Vielleicht mache ich nächstes Jahr eine Rundreise durch verschiedene nordamerikanische Nationalparks. Wenn ich dabei so viele putzige Tiere zu sehen bekomme wie die Reisenden in diesem Video, und auch ähnlich spektakuläre Landschaftsszenen, bin ich vollauf zufrieden.
Premiere bei einem Besuch der Hausener Brotfabrik: Obwohl wir dort im Laufe der Jahre sicherlich schon fünfzehn Konzerte besucht hatten, betraten wir am Dienstag zum ersten Mal das zugehörige Restaurant, in dem zu meiner freudigen Überraschung auch eine Katze arbeitet. Oder zumindest gelegentlich durchläuft. Im Gastraum saß auch die Band und stärkte sich vor ihrem Auftritt - was gut war, denn so mussten wir uns nicht allzu viele Sorgen machen, als wir etwas länger aufs Essen warten mussten: So lange die Band noch da sitzt, kann man ja nichts verpassen.
Ach ja, die Band. Vor einigen Jahren war es, wenn Tobias Siebert auf der Bühne "Die Band bespricht sich kurz" sagte, noch ein Witz. Das ursprüngliche Konzept seines Projektes And the Golden Choir war ja gerade, dass er keine Band hatte, sondern auf der Bühne mit vorab komplett von ihm eingespielten Schallplatten hantierte. Der Wechsel ist immer noch ungewohnt, dabei hatten wir ihn bereits vor einem guten Jahr, ebenfalls in der Brotfabrik, mit voller Bandbesetzung erlebt.
Und da saßen sogar noch mehr Leute am Tisch, denn die Vorband war an diesem Abend wirklich eine solche (bei der ersten Tour hatte diesen Part konsequenterweise eine Plattenseite übernommen, zuletzt der Solokünstler BAYUK), ein Trio namens "Danube". Da ich über zehn Jahre in Regensburg gelebt habe, weiß ich natürlich, dass "Danube" der englische Name der Donau ist und wunderte mich im Vorfeld über diesen Bandnamen. Tatsächlich scheint die Band, oder zumindest die Sängerin Stella Lindner, von Flüssen geradezu besessen zu sein: Der erste Song, den wir hörten, als alle sich im Konzertraum eingefunden hatten, hieß offenbar wie die Band und begann mit den Worten "Danube is where I come from...". Das letzte Lied enthielt den Refrain "A river runs through me", und zwischendurch äußerte Stella mit einem Augenzwinkern Bedauern darüber, in Frankfurt überhaupt nicht den Main gesehen zu haben.
Die recht ruhigen Songs wurden von einem Keyboarder (Daniel Moheit, der auch bei And the Golden Choir mitspielt) und einem Schlagzeuger (Filip Pampuch) begleitet, wobei mich der Gesang ehrlich gesagt am wenigsten überzeugte. Sehr lustig war allerdings die Aussage der Sängerin, es gäbe noch kein Album zu kaufen, sie habe aber Wundertüten gebastelt, die am Merchandies verkauft werden würden, es sei aber erst eine fertig - wenn mehr als ein Zuhörer eine wollte, müsse sie also noch schnell weitere gestalten.
Tobias Sieberts Band hat sich seit 2016 nicht verändert: Johanna Weckesser spielt hauptsächlich Gitarre, Daniel Moheit Keyboard, Daniel Spindler Bass und diverse andere Instrumente und Tilo Weber Schlagzeug. Siebert trägt bei der neuen Tournee nun statt eines schwarzen Wollpullovers oder Mantels einen ebenso schwarzen Kaftan mit Intarsienmuster - es würde mich wirklich interessieren, wo man so etwas kaufen kann.
