Alice geht arbeiten

by - April 02, 2010

Ich hatte ja Tim Burtons Neuverfilmung von Alice im Wunderland bereits vorgestellt. Entgegen meinen Befürchtungen haben sich der Vertrieb und die Kinos dann noch irgendwie geeinigt, so dass der Film ohne Boykottaktionen starten konnte und auch recht erfolgreich läuft - zumindest in Deutschland liegt er auf Rang 1 der Kinocharts, und in den USA zog er ebenfalls ein großes Publikum an.

Wie ist der Film nun? Zunächst einmal handelt es sich um den ersten Film, den ich als "Realfilm" in 3D-Technik gesehen habe. Wobei die "Realfilm"-Sache eben nur bedingt stimmt, denn schließlich hat Helena Bonham-Carter normalerweise keinen Minikörper mit Riesenkopf, und Johnny Depp trug in anderen Filmen auch nicht diese gigantisch-grünen Drogenaugen. Dennoch ist ein solcher Film sicherlich schwieriger zu gestalten und ins 3D-Format zu bringen als ein komplett animierter, und es funktioniert im Ergebnis ganz gut.

Wie bereits erwähnt, hat Burton nicht etwa die Original-Alice verfilmt, sondern eine Art Fortsetzung, was an und für sich nicht stört, denn die meisten meiner Erinnerungen an die Bücher (Alices ständiges Wachsen und Schrumpfen, Teeparty mit dem verrückten Hutmacher, der Haselmaus und dem Märzhasen, die wahnsinnige Herzkönigin, die mit Flamingos und Igeln Crocket spielt ...) wurden dennoch filmisch umgesetzt. Nur fand ich die abgedrehte Geschichte in der Burton-Version etwas zu logisch. Während die Ursprungsgeschichten viel klarer Traum- oder gar Drogenvisionen waren, die eben keinen besonderen Sinn ergaben, hat der Film eine unerwartete Kontinuität: Alices Mission ist die Tötung des Jabberwockys und die damit verbundene Entmachtung der bösen roten Königin Fürs "echte Leben" lernt sie daraus, dass sie zu mehr fähig ist als sie dachte, und beschließt, fortan ihre eigenen Lebensentscheidungen zu treffen. Und so ist der verrückte Hutmacher auch nicht einfach verrückt wie bei Carroll, sondern irgendwie auch ein genialer Widerstandskämpfer.

Nun, ich weiß nicht, ob mich eine bloße episodische Aneinanderreihung  von Skurrilitäten im Ergebnis glücklicher gemacht hätte, dennoch hatte ich im Ganzen etwas noch Abgedrehteres erwartet, als es Burton mit dem Film abgeliefert hat. Trotzdem, die Bilder sind genial und die schauspielerischen Leistungen vorzüglich. Im großen und ganzen also ein Erfolgsprojekt.

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