Am Morgen des siebten Tages genossen wir nochmals in vollen Zügen das abgelegene Möðrudalur: Wir gingen ins Haupthaus des Hotels zum Frühstücken. Im Terrassenbereich hatten wir eine gute Aussicht auf den Campingplatz, dessen Bewohner nach und nach aufstanden und die Waschmöglichkeiten aufsuchten, während die herumstromernden Ziegen stets versuchten, in den abgezeunten Bereich mit den Zelten einzudringen. Nachdem das nicht gelang, ließen sie sich zumindest bereitwillig von allen, die an ihnen vorbei kamen, streicheln.
Das Frühstücksbüffet enthielt viel Selbstgemachtes und machte das etwas spärliche Abendessen am Vorabend wett. Das Wetter war ausgesprochen sonnig und warm. Ich hätte mir gut vorstellen können, länger an diesem Ort zu bleiben, der offenbar auch ein Wandergebiet ist. Hierher könnte man sich auch zurückziehen, um an einem Roman zu arbeiten oder über eine wichtige Lebensentscheidung nachzudenken.
Wir reisten aber ab, schließlich lag ein weiterer vollgepackter Tag vor uns. Rund um den Mývatn-See gibt es viel Sehenswertes, wir starteten mit dem geothermischen Gebiet Námaskarð. Wir hatten ja direkt am ersten Tag das prinzipiell ähnliche Heißwassertal Haukadalur besucht, in dem sich der berühmte Geysir befindet. Námaskarð ist prinzipiell ähnlich, allerdings stinkt es hier etwa zehnmal so stark! Überall dampfte, brodelte und waberte es. Es fehlt komplett an Vegetation, so dass das Areal wüstenartig wirkt. Die Intensität des Schwefelgeruchs variierte, je nachdem, wo genau man sich gerade befand, war aber zeitweise kaum zu ertragen. Manche Besucher zogen sich zur Abschwächung des Geruchs Tücher über die Nase, wobei ich nicht weiß, ob das etwas änderte.
Mein Freund ließ ein weiteres Mal die Drohne fliegen, die mir angesichts dieser Arbeitsbedingungen fast leid tat - zumal sie im Falle eines Absturzes auch gute Chancen gehabt hätte, in einer kochenden Schlammpfütze zu landen. Beim Versuch, einen Stein auf einen dampfenden Minikrater zu legen, entdeckte ich, dass dieser auch an den Seitenwänden ordentlich heiß war, wer hätte damit rechnen können.
Man hätte hier auch noch eine Wanderung unternehmen und den Gipfel des Námafjalls besteigen können, aber wir fuhren lieber weiter- auch, wenn das Farbenspiel des Plateaus sicher auch von oben toll ausgesehen hätte.
Als Nächstes stand für uns der Krater Hverfjall auf dem Programm, den wir schon aus der Entfernung groß aufragen sahen - basierend auf den Fotos aus unserem selbstgemachten Reiseführer hatte ich etwas viel Kleineres erwartet. Es handelte sich um ein großes Schwarzes Nichts mitten in der Landschaft, ohne See in der Mitte. Wir meisterten einen steilen Aufstieg, der uns auf den Rand brachte, den wir etwa zur Hälfte umrundeten bevor wir uns wieder an den Abstieg machten. Mittlerweile war es in der Sonne regelrecht heiß geworden.
Mein Freund erinnerte sich von einer früheren Islandreise an den Víti-See und daran, dass man in diesem baden konnte. Wir machten einen Abstecher dorthin, doch bereits im Auto fand ich per Googlesuche heraus, dass es nicht mehr angeraten wird, in dem See zu baden (er hat aktuell den PH-Wert von Magensäure) - und es war vor Ort auch sehr offensichtlich nicht vorgesehen: Mittlerweile gibt es hier einen Parkplatz und abgesteckte Wege, aber eben keine Möglichkeit, zum Wasser zu gelangen.
Also genossen wir ein wenig den Blick auf das extrem blaue Wasser und fuhren weiter - unterwegs stoppten wir noch an einem weiteren See, der von einem Heizkraftwerk gespeist wurde.
Unsere letzte Station in der Gegend waren die Pseudokrater in Skútustaðir. Hier konnte man in direkter Nähe des Mývatn zwischen den Gras-bewachsenen Kratern herumspazieren.
Im Anschluss fuhren wir nach Akureyri, der ganz im Norden gelegenen, viertgrößten Stadt Islands (nachdem sich auf Rang 2 und 3 jeweils Städte in der direkten Umgebung von Reykjavik befinden, ist es eigentlich sogar die zweitgrößte). Wir verzichteten darauf, den mautpflichtigen Straßentunnel Vaðlaheiðargöng zu durchfahren, was uns stattdessen eine etwas längere Anfahrt entlang des Fjords Eyjafjörður bescherte. Direkt vor der Stadt lagen zwei riesige Kreuzfahrtschiffe.
In Akureyri besuchten wir nur einen Supermarkt und fuhren dann zu unserer Unterkunft, die ein wenig außerhalb lag. Bei der Buchung dieser AirBnB-Unterkunft hatten wir zunächst ein wenig gezögert, da sie einerseits auf den Bildern toll aussah, aber andererseits über keinerlei Bewertungen verfügte. Vor Ort zeigte sich aber, dass alles in Ordnung und zudem brandneu war.
Es handelte sich um ein weiteres Tiny House, das leicht erhöht über dem Fjord thronte. Von hier hatten wir durch ein großes Panoramafenster eine tolle Aussicht bis zum Wasser.
0 Kommentare