Vieles ist, wie die Band, gegenüber früheren Auftritten gleich geblieben: Das mit auf die Bühne gebrachte Rotweinglas, die Ansammlung von kuriosen Musikinstrumenten, das liebevoll gestaltete Programmheft, einige Möbelstücke (es sind allerdings weniger geworden, beispielsweise ist die Tischlampe nicht mehr dabei - der quietschende Rollwagen ist zur Freude meines Freundes aber noch im aktuellen Lineup) und auch die Tatsache, dass eher wenig gesprochen wird - im Hauptteil genau zwei Worte, nämlich "Vielen Dank". Tatsächlich hatte ich dieses Mal noch mehr den Eindruck, dass die volle Konzentration aller auf der Bühne der Musik und den Arrangements galt - alle hatten recht viel zu tun, da ja diverse Instrumente zum Einsatz kamen und dabei auch nicht immer von derselben Person bedient wurden - und schlicht keine Zeit blieb, sich auch noch ausführlich dem Publikum zu widmen - ähnlich wie bei The Notwist.
Offensichtlich hat sich Herr Siebert im Laufe des vergangenen Jahres ein paar weitere seltene Instrumente gekauft - man kann sich regelrecht vorstellen, wie er ständig bei eBay Kleinanzeigen und einschlägigen Flohmärkten sucht. Definitiv neu war eine Tröte, die erstmalig bei "My Lies" zum Einsatz kam und auch in "Joker" vielfache Anwendung fand. Bei "Clocks" trommelten Seibert und Daniel Spindler gemeinsam auf etwas, das für mich wie die Miniaturausgabe des Sportgeräts "Kasten" aussah, aber in Wirklichkeit eine Schlitztrommel war.
Ebenfalls neu ist ein Arrangement aus drei hängenden Zylindern, das ich naiv für ein Windspiel gehalten hätte. Bei "Air Fire Water" wurden die drei Zylinder nacheinander "ausgewischt", anschließend zeigte Siebert jeweils auffordernd auf das Publikum, das folgsam einmal im Rhythmus klatschte. Auch eine Drehleier hatte ihren größten Einsatz bei "How to Conquer a Land". Insgesamt wurde das aktuelle Album "Breaking with Habits" komplett gespielt.
Die relative Sprachlosigkeit schlug aber zum Ende hin ins Gegenteil um: Zunächst erklärte Siebert, worum es in "Hunter of Souls" geht, nämlich um einen Mann, der sich mit Frauen trifft und deren Menschlichkeit raubt, um selbst menschlich agieren zu können (so habe ich es zumindest verstanden) - der Song sei nicht autobiographisch, fügte er schnell noch zur Sicherheit hinzu.
Der Frankfurter Termin war nämlich der letzte nach zehn der aktuellen Tour und vor einer einmonatigen Pause, weshalb nicht nur die Band besonders liebevoll vorgestellt wurde (nehme ich zumindest an), sondern Siebert dann doch noch viel zu erzählen hatte: Übers Heimkommen nach der Tour und das Drehen der Waschmaschine, über Frankfurt, das er, als er noch im Dreikönigskeller auftrat, bedrückend fand, nun aber gerne mag, und über den Flughafen, an dem er im Vorbeifahren immer eine Aussichtsplattform sieht, aber nie herausbekommt, wo man von der Autobahn abfahren müsste, um diese erreichen zu können.
Ursprünglich waren wir einmal guter Hoffnung, Siebert und seine Schallplatten irgendwann für ein Wohnzimmerkonzert einladen zu können. Mittlerweile ist das dank realer Band recht unwahrscheinlich geworden, immerhin lässt das Programmheft aber einen kleinen Hoffnungsschimmer, denn dort steht über das Arrangement mit Band: "Zeit, auch das Konzertkonzept zu brechen. Nicht für immer! Aber für jetzt." Zugeben muss ich allerdings, dass sowohl mir als auch meinem Freund der Sound und die Atmosphäre mit Band noch besser gefallen - so schlecht das auch für unsere Wohnzimmerhoffnungen sein mag.
