My Year In Lists (5)
Bücher
5. Anständig essen - Karen Duve
Gewissermaßen eine Light-Version von Eating Animals (welches ich peinlicherweise immer noch nicht zu lesen gewagt habe). Duve testet im Selbstversuch Ernährungsmethoden von bio bis Frutarierin, informiert sich über industrielle Tierhaltungsbedingungen und spricht mit Vertretern verschiedener Sichtweisen in Bezug auf ethisch korrekte Ernährung. All das erfolgt intelligent und wissbegierig, aber weder überemotional noch mit falscher Leichtigkeit: Die Autorin ist bekennende Junk-Food-Liebhaberin und hat mit den vielen neuen Verboten in ihrem alltäglichen Essensplan durchaus Probleme. Dennoch kann sie sich der Schlussfolgerung, dass Fleisch essen nicht richtig ist (und man im Grunde alle tierischen Produkte meiden sollte) nicht entziehen, und dem Leser ergeht es nicht anders.
4. A Super Sad True Love Story - Gary Shteyngart
Eine Liebesgeschichte in einer nahen Zukunft, wie sie realistischer kaum sein könnte: Die Welt zerfällt in Superreiche und Superarme, die USA kollabieren an ihren Schulden und private Sicherheitsfirmen ergreifen die Macht. Ohne Smartphonecomputer kann man praktisch nicht existieren, und dieser kommuniziert auch unaufgefordert die eigenen Ausweispapiere, die Kreditwürdigkeit und Lebensgeschichte and jeden, den es interessiert. Der altmodische Lenny (er sammelt unhygienischerweise Bücher) lernt durch Zufall die sehr viel jüngere Eunice kennen und lieben. Aber nicht nur der Titel des Romans lässt erahnen, dass diese Beziehung nicht lange gut gehen kann.
Mir gefiel das Zukunftsszenario in Shteyngarts Roman (der auf Deutsch genauso heißt) extrem gut, weil es mir absolut nachvollziehbar erschien. Im Vergleich dazu fand ich die Liebesgeschichte dann etwas platt - wie Lenny konnte ich schlecht nachvollziehen, was Eunice eigentlich mit ihm wollte. Dennoch originell und lesenswert.
3. Bartimaeus: The Ring of Solomon - Jonathan Stroud
Bartimäus ist zurück! Als Prequel zur hier bereits erwähnten Trilogie (deutscher Titel: Bartimäus - Der Ring des Salomo) erfährt der Leser nun, wie der Dschinn Bartimäus im Jerusalem versuchte, dem mächtigen König Salomo dessen Zauberring - mit dessen Hilfe dieser absolute Macht genießt - wegzunehmen. Wie in den späteren Romanen bildet Bartimäus auch hier eine Schicksalsgemeinschaft mit einem Menschen - dieses Mal handelt es sich um das Mädchen Asmira, das in den Diensten der von Salomo bedrohten Königin von Saba steht.
Wie gehabt bereitete mit Bartimäus' Arroganz und Humor große Freude, und auch wenn man manche Wendungen der Geschichte vorausahnen konnte, war diese insgesamt unterhaltsam und letztlich auch überraschend.
2. A Game of Thrones (A Song of Ice and Fire: Book One) - George R.R. Martin
Durch die Serie Game of Thrones, die ja bereits meine letztjährigen Fernsehcharts anführt, kam ich auch auf die Buchreihe, auf der sie basiert; diese umfasst momentan fünf ziegelsteindicke Bände (der erste heißt auf Deutsch Das Lied von Eis und Feuer 01: Die Herren von Winterfell), weitere zwei sollen noch folgen. Gemeinerweise lässt sich der Autor mit den letzten Bänden viel Zeit und hat wohl bereits angekündigt, dass seine Entwürfe vernichtet werden sollen, falls er vor Beendigung der Buchreihe sterben sollte. Das wäre bitter, denn obwohl ich erst die Mitte von Band zwei erreicht habe, ist bereits offensichtlich, dass viele Geheimnisse erst am Schluss enthüllt werden sollen.
1. A Pale View of Hills - Kazuo Ishiguro
Der Debütroman von Kazuo Ishiguro erschien bereits 1982. Dass ich ihn 2011 las, hatte viel damit zu tun, dass er Teil einer "englische Romane für 99 Cent"-Sonderaktion für den Kindle war. Von Ishiguro kannte und schätzte ich bereits den aktuellsten Roman Never let me go, also schlug ich zu und war tief beeindruckt: Der japanischstämmige Brite zeigt hier genau wie in dem späteren Buch seine Gabe, mit wenig Worten und Andeutungen komplexe unterdrückte Gefühlswelten darzustellen. Das Ergebnis ist stellenweise schmerzhaft, aber auch extrem lesenswert.
A Pale View of Hills (deutsch: Damals in Nagasaki) ist der Lebensrückblick einer in England wohnenden Japanerin auf die von ihr erlebte Nachkriegszeit in Nagasaki. Während die Stadt langsam wieder auf die Beine kommt, lernt die schwangere Etsuko Sachiko, eine unkonventionelle alleinstehende Mutter aus ihrer Nachbarschaft, kennen. Diese plant, mit einem Amerikaner in dessen Heimat auszuwandern. Die beiden Frauen verbringen ein wenig Zeit miteinander, und schnell wird klar, dass Sachiko ihre Weltsicht ständig ihrer aktuellen Situation anpasst und dabei wenig Rücksicht auf die Bedürfnisse ihrer Tochter nimmt. Aber geht es in der Geschichte wirklich um Sachiko oder um Etsuko?
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