Ich sah letzte Woche noch einen weiteren Film, der mit Muppets zu tun hat, allerdings handelte es ich um eine Dokumentation: Being Elmo erzählt das bisherige Leben von Kevin Clash, der anders als sein Alter Ego, Elmo aus der US-amerikanischen Version der Sesamstraße, relativ unbekannt ist.
Um es kurz zu machen: Der Film ist extrem sehenswert.
Da wäre zunächst die ungewöhnliche Lebensgeschichte von Clash: Er wuchs in den Sechziger Jahren in einer armen, afroamerikanischen Familie in Baltimore auf. Die Marionetten der Sesamstraße faszinierten ihn, sobald diese ab 1969 im Fernsehen lief, und er begann schon als Kind, eigene Marionetten zu basteln und damit in der Nachbarschaft aufzutreten. Kevins Eltern forderten ihren Sohn nicht etwa auf, sich auf etwas weniger Brotloses oder Mädchenhaftes zu konzentrieren, sondern unterstützten ihn, so weit es ihnen möglich war. Und so hatte Kevin bereits als Jugendlicher eine eigene Sendung im Lokalfernsehen und bekam von seiner Mutter gegen Ende seiner Schulzeit ein Treffen mit Kermit Love, einem wichtigen Marionettenbauer der Jim Henson-Truppe, vermittelt. Ab diesem Zeitpunkt und durch Loves Mentorentätigkeit bewegte sich Clash mit verschiedenen Tätigkeiten immer mehr auf Henson zu und begann schließlich, als erster dunkelhäutiger Marionettenspieler für die Sesamstraße zu arbeiten.
Ich bewundere es immer enorm, wenn Menschen so feste Lebenspläne oder -träume haben und diese einfach umsetzen, und Clashs Lebensgeschichte ist hier ein Paradebeispiel. Man sieht aber in dem Film auch, wie er nun seinerseits Muppet-verrückten Kindern die Henson-Werkstätten zeigt und somit all die Förderung, die ihm zuteil wurde, weiter gibt. Einfach ein netter, gleichermaßen inspirierter und inspirierender Mann.
Für im Marionettengeschäft unerfahrene Menschen wie mich sind auch die Stellen des Films interessant, die zeigen, wie Clash den Puppenspielern der französischen Sesamstraße im Rahmen eines Workshops seine Kniffe zeigt. Spätestens hier wird klar, dass die Lebendigkeit und Persönlichkeit einer Marionette unglaublich viel mit ihrem Puppenspieler zu tun hat.
Und obwohl all das relativ wenig mit den Muppets der Muppet Show zu tun hat, habe ich durch diesen Film auch zu diesen etwas Wichtiges erfahren: Als Clash die Persönlichkeit von Elmo entwickeln sollte, wurde ihm nämlich erklärt, dass hinter den Figuren immer die Idee von einem Menschen steht. Bei Fozzie ist das die eines gescheiterten Komikers, bei Miss Piggy ist es ein Lastwagenfahrer, der gerne eine Lady wäre. So ist das also.
Nachdem es in dem Film um die Geschichte von Clash und Elmo geht, erfährt man wenig über die private Seite seines Lebens, dennoch wird angedeutet, dass seine Ehe an den ständigen Weltreisen für Elmo zerbrach, und er selbst stellt irgendwann fest, dass er viel mehr Zeit mit fremden Kindern als seiner eigenen Tochter verbrachte. Trotzdem steht fest, dass Elmo mit Hilfe von Kevin Clash Millionen von Kindern auf der ganzen Welt glücklich macht. Hier noch ein kleiner Videobeweis aus der Sesamstraße.