Tatsächlich waren die Angaben beim anschließenden Gespräch am Merchandisestand relativ vage, wie mein Freund am nächsten Tag scherzhaft zusammenfasste: "Wenn wir Support sind, wenn Tobias die Platten dabei hat, wenn wir einen Day Off haben, wenn es nicht regnet, wenn die Quersumme aus Tag und Monat durch 3 teilbar ist..."
Bleibt nur noch, ein möglichst seltenes Instrument zu besorgen, um And the Golden Choir vielleicht doch noch in den Westerwald zu locken. Mein Freund googlet bereits nach Bauanleitungen für ein walisisches Crwth und ein Hydraulophon...
Setliste:
The Jewelry
My Lies
Clocks
The Transformation
My Brother's Home
My Heaven Is Lost
Air Fire Water
The Queen of Snow
Choose to Lose
Joker
It's Not My Life
How to Conquer a Land
The Garden
The Distressed Jeans
The Rain
Hunter of Souls
Into The Ocean
Angelina
In Heaven
Liebe Editors, wisst ihr noch? Nein, wisst ihr unter Garantie nicht. Es muss 2005 gewesen sein, da gabt ihr als junge, aufstrebende Newcomer ein Konzert im vergleichsweise winzigen Mousonturm in Frankfurt. Ich hatte gerade erst Euer erstes Album "The Back Room" gehört, war bezaubert von "Munich" und all den anderen tollen Liedern... und erlebte ein Konzert, das in meiner Erinnerung seinesgleichen sucht. Ich kaufte mir sogar hinterher ein T-Shirt - vermutlich das letzte Bandshirt, das ich bislang gekauft habe.
Es folgten mit den Jahren diverse weitere Konzertbesuche - wenn ich richtig gezählt habe, waren es insgesamt acht. Zwischenzeitlich sind auch fünf weitere Alben erschienen, zuletzt Euer neues Werk "Violence". Ehrlich gesagt mag ich nach "The Back Room" aber am liebsten das darauf folgende "An End has a Start", Eure Ausflüge in Synthie-Gefilde haben mich weniger überzeugt - und U2 gibt es schon, da muss man kein Imitationslied wie "A Ton of Love" veröffentlichen. Und Euer neues Werk "Violence" ist, nun ja, gewöhnungsbedürftig.
Dennoch freute ich mich auf Euer Konzert im Wiesbadener Schlachthof: Es würden ja nicht nur neue Songs gespielt werden, und "Smokers Outside the Hospital Doors" ist auf jeder Setliste gesetzt. Tom Smiths Gestik und Mimik ist mit den Jahren ein wenig vorhersehbar geworden, aber irgendwie hat ja jeder seinen persönlichen Stil.
Zunächst sahen wir aber Eure Vorband Public Service Broadcasting, die ich bereits vor vier Jahren als Vorband der Manic Street Preachers gesehen hatte. Aus dem Duo ist mittlerweile ein Trio (mit Schlagzeuger) geworden, und die Videoleinwand war im Wiesbadener Schlachthof deutlich größer als auf der kleinen Bühne des Gibson-Clubs. Beibehalten hat man das grundsätzliche Konzept, elektronische Musik zwischen Kraftwerk und Mogwai zu machen und dazu thematisch passende, ältere Bildungsfilme zu zeigen, etwa zur Raumfahrt, dem Bergbau oder dem Eisenbahnverkehr.
Mir gefiel das Ganze besser als vor den Manics, vielleicht auch, weil die Band etwas "normaler" geworden ist. Zwar tippt man seine Zwischenansagen immer noch gerne in ein Tablet, sagte aber auch einige Sätze ganz normal ins Mikrophon.
Setliste:
People Will Always Need Coal
Progress
?
Night Mail
Spitfire
All Out
Go!
