Neulich in Island, Tag 3: Wasserfälle, Papageientaucher und Vík


Am dritten Tag der Island-Reise kehrten wir zu vertrauten Pfaden zurück, denn bis zur südlichen Stadt Vík waren wir auch 2017 gekommen. Zunächst brachen wir unsere Zelte in Eyrarbakki ab, erstmalig befuhren wir heute die Hringvegur oder Route 1, die einmal um die komplette Insel führt und von vielen Touristen als Reisestrecke genutzt wird. 

Es handelt sich um eine einfache, geteerte und allermeistens einspurige Landstraße - also keineswegs mit einer Autobahn vergleichbar, sondern viel eher mit einer Straße, die zwei Dörfer im Westerwald miteinander verbindet. Basierend auf einigen vor der Reise angesehen Islandvideos hatte ich erwartet, dass man hier quasi jederzeit am Straßenrand anhalten könnte, wenn man etwa einen spannenden Wasserfall entdeckte. Dem ist aber nicht so, denn die Isländer können es überhaupt nicht leiden, wenn man mit dem Auto die Straßen verlässt, selbst, wenn man nur kurz auf dem Gras am Straßenrand parkt. Haltebuchten und Parkplätze sind natürlich vorhanden, aber längst nicht so dich gesät, dass man überall spontan stoppen könnte.



Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit liegt überall bei 90 km/h, Brücken sind fast immer so gestaltet, dass sie nur von einer Seite befahren werden können, hier muss man sich also mit entgegenkommenden Autos einig werden, wer zuerst fahren darf. Kreisverkehre sind ebenfalls äußerst beliebt.



Wir schauten zunächst bei einem Bekannten von 2017 vorbei, dem berühmten Seljalandsfoss. In meiner Erinnerung war er mit dem in seiner Nähe gelegenen und ebenfalls sehr berühmten Skógafoss verschmolzen - also gut, dass ich mich nochmals vergewissern konnte! Die Besonderheit des Seljalandsfoss ist - neben der Tatsache, dass es sich um einen 60 Meter hohen Wasserfall handelt - dass Besucher hinter ihm durchgehen können. Von dieser Option machten viele der zahlreich anwesenden Touristen Gebrauch. Nachdem wir schon auf dem Weg zum Wasserfall diverse Personen in unterschiedlichen Zuständen der Durchnässtheit sahen, zogen wir unsere volle Regenmontur an, was sich auch als richtig erwies.




Wenn man nach der Dusche am Seljalandsfoss vorbei geht, kommt man noch zu mehreren kleineren Wasserfällen, darunter auch der Gljúfrabúi oder Gljúfurárfoss, der sich in einer kleinen, begehbaren Höhle befindet. Auch der Besuch bei diesem kleineren Wasserfall lohnte sich.



Als Nächstes stand dann der nahe gelegene Skógafoss auf unserer Liste, der mit einer Breite von 25 Metern 60 Meter in die Tiefe stürzt. Anders als in meiner Erinnerung kann man sich diesen Wasserfall nicht von hinten ansehen - dafür ist es möglich, rechts von ihm eine Treppe zu ersteigen und ihn dann von oben zu betrachten. Von hier ausgehend könnte man auch eine Wanderung zu weiteren Wasserfällen unternehmen, aber wir verzichteten. Wenn man unten blieb, konnte man zusätzlich sehr nahe an den eigentlichen Wasserfall herangehen.



Der Skógafoss kommt in einigen Filmen vor, etwa in Thor - the Dark World, Justin Bieber ist hier schon einmal in einem Video herumgetanzt, und in den Serien Game of Thrones und Vikings ist er ebenfalls gezeigt worden - ein echter Star-Wasserfall! 



Auch hier waren Drohnen wieder nicht erlaubt - mein Freund umging das Verbot, indem er seine relativ weit weg - und somit hoffentlich außerhalb des Geltungsbereichs der Verbotsschilder - steigen ließ. Noch war das Wetter auch sommerlich schön.



Unser nächster Haltepunkt war das Kap Dyrhólaey. Die 115 Meter hohe Halbinsel kurz vor Vík bietet gleich mehrere Gründe für einen Besuch: Man hat sowohl gute Aussicht auf ein Felsentor als auch einen kleinen Leuchtturm. 



Aus der Ferne kann man auch bereits die Felsnadeln vor Vík erspähen. Am besten fand ich jedoch die Papageientaucher, die man, wenn man sie erst einmal entdeckt hatte, überall auf dem Felsen sehen konnte. Papageientaucher leben das Jahr über komplett im Meer, was ich erstaunlich genug finde. Zum Brüten kommen sie dann im Frühjahr und Sommer an Land und leben in Kolonien - in Island, in Schottland und Irland und an etlichen weiteren Orten. Allerdings setzt die Erwärmung der Meere den Fischen zu, die den Vögeln als Nahrung dienen - weshalb es von Jahr zu Jahr weniger Papageientaucher gibt.




