Neulich als ich ein Outlet bekam - das Fashion Outlet Montabaur

by - August 04, 2015


Seit gut zwei Jahren wohne ich nun in Montabaur, und bereits damals beim Umzug war davon die Rede, dass in direkter Bahnhofsnähe ein Outlet-Center gebaut werden sollte. So richtig geglaubt habe ich das damals nicht (zumal etliche Nachbarstädte gegen das Vorhaben geklagt hatten), aber als vor einem Jahr dann die Bauarbeiten begannen, war klar, dass die Pläne realisiert werden würden. Tag für Tag konnte ich morgens, während im am Bahnhof auf meinen Zug Richtung Frankfurt wartete, zusehen, wie die Baustelle sich veränderte. Es entstand ein erfreulich modernes Arrangement, weit entfernt von der Disney-Optik etwa des Wertheim Village. Als dann vor einigen Wochen der Eröffnungstermin bekannt gegeben wurde, war ich wiederum überrascht, denn so richtig fertig sah das alles noch nicht aus und auch nicht, als könnten alle Arbeiten bis zum Termin vollendet werden. Ganz geklappt hat es dann auch nicht, aber das Outlet ist fertig genug geworden, um darin einkaufen zu können.


Am Freitag hat das Outlet Center eröffnet und wirbt nun in der Umgebung um Einkäufer. Bei der Planung sprach für die Lage an der A3 insbesondere die gute Anbindung per Auto und Zug in Richtung Köln und Frankfurt. Seit die Mieter des Fashion Outlet Centers bekannt gegeben wurden (die Veröffentlichung der Marken erfolgte in mehreren "Wellen", als würde man ein Musikfestival planen), zweifele ich aber ein wenig an der Attraktivität des Centers für Einkäufer aus diesen Städten. Die aktuell 45 Geschäfte umfassen durchaus Labels, die ich interessant finde, wie Esprit, Marc O'Polo, Diesel, Nike, Asics oder G-Star (eine vollständige Liste der vertretenen Geschäfte befindet sich hier). Aber ein schwergewichtiger Ankermieter, der auch die Anreise aus einer Großstadt rechtfertigt, etwa das Outlet einer richtig teuren Designermarke wie das bei Boss in Metzingen der Fall ist, ist bislang nicht dabei. Von Frankfurt aus wird man, wenn man nach echten Designerschnäppchen sucht, im Wertheim Village oder Zweibrücken eher fündig, Kölner können alternativ nach Roermond in den Niederlanden oder Maasmechelen in Belgien fahren.


Vielleicht unke ich aber auch zu früh, denn während einige Mieter wie Tommy Hilfiger, Lindt, The Body Shop, Birkenstock oder Converse ihre Shops noch nicht eröffnet haben, sind weitere neun Geschäfte, darunter ein richtig großes, entweder noch unvermietet oder die Ladenbetreiber noch nicht bekannt gegeben. Wer weiß, wer da noch kommen könnte?

Für mich stellt sich die Frage, ob das neue Einkaufszentrum eine Anreise aus Köln oder Frankfurt rechtfertigt, ohnehin nur theoretisch, schließlich habe ich selbst dorthin nur 10 Minuten Fußweg und komme zusätzlich jeden Arbeitstag sowieso auf dem Heimweg vorbei. Für meine direkte Umgebung ist es in jedem Fall eine Bereicherung, plötzlich Zugriff auf eine ortsansässige Kunert- oder Fossil-Filiale zu haben, da brauche ich nicht zwingend auch noch Gucci oder Aigner. Eher könnte ich mich noch für Lieblinge aus anderen Outlets begeistern, die man in Deutschland ohnehin selten sieht, etwa All Saints, Karen Millen oder Sandro. Aber man kann eben nicht alles haben.


Als ich am Montag zum ersten Mal die Geschäfte erforschte, sah ich mir zum Spaß auch den Parkplatz an, und wie vermutet scheinen die meisten Besucher aus dem direkten Umland zu kommen, also eher aus Westerwald und Eifel als irgendwelchen Großstädten. Und vielleicht reicht ja diese Kundengruppe - zusätzlich zu Spontanbesuchern, die ohnehin auf der A3 unterwegs sind und einen Abstecher machen - aus, um ein solches kleineres Outlet auszulasten? Hauptinvestor des Projekts ist übrigens ein ortsansässiger Internet-Milliardär, und es ist durchaus dazu gedacht, der strukturschwachen Gegend unter die Arme zu greifen. Schon jetzt wurden mehr als 300 neue Arbeitsplätze geschaffen.


Da ich schon einmal auf dem Parkplatz stand, konnte ich auch beobachten, dass zwei Kassenautomaten für einen Parkplatz dieser Größe definitiv zu wenig sind - die Warteschlange aus abreisewilligen Outletkunden war sicherlich fünfzig Meter lang und bewegte sich so gut wie überhaupt nicht.

Für mich selbst machte die leichte Erreichbarkeit des Outlets bei meinem Erstbesuch insofern einen Unterschied, als ich wenig Dringlichkeit verspürte, sofort etwas zu kaufen. Natürlich könnte ich mir beispielsweise bei Nike neue Sportsachen kaufen, ich würde sicherlich auch fündig werden, aber die Filiale ist ja morgen und übermorgen auch noch da. Im Vergleich habe ich bei meinen wenigen Besuchen in anderen Outlets (zweimal im Wertheim, einmal im Maasmechelen und einmal bei New York) immer recht viel gekauft, weil mir ja bewusst war, dass dies eine seltene Gelegenheit darstellte.


Was man in meinen Augen aber definitiv verbessern sollte: Das Outlet wird innerhalb des Ortes konsequent als "FOC" ausgeschildert. Das ist selbstverständlich eine Kurzform für "Fashion Outlet Center", aber kann man wirklich davon ausgehen, dass jeder diese Abkürzung sofort versteht? Ich denke Nein.


Spannend sind auch die Auswirkungen auf die ohnehin nur noch spärlich mit Läden besiedelte Innenstadt von Montabaur. Die Stadt bemüht sich darum, die Outletbesucher mit Hilfe riesiger Schuh-Skulpturen (!) auch Richtung Innenstadt zu locken, aber ob das gelingen kann?  Die dortigen Ladenbetreiber haben sich zähneknirschend dazu bereit erklärt, bis auf weiteres ihre Geschäfte samstags nicht wie gewohnt um 13 Uhr sondern erst um 16 Uhr zu schließen. Aber was sollen die Outletbesucher denn überhaupt in der Fußgängerzone machen? Ein Buch kaufen? Zu Rewe gehen? Die winzige Douglas-Filiale besuchen? Ich fürchte, das wird nichts.

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