Gagarin
Everest
Hinter Public Service Broadcasting verbarg ein Vorhang die restliche Bühne, so dass man gespannt sein konnte, was sich dahinter verbarg. Um Punkt 9 lüftete er sich und gab preis, dass die Bühnendekoration aus metallisch wirkenden, aber sicherlich extrem leichten Skulpturen bestand. Das sah sehr schön aus. Und da wart auch schon Ihr Editors auf der Bühne. Los ging es gleich einmal mit einem neuen Song - "Hallelujah (So Low)", gefolgt von der U2-Imitation "A Ton of Love" - beides keine meiner Favoriten, und es ging dann auch weiter mit Songs vom neuen Album, was einerseits verständlich war, man will sein neues Material ja live präsentieren - aber meine Begeisterung hielt sich in Grenzen.
Du, Tom Smith, trugst ein sehr großes schwarzes Hemd und darüber zunächst eine Jeansjacke, die restliche Band war ebenfalls schwarz gekleidet. Bei den vielen "Ohohos" und "Aahahas" der neuen Platte hatten auch deine Kollegen an Bass und Keyboard viel mitzusingen, außerdem animierten sie das Publikum zum Mitklatschen - taten das aber weniger penetrant als ich bei den jüngsten Konzerten erlebt hatte.
"Violence", der Titelsong von, genau, "Violence" bot leider den Tiefpunkt des Sets, ging aber zumindest sehr schön und nahtlos in "No Harm" über, mit dem bei der letzten Tour Eure Konzerte häufig eröffnet wurden. Auf der aktuellen Setliste leitet der Song zumindest den Programmteil mit den besten Liedern ein. Justin Lockey bearbeitete dazu seine Gitarre mit einem Drumstick. Es folgten "Lights", "Blood", "An End has a Start", dann sogar "Munich"... plötzlich machte alles viel mehr Spaß, selbst wenn zu meinem Entsetzen "Smokers Outside the Hospital Door" in der neuen Setliste keinen Platz gefunden hatte. Was habt Ihr Euch dabei denn gedacht, Editors? Vor allem, wenn Ihr parallel darauf besteht, das wirklich sehr nervige "Eat Raw Meat = Blood Drool" seit mehreren Jahren bei jedem Konzert zu spielen!
Kurz vor dem Ende des Hauptteil wurde es mit "Racing Rats" nochmals nostalgisch (und gut), zum Finale spieltet ihr "Ocean of Night", das Tom allein an der Gitarre begann. Die Zugabe folgte quasi sofort und begann mit "No Sound but the Wind" - in Belgien schon lange ein Hit und wohl auch für immer im Liveset. Aktuell trägt Tom Smith es allein vor. Auch die wirklich nicht sehr gute Stampfnummer "Papillon" war weiterhin auf der Setliste, wurde aber in Wiesbaden zugegebenermaßen vom Publikum so abgefeiert, dass ich anerkennen muss: Das müsst ihr wohl immer spielen, auch wenn weder meine Begleiter noch ich den Erfolg des Songs nachvollziehen konnten.
Mit "Marching Orders" endete dann dieses Konzert, und ich muss Euch, den Editors sagen: Ihr habt doch so viele tolle Songs, aber wo waren die meisten davon auf der Setliste? Gut, das neue Album müsst ihr wohl spielen (nur ein Lied daraus fehlte), aber es gibt eben auch diverse Setlisten-Nieten, die ihr seit Jahren von Tour zu Tour mitschleift. Lasst die doch alle einmal weg!
Im Sommer sehen wir uns schon wieder, denn dann sind wir alle zusammen in London und feiern das Jubiläum von The Cure. Ihr werdet dann als Vorband einen viel kleineren Slot für Euer Konzert im Hyde Park haben, also wäre das wirklich einmal ein guter Anlass "Eat Raw Meat" und ein paar andere mit Schwung aus der Setliste zu schmeißen. "Ocean of Night" könnt ihr drin lassen, ruft dann aber bitte Rachel von Slowdive dazu auf die Bühne, sie wird nämlich ebenfalls vor Ort sein. Und wenn Ihr mich nicht ärgern wollt, findet Ihr auch fünf Minuten für "Smokers".
So, wie sehen uns im Juli. Bis dann!