Direkt vor unserem Islandurlaub hatte eine meiner Arbeitskolleginnen ebenfalls eine Rundreise auf der Insel gemacht und mehrere Papageientaucher-Fotos in die Team-WhatsApp-Gruppe geschickt. Insofern war ich ein bisschen gespannt gewesen, ob es uns auch so mühelos gelingen würde, die putzigen Vögel zu sehen zu bekommen - was in Vík schon mal definitiv der Fall war.



Die Fahrt bis zum Kap war allerdings ziemlich aufreibend, eine steile Schotterstraße wirkte eigentlich nicht so, als sei sie mit Autos zu befahren, auch wenn das offenkundig der Fall war. Im Winter ist der Weg aber tatsächlich gesperrt, und zur eigentlichen Brutzeit der Vogel-Bewohner ebenfalls.




Als Nächstes besuchten wir in einem kleinen Zwischenstopp eine weitere Kirche, die uns am Straßenrand aufgefallen war, die Reyniskirkja, die gar nicht in die Vorbereitungsmaterialien meines Freundes Eingang gefunden hatte - er hatte wohl also doch nicht jede Kirche und jeden Wasserfall aufgenommen. An dieser Kirche beeindruckt weniger die Kirche selbst, die dem gängigen isländischen Modell entspricht, sondern weniger die Umgebung mit Blick auf die südisländische Landschaft.



Nun war es nur noch ein kurzes Stück nach Vík, wo wir den schwarzen Strand Reynisfjara besuchten. Hier gab es diverse Formationen aus Basaltsäulen, sei es als Mauern oder auch als Höhlen, zu bestaunen. Von etwas näher konnten wir hier nochmals die drei Felsnadeln im Meer betrachten. Und nachdem wir mittlerweile sensibilisiert waren, was das etwas tollpatschige Flugverhalten der Papageientaucher angeht, konnten wir diese auch hier, hoch über uns, identifizieren. Die Meereswellen waren hier durchaus hoch, und am Strand fanden wir zahlreiche Warnschilder, dem Wasser nicht zu nahe zu kommen.



Bis jetzt hatten wir an diesem Tag mit dem Wetter Glück gehabt, nun schlug es für den Abend in Nieselregen um. Wir ließen den Plan, noch ein in Strandnähe gestrandetes Flugzeugwrack zu besichtigen, fahren, obwohl mein Freund sich gerade darauf sehr gefreut hatte. Es blieb zu hoffen, dass er im Laufe des Urlaubs zumindest noch einen Wal und einen Vulkanausbruch sehen, sowie Björk treffen würde...



Stattdessen zu unserem Hotel in Vík. Für dieseb Abend hatten wir uns eine vergleichsweise luxuriöse Bleibe ausgesucht, das Hotel Katla verfügte unter anderem über eine Sauna und einen Hot Tub. Von hier aus gingen wir später in die Pizzeria des Ortes, "Black Crust Pizzeria", Spezialität des Hauses sind Pizzen mit durch Aktivkohle schwarz gefärbtem Teig. Ich bestellte eine schwarze Pizza mit vier Käsesorten und einem Töpfchen Johannisbeermarmelade und war mit meiner Wahl hochzufrieden. Daran konnte auch der Preis von 55 Euro für zwei Pizzen mit Leitungswasser nichts ändern.



Hinterher sahen wir uns noch die Ortskirche Víkurkirkja zumindest von außen an. Diese hat ebenfalls Eingang in den Bildband Accidentally Wes Anderson gefunden, und ein weiteres Mal ist es eher die Kombination mit der Umgebung, die das Gebäude zu einem schönen Fotospot macht.



Island verfügt bekannterweise über natürliche heiße Quellen, in denen man baden kann, und auch sonst halten sich die Landesbewohner gerne im warmen Wasser auf - was für den Finnen die Sauna ist, ist hier der Hot Tub. Wir beschlossen also, zum Tagesabschluss die landeseigene Kultur auszuprobieren und setzten uns trotz Nieselregen noch eine Runde in den im Freien stehenden Hot Tub des Hotels. In den benachbarten Duschen wurde streng auf das hingewiesen, was wir bereits an anderer Stelle gelesen hatten: Da das Wasser in solchen Becken und auch in Schwimmbädern normalerweise nicht gechlort wird, muss man direkt vor der Benutzung sorgfältig und mit Seife duschen. Wir kamen der Aufforderung natürlich nach. Hinterher konnten wir feststellen, dass das Bad zu einer wohligen Bettschwere fühlte. Kein Wunder, dass warme Quellen aller Art den Isländern gefallen.


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