Der große Schokoladentest (30): Soma

by - Juni 20, 2020


Auf diesen Test habe ich mich besonders gefreut! Da ich beim Schokolade einkaufen manchmal etwas eskaliere, sind alle zu testenden Sorten in meinem Haushalt strikt nach Ablaufdatum angeordnet (und peinlicherweise kann ich fürs Jahr 2020 eigentlich auch keine Neuzugänge mehr aufnehmen, jedenfalls nicht, wenn ihr Verfallsdatum auch dieses Jahr ist...).

Soma liegt in den Rankings meines Schokoladen-Ratgebers Der Schokoladentester sehr weit vorne, außerdem erschien es zunächst beinahe aussichtslos, an die Produkte des winzigen kanadischen Herstellers überhaupt heranzukommen, ohne eine Reise nach Toronto zu buchen. Glücklicherweise entdeckten wir sie dann aber in einem niederländischen Onlineshop. Wegen des erwähnten Test-Rückstaus musste die Schokolade aber nach der Lieferung etwa sechs Monate in meinem Schrank warten (oder ich außerhalb), bis endlich der Test stattfinden konnte!


Zum Produkt

Soma ist ein sogenannter Micro-Batch-Hersteller, das Unternehmen wurde 2003 von David Castellan and Cynthia Leung gegründet - Castellan ist Konditor, Leung Architektin. Der Name "Soma" ist von der gleichamigen Glücksdroge in Aldous Huxleys Roman Brave New World inspiriert. Die Schokoladentafeln ziert innen der Spruch "travelling without moving" - ein Zitat aus dem Film Dune. Wer diese Schokoladen probiert, soll also zumindest mental und emotional auf Reisen gehen.

Mittlerweile betreiben die beiden in Toronto sowohl ihre kleine Schokoladenfabrik als auch zwei Ladengeschäfte, sowie einen Onlineshop. Neben Schokolade gibt es dort auch Kekse, Trinkschokolade, Aufstriche und - in den Geschäften - Eiscreme.

Originalität

Im Onlineshop habe ich 22 Sorten Schokolade gesichtet, viele davon sind "single origin"-Schokoladen oder basieren auf speziellen Mischungen aus Kakaosorten, ohne dass weitere Geschmackszutaten zugesetzt werden. Ist das doch der Fall, hält man sich mit "normalem" wie Nüssen gar nicht erst auf, sondern greift gleich zu Mandarinen oder brauner Butter mit Rum... außerdem sind im Programm noch zwei sogenannte "old school"-Schokoladen, die nicht conchiert werden und auf Fotos eher nach Brownies aussehen.

Die "regulären" Schokoladentaflen haben keine Stückchen-Einteilung und dafür ein schönes aufgeprägtes Blumenmuster, auch die künstlerische Gestaltung der Pappschuber finde ich sehr ansprechend. 8/10


Nachhaltigkeit

Eigentlich hätte ich auf der Website eines Kleinstunternehmens, das offensichtlich großen Wert darauf legt, bestimmte Kakaosorten zu verarbeiten, mit ausführlichen Angaben zum Thema Nachhaltigkeit gerechnet, tatsächlich habe ich aber keine gefunden - dafür aber eine genaue Liste der Farmen, von denen Soma Kakaobohnen bezieht. Auch zum Thema Bio-Zutaten steht auf der Website nichts, auf den Tafeln im Zutatenverzeichnis sind aber diverse Zutaten als "organic" gekennzeichnet.

Nach meinem Verständnis kann der Kakaohandel in diesem Umfang und mit bestimmten Sorten nur unter nachhaltigen Bedingungen stattfinden, weil man als anspruchsvoller Hersteller auf erstklassige Rohstoffe angewiesen ist und nicht statt einer Kakaosorte eben eine andere kaufen kann. 4/5

Zutatenqualität

Hier gibt es rein gar nichts zu meckern, meine Schokoladentafeln enthalten Kakao, Kakaobutter, Rohrzucker und die Geschmackszutaten. Nicht einmal ein Emulgator ist enthalten. 10/10

Preis / Leistung

Ich fürchte, das Rennen um die teuerste von mir probierte Schokolade hat einen neuen Mitstreiter: Die Tafeln kosten 8 bis 10 Euro und wiegen jeweils nur 65 Gramm. Das ergibt einen mittleren 100-Gramm-Preis von 13 Euro, somit spielt Soma in derselben Liga wie etwa omNom oder Solkiki. 2/5


Geschmack

Kann die Schokolade auch geschmacklich mithalten und so ihren gigantischen Preis rechtfertigen? Die kurze Antwort lautet "Ja". Zum Testen hatte ich mir die beiden Sorten "Twinkle Bar" - eine Karamell-Milchschokolade mit Meersalz, sowie "Dark Fire", eine dunkle Schokolade mit Gewürzen und Chili ausgesucht.

Beim Probieren der "Dark Fire" war der erste Kommentar meines Freundes "höllische Weihnachten". Tatsächlich hat die Schokolade durch die Zugabe von Ingwer, Zimt und Orangenschale ein etwas weihnachtliches Aroma, aber der Chili erwischt einen beim Probieren mit ungewöhnlicher Wucht - und auch erst einige Sekunden, nachdem man angefangen hat, das Schokoladenstück zu lutschen. Mehr Chili sollte definitiv nicht enthalten sein, aber so, wie sie ist, ist die Schokolade schon ziemlich klasse.

Der "Twinkle Bar" bildet hier ein schönes Gegengewicht, denn er ist sehr mild und karamellig, schmilzt wunderbar auf der Zunge - und wäre, wenn nicht auch noch gut sichtbare Meersazkristalle zugegeben wären, vielleicht ein bisschen zu Karamellbonbon-artig. Ebenfalls eine ausgesprochen leckere Schokolade mit wunderbarem Schmelz.

Ich bereue die Ausgabe also nicht und geben beiden Schokoladen 13 von 15 Punkten.


Gesamturteil

In den Kategorien, die objektiv beurteilt werden können, erreicht Soma 24 von 30 möglichen Punkten, was durchaus ordentlich ist. Inklusive Geschmackswertung erreichen "Dark Fire" und "Twinkle Bar" dann jeweils gute 37 von 45 möglichen Punkten. Und vielleicht mache ich ja einmal Urlaub in Toronto!

Übrigens: Hier gibt es die Ergebnisse aller bisherigen Schokoladentests als Gesamtranking!  

Hinweis: Auf meinem Blog gibt es keinerlei Werbung oder Sponsoring, folglich will ich mit meinen Beiträgen auch keine potenziellen Werbepartner beeindrucken und muss nichts dementsprechend kennzeichnen.




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