Setliste:
Hallelujah (So Low)
A Ton of Love
Darkness at the Door
Formaldehyde
Violence
No Harm
Lights
Blood
Munich
An End Has A Start
In This Light and on This Evening
Eat Raw Meat = Blood Drool
Nothingness
Belong
Sugar
The Racing Rats
Ocean of Night
No Sound but the Wind
Cold
Magazine
Papillon
Marching Orders
Bereits im letzten Dezember sollte das "Jubiläumskonzert" unserer bescheidenen Reihe von Wohnzimmerkonzerten statfinden - für die Nummer zehn hatten wir die englische Band Wooden Arms eingeladen. Das wurde dann aber nichts: Wooden Arms mussten ihre gesamte Deutschlandtournee absagen, und wir warteten erst einmal weiter.
Vor einigen Wochen war es dann so weit: Mein Freund fand zwei Deutschland-Termine der von ihm geschätzten Band Loch Lomond in Wetzlar und Offenbach mit reichlich Zeit dazwischen - da lohnte sich die Frage nach einem Abstecher zu uns. Die begeisterte Zusage erfolgte innerhalb weniger Stunden, weitere Absprachen waren komplikationslos. Allerdings änderte sich die Musikerzahl nach und nach: Zunächst war geplant gewesen, dass Ritchie Young und Anna Hoone zu zweit reisen würden. Dann bekamen wir als Update, man sei mittlerweile zu dritt, bis die Band auf vier Musiker erweitert wurde. Vier Musiker! Bei den ersten neun Konzerten hatten wir stets maximal zwei aktiv Musizierende zu Gast gehabt.
Die Ausstattung unseres Haushalts lässt nur Übernachtungen von bis zu drei Gästen zu. Ein Hotelzimmer wurde gebucht, außerdem mussten wir Equipment in Form von Mikrophonen und Mikrophonständern organisieren. Alles ließ sich arrangieren, allerdings mit etwas Sorge, dass Loch Lomond letztlich mit ihrer Komplettbesetzung von acht Musikern kommen würden. Das passierte dann aber nicht.
Für Konzert Nummer zehn hatte ich mir - passend zur veränderten Bandgröße - fürs traditionell vorbereitete Snackbüffet diverse neue Rezepte überlegt. Während der Zubereitung von Avocadotalern, Gemüsemuffins und Kräuterzupfbrot geriet ich das eine oder andere Mal ins Fluchen - es hatte schon seine Gründe gehabt, dass die meisten der früheren Snacks auf Fertig-Blätterteig-Basis gewesen waren. Letztlich gelang aber alles.
Eine andere Vorbereitung traf mein Freund: Nach vor diversen Putz-, Bettenbezieh-, Einkaufs- und Räumtätigkeiten hatte er noch dafür gesorgt, dass seine Vinylausgabe der "69 Love Songs" von The Magnetic Fields besonders gut sichtbar aufgestellt war - in der Hoffnung, dass sich Ritchie veranlasst fühlen würde, wie zuletzt bei Auftritten in den USA, einige Liedern von diesem Album zu spielen. Aber diese subtile Vorgehensweise war gar nicht nötig gewesen, denn bereits am Vorabend in Wetzlar waren aus "69 Love Songs" die beiden Lieder "No Matter When We’re Dancing" und "The Book Of Love" gespielt worden.
Der späte Nachmittag wurde dann wie immer ein Wechselbad der Gefühle: Zunächst trudelte die eine oder andere Absage von Konzertgästen ein, was die Sorge auslöst, die Besucherzahl des Vorabendkonzertes der Band (knapp 20) vielleicht doch nicht überbieten zu können. Dann funktionierte unser Zeitplan mit seiner engen Reihenfolge von Bandankunft, Aufbau, Soundcheck, Abendessen und Gästeeintreffen wie immer nicht. Die Band traf, aufgrund der Besichtigung des auf dem Wege liegenden Schlosses Braunfels, später ein als erhofft und hatte zunächst ein paar Probleme damit, unser Soundequipment wunschgemäß einzurichten - wollte diese aber verständlicherweise vor dem Abendessen alle lösen. Also kamen wie immer die ersten Gäste bereits, als weder die Stühle noch das Büffet aufgebaut waren, und konnten sich gleich nützlich machen.
