Nicht immer stoßen die Gästelisten-Bemühungen meines Freundes auf meine ungeteilte Begeisterung. Als er mich am Montagabend daran erinnerte, dass wir nach seiner Planung am folgenden Abend nach Köln fahren würden, um dort Nation of Language zu besuchen, schien mir das eine ungeliebte Aufgabe in einer ohnehin zu vollen Woche zu sein. Folglich war ich eher erleichtert, als er hinzufügte, er habe keine finale Zusage bekommen, dass wir tatsächlich auf der Gästeliste stehen.
Für einen Großteil des Dienstags sah es dann auch so aus, als würde die Kölnreise ausfallen, dann kam allerdings doch noch die Bestätigung. Ich hatte nicht einmal die Gelegenheit gehabt, mir die Musik der Band im Vorfeld anzuhören. Das holten wir während der Anreise nach. Ich hörte Anklänge an diverse 1980er Jahre Bands, je nach Song dachte man an New Order, Talk Talk oder auch mal OMD - letztgenannte Band war es auch, die Bandgründer Ian Richard Devaney 2016 dazu inspirierte, das Projekt zu starten. Die Musik gefiel mir, die Vorfreude stieg.
In Köln angekommen stellten wir uns gespannt in die Schlange für die Besucher auf der Gästeliste - die erstaunlicherweise mehrere Seiten umfasste. Unsere Namen befanden sich wie versprochen darauf, wir konnten kurz vor dem Start der Vorband den Saal betreten.
Westerman ist ein britischer Solokünstler, der bereits drei Alben veröffentlicht hat. Für das Konzert hatte er einen Freund dabei, mit dem er bereits in Athen eine Wohnung geteilt hatte (Westerman lebt in Griechenland) und freute sich, dass die beiden nun zusammen Musik machten. Offensichtlich war er schon mehrfach in Köln gewesen und erzählte, dass er normalerweise gerne den Dom besucht. Dieses Mal hatte er eine lokale Spezialität mit Eiern und Speck probiert und fragte nach deren Namen - im Publikum war man sich unsicher, was das gewesen sein könnte.
Die recht in sich gekehrte Musik vermittelte dagegen eher wenig Freude, sondern mal Trauer, mal Verzweiflung. So richtig sprang der Funke nicht über, das Ende des Auftritts erfolgte unvermittelt und ohne Abschied.
Setliste:
In der Pause wurde es im auch vorher schon recht gut besuchten Gloria regelrecht voll - wir waren überrascht, dass so viele Kölner an einem Dienstagabend das Konzert einer eher unbekannten Band für mehr als 40 Euro besuchten - noch dazu, wenn am Vorabend Wolf Alice ebenfalls in der Stadt aufgetreten waren, die vermutlich eine ähnliche Zielgruppe erreichten. Vor dem Auftritt des Hauptacts kontrollierte nun ein Mitarbeiter sehr eindringlich, ob die als Bühnendeko aufgestellten Lampen auch genau richtig standen, änderte bei einer minimal die Höhe und verschob eine andere um ein paar Zentimeter.
Nation of Language sind ein Trio aus New York, das dieses Jahr sein viertes Album "Dance Called Memory" veröffentlicht hat. Gründer Ian Richard Devaney kümmert sich um Gesang und manchmal Gitarre. Aidan Noell spielt Synthesizer und singt mit, während Alex MacKay für den Bass und zusätzlichen Gesang zuständig ist - und an diesem Abend eine auffällige Weste trug, die mich an die Kameragurte mancher Fotografen erinnerte.
Devaney erwies sich als sehr mobiler Frontmann, der zu allen Songs wild auf der Bühne herumtanzte - praktischerweise konnte er links quasi im Vorbeigehen auch immer wieder mit Keyboard spielen.
Die lebhafte Musik kam beim Publikum sehr gut an, was wiederum der Band gefiel; Aida Noell sagte irgendwann: "We never know what to expect on a Tuesday, and you are killing it!" Sie warf auch immer wieder Kusshände Richtung Publikum. Devaney erwähnte an anderer Stelle, Köln sei seine "Lieblingsstadt" (er sagte das Wort auf Deutsch).
Die Setliste hatte man bereits vor dem Auftritt in angemessen großer Schrift auf der Bühne liegen sehen können, allerdings hielt die Band sich nicht ganz daran: Noell sagte "Inept Apollo" als einziges Lied an, was Devaney damit kommentierte, das sei eine geheime Botschaft an den Lichtdesigner, damit dieser wisse, was zu tun sei (der Lichtdesigner war sicher auch die Person mit dem großen Interesse an den Lampen auf der Bühne gewesen). Somit erfuhren wir, dass "Inept Apollo" und "Tournament" spontan vertauscht worden waren.
Die Setliste konzentrierte sich stark auf das aktuelle Album "Dance Called Memory", sowie das Debüt "Introduction, Presence" die mit jeweils fünf Lieder berücksichtigt wurden. Hinzu kam noch die Single "From the Hill" von 2022, die auf keinem der Alben enthalten ist. Auch live bot die Musik Anklänge an OMD, Kraftwerk, New Order und viele andere 80er-Größen, ohne dabei wie eine blasse Kopie zu wirken. Genau wie das Kölner Publikum hatten wir viel Spaß an dem Auftritt, und ich war letztlich froh, dass wir uns auf die abendliche Fahrt nach Köln gemacht hatten.
Setliste:
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