Ein kurzer Rückblick ins Jahr 2011: Ich wohnte noch in Frankfurt, mein Freund besuchte mich regelmäßig am Wochenende und schlug eines Tages vor, ein neues Festival in Mannheim zu besuchen: Für ganze 25 Euro konnte man an zwei Tagen diverse Bands sehen, für Interessierte gab es außerdem Autorenlesungen und Kurzfilme.
Wir pendelten an beiden Tagen von Frankfurt zum Maimarkt-Gelände. Hauptsächlich wollten wir hier damals Slut und Get Well Soon sehen, aber wir besuchten natürlich auch viele andere Konzerte - unter anderem mein erstes von Hundreds! Ich hatte damals viel über das Catering zu meckern, da es nur einen Essensstand gab (Landmetzgerei Kumpf, die im Verwandtschaftsverhältnis zum Hauptorganisator Timo Kumpf steht), dessen wenige vegetarische Produkte an Tag 2 ausverkauft waren.
Aber neben den tollen Bands punktete das Festival durch Einfachheit: Keine endlosen Schlangen, wenig Gedrängel, kaum Warterei während Umbaupausen. Und das Publikum! Natürlich wurde auch beim Maifeld Derby Alkohol getrunken, aber es gab nie besoffenen Idiotenscharen, die einem die Musik vermiesten - alle schienen sich einig zu sein, dass man aufeinander Rücksicht nehmen sollte.
Wir wurden Maifeld-Fans und besuchten das Festival bis einschließlich 2015 treu jedes Jahr. Ich schrieb zu allen Auflagen Berichte, und so hat das Maifeld Derby als einziges Festival in meinem Blog sogar ein eigenes Label. Dann bekamen wir Lust auf Abwechslung, und es gab ja schließlich auch andere tolle Festivals (etwa das Best Kept Secret in den Niederlanden oder das A Summer's Tale in der Lüneburger Heide). Erst 2021 kehrten wir zur Corona-konformen Version des Maifeld Derbys zurück nach Mannheim.
Zwischenzeitlich hatte es für die Veranstalter das eine oder andere finanzielle Problem gegeben: Bereits 2012 schrieb ich darüber, dass vor der Veranstaltung des nächsten Derbys erst einmal die Finanzierung durch einen speziellen Vorverkauf gesichert werden musste - dessen Tickets allerdings weiterhin so preisgünstig ausfielen, dass ich mich damals fragte, wie das denn funktionieren sollte. Damals schloss ich mit dem Satz "Wie viele Würstchen des Catering-Partners "Landmetzgerei Kumpf" müssen die Besucher wohl essen, damit hier am Ende ein Plus steht?"
Das Derby fand dennoch fortan jedes Jahr statt, wuchs auf drei Tage und erweiterte sowohl die Zahl der gebuchten Bands als auch der Stände, das Gelände an sich blieb dabei gleich groß. Während es 2011 3.000 Besuchergegeben hatte, lag man 2017 bei 15.000.
Nur 2020 gab es eine vorab beschlossene einjährige Pause (die Pandemie hätte dann ohnehin dafür gesorgt). Zwischenzeitlich konnte man sich Fördergelder der Stadt Mannheim sichern, natürlich gab es Sponsoren, die Ticketpreise gingen ordentlich nach oben... und dennoch hat das alles nicht gereicht, um finanzielle Sicherheit zu erreichen. Nachdem es nicht gelang, zusätzliche Fördermittel zu sichern, gab man bereits Ende 2024 bekannt, dass das kommende Maifeld Derby das letzte sein würde.
Das ist natürlich sehr schade, und wir nutzten den Anlass, ein letztes Mal auf dem Maimarkt-Gelände vorbeizuschauen - wenn auch an nur zwei der drei Festivaltage.
Während es in den Vorjahren meist unterschiedliche Preiswellen für die Festivaltickets gegeben hatte - je früher man kaufte, desto günstiger - gingen diesmal alle Preisstufen gleichzeitig in den Vorverkauf, so dass man eine Weile lang selbst entscheiden konnte, wie viel einem das Ticket wert war. Für unsere beiden Tagestickets gab es solche Optionen nicht, ich bezahlte 75 beziehungsweise 85 Euro - mehr als das Sechsfache von 2011, aber nicht teurer als aktuell anderswo.
Für den Freitag - den wir ohnehin nicht besuchen konnten - war ein "geheimer" Headliner angekündigt, der erst am Morgen des Veranstaltungstages bekanntgegeben wurde (Kraftclub) - solch einen Verzicht auf die frühzeitige Bekanntgabe einer potenziell zugkräftigen Band kann man sich wohl nur in der letzten Auflage leisten!
Wir selbst fuhren wie gesagt erst am Samstag nach Mannheim, wo wir vieles vorfanden wie gehabt: Parkplätze, kurzer Fußweg, flotter Einlass, Palastzelt mit direkt angrenzender Open Air-Bühne, das zum Parcour d'Amour umgewidmete Reitstadion, bezahlt wird mit dem Derby Dollar - das kannten wir alles so. Anders war, dass es noch eine zusätzliche, kleinere Bühne draußen gab (auch wenn über die Jahre unterschiedliche Varianten einer zusätzlichen Bühne ausprobiert worden waren).
Im Bereich Catering schien sich das Angebot nochmals vergrößert zu haben, mit vielen sehr unterschiedlichen Optionen. Obwohl der Programmpunkt "Steckenpferd-Dressur" schon lange der Vergangenheit angehört, hatten viele Besucher zum Abschied ein solches dabei. Und Stichwort Abschied: Die Rückwand des Parcours d'Amour war mit ausgeschnittenen Herzen dekoriert, auf denen Gäste ihre Abschiedsgrüße festgehalten hatten.
Das Spektrum der Besucher war dieses Mal besonders breit gefächert - ich sah Menschen jenseits der 60, aber auch unter 20, es waren auch mehr Kinder als früher vor Ort (für sie gab es einen Spielbereich, aber kein umfangreiches Programm).
Wie es nun war bei der bittersüßen Abschiedsveranstaltung? Erzähle ich als Nächstes!
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