Das war wieder ein voller Tag! In unserem Hotel in Vík wurde uns das beste Frühstück der Reise serviert, es gab einfach alles, von Croissants und Obst über Chiapudding zu Waffeln und Fisch. Sogar Schnaps hätte man sich am Büffet nehmen können, wir verzichteten aber.
Gestärkt ging es auf eine lange Autofahrt zum Städchen Höfn, die von etlichen Besichtigungsstops unterbrochen wurde. Unser erster Weg führte uns zum Eldhraun, einem gigantischen, mit Moos bewachsenen Lavafeld. Dessen Entstehung im 18. Jahrhundert gilt als die weltweit verheerendste Naturkatastrophe in historischer Zeit. Der Name klingt ein wenig nach "Herr der Ringe", und so sieht es auch aus - in der scheinbar endlosen grünen Landschaft - das Lavafeld ist tatsächlich 565 Quadratkilometer groß - könnte man sich gut übernatürliche Wesen vorstellen, das etwas regnerische und neblige Wetter begünstigte das noch.
Menschen dürfen hier allerdings nicht herumlaufen, da sie das empfindliche Moos beschädigen würden. Wir hatten mit einem größeren begehbaren Areal gerechnet, tatsächlich konnte man von unserem Haltepunkt aus auf eingegrenzten Wegen nur eine ganz kleine Runde drehen.
Der Besuch bot uns aber dennoch mehr als genug Dramatik, mein Freund ließ vom Weg aus nämlich seine Drohne steigen, um so zumindest aus der Luft mehr von der Weite der Landschaft einzufangen. Diese hatte allerdings ordentlich mit dem Wind zu kämpfen, was sich insbesondere beim Versuch zeigte, sie zurückzuholen: Plötzlich bewegte sich gar nichts mehr.
Das Betreten der Mooslandschaft war wie erwähnt streng verboten, und ich stellte mir bereits vor, wie die Drohne, sobald der Akku aufgebraucht war, weit entfernt abstürzen und für immer liegen bleiben würde. Meinem Freund gelang es aber letztlich, den Flugkörper zwar nicht zurück zu uns, aber zum näher gelegenen Parkplatz zu dirigieren, wo ich ihn ohne Zaunübertreten einfangen konnte. Der Akku dürfte aber nahezu leer gewesen sein.
Weiter ging es zu einem Highlight: Am Rande der Schlucht Fjaðrárgljúfur spielt der Anfang von Justin Biebers Video zu "I'll Show You" von 2015, was die Besucherzahlen hier stark steigen ließ - eine Zeitlang war die Schlucht zu ihrem Schutz überhaupt nicht mehr zugänglich. Heute kann man die malerischen Felsformationen wieder besuchen, mit anderen Touristen gingen wir einmal am Rand entlang und wieder zurück, immer mit Blick auf den Fluss Fjaðrá tief unter uns.
Auch hier war durch absperrende Seile genau erkenntlich, welche Bereiche nicht betreten werden sollten - darunter viele direkt am Rand der Schlucht, auf denen das Moos bereits zertreten war (vermutlich seit 2015, denn die isländische Vegetation wächst sehr langsam). Das tat der Schönheit des Ortes aber keinen Abbruch. Auch im Dauernieselregen blieb die Aussicht spektakulär.
Unser nächster Programmpunkt war der Svartifoss, ein Wasserfall mit auffälligen Basaltformationen, der dafür bekannt ist, der Hallgrimskirkja in Reykjavik als optisches Vorbild gedient zu haben. Hier parkten wir an einem Campingplatz. Das Wetter hatte sich stark verbessert, bei der halbstündigen Wanderung zum eigentlichen Wasserfall wurde es sonnig und richtig warm. Besonders ungewöhnlich macht diesen Wasserfall die Richtung der Basaltsäulen: Während die vielfach an Stränden gesehenen von unten nach oben gingen, sind die des Wasserfalls umgekehrt ausgerichtet.
Nach der Rückkehr zum Auto, mittlerweile war es später Nachmittag, fuhren zum letzten Programmpunkt: Die Eisbrocken auf dem schwarzen Strand "Diamond Beach" hatte ich bereits auf Bildern gesehen und mich sehr auf das Schauspiel gefreut. Vor Ort war ich von der Realität zunächst ein wenig enttäuscht: Auf Bildern sah das alles irgendwie besser aus, was auch an der Perspektive liegen mag: Auf Bodenhöhe fotografiert wirken die Eisstücke einfach besser, als wenn man sie von oben betrachtet.
Gleichzeitig zu unserem Besuch nutzte eine Gruppe den Strand offenbar für Modefotos: Eine Frau posierte in verschiedenen ärmellosen Kleidern, während ich in den sinkenden Temperaturen meine Mütze auspackte.
Wir wechselten zur sehr nahe gelegenen Lagune, aus der die Eisbrocken kommen: Die Eisberge landen zunächst im See Jökulsárlón, in dem sie als riesige Blöcke treiben, viele davon blau, bevor sie weiter ins Meer getrieben werden. Touristen hatten die Möglichkeit, mit Amphibienfahrzeugen auf dem See herumgefahren zu werden, andere fuhren Kajak. Dazwischen sahen wir auch immer wieder Robben aus dem Wasser lugen, und ich war nun doch überzeugt: Trotz großen Touristenandrangs bot der Blick auf die blauen Eisformationen einfach eine spektakuläre Aussicht.
Wir beendeten den ausgedehnten Besuch auf der dem Diamond Beach gegenüber gelegenen Strandseite, wo die Eisbrocken wieder etwas kleiner wurden.
Am frühen Abend erreichten wir unser Guesthouse in Höfn. Ich hatte vorab recherchiert, dass es hier einen Fish & Chips-Shop gab, den wir noch zum Abendessen aufsuchten. Auch ohne Fisch kostete eine Portion Pommes Frites hier sagenhafte 13 Euro, dafür war sie immerhin groß. Unser Guesthouse in Seljavellir hatten wir bereits auf dem Weg ins Ortszentrum passiert und fuhren nun dorthin zurück.
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