las Vegas und auch die skandinavischen Länder, letztere mit Schiffen in echtem Wasser und viel Schnee sowie Pippi Langstrumpf - aber letztlich ist es wahrscheinlich nicht sonderlich interessant, darüber zu lesen. Also sei nur noch gesagt: Das Miniatur Wunderland ist keine doofe Modelleisenbahn-Ausstellung, sondern eine kleine Welt, in der sicherlich alle Besucher Interessantes, Unterhaltsames und Erstaunliches entdecken können.

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