Die dritte Aufregung ereilte uns mit Konzertbeginn, denn trotz des langen Einrichtungsprozesses gab es bei den ersten Liedern einige Soundprobleme, sobald Ritchie etwas lauter sang. Das klang einerseits unschön, andererseits sorgte ich mich, wie die Band damit umgehen würde: Würde sie frustriert das Konzert unter- oder gar abbrechen? Ritchie sang aber im Verlauf der ersten Konzerthälfte weniger inbrünstig als zu Beginn und die Pause vor der zweiten Hälfte wurde genutzt, um die Probleme zu beheben.
Im Vorfeld waren wir gefragt worden, wie lange denn gespielt werden solle. Scherzhaft antworteten wir mit "ein erstes Set mit Loch Lomond Liedern wie in Wetzlar, im zweiten Set die restlichen "67 Love Songs" und im dritten Set noch Solo-Songs von Anna Hoone". Ernst gemeint wünschte sich mein Freund jedoch „Your Eyes“, welches am Vorabend nicht gespielt worden war. Vor Konzertbeginn, als die Gäste nach und nach eintrafen, konnte man aus dem ersten Stockwerk die Band beim Einproben dieses Liedes hören. Ob dies vor oder nach dem Bügeln des Konzertoutfittes stattfand - eine Premiere im 10. Durchgang - ist nicht überliefert, jedoch konnten Loch Lomond Dank unseres Bügeleisens und -brettes ihren Dresscode (Ritchie in weiß, der Rest in schwarz) beibehalten.
Neu waren hingegen die lustigen bis sportlichen Choreographien, die die Musiker aufgrund ihres häufigen Instrumente- und Platzwechsels wegen des begrenzten Raumangebots in unserem Wohnzimmer hinlegen mussten. Ob Limbo unterm Gitarrenhals und Slalom zwischen Keyboard und Mikrophonständern, sie meisterten alle Aufgaben mit Bravour!
Wir mussten auch zugeben, dass sich der Mehraufwand, den die größere Zahl von Musikern mit sich gebracht hatte, für uns gelohnt hatte, denn vier Musiker können natürlich viel mehr Abwechslung bieten als einer oder zwei: Die Kletterei führte also zu größerer musikalischer Abwechslung, wenn mehr Instrumente wie Gitarren, Ukulele, Xylophon und Keyboard sowie Tamburine eingesetzt und getauscht werden konnten - und es gab insgesamt drei Singstimmen!
Bereits beim Konzert des Vorabends hatten wir erfahren, dass die Band der deutschen Currywurst verfallen ist. Das wurde auch an diesem Abend von der Bühne aus wiederholt, was natürlich nicht ganz so gut zu unserem vegetarischen Büffet passte. Zur Situation in den USA erklärte Ritchie Young, es verhalte sich in etwa so, als wäre man bei einer schönen Party, und plötzlich käme der betrunkene Cousin vorbei und machte alles kaputt. So sei Amerika aktuell, weshalb es um so schöner sei, Europa zu besuchen.
Darüber hinaus wurde uns, den Gastgebern, gefühlt nach jedem zweiten Lied überschwänglich gedankt. Man hätte uns auch bereitwillig große Teile des Merchandises geschenkt, insbesondere die letzten T-Shirts wäre man sehr gerne losgeworden. Sie wurden letztendlich, glaube ich, nicht verkauft, aber immerhin CDs und Platten liefen in der Pause und nach dem Set recht gut.
Die Setliste entsprach der in Wetzlar, war aber in der Reihenfolge ein wenig umgestellt. Hinzu kam das Wunschlied "Your Eyes", und Anna, die wieder in den für sie zweifelhaften Genuss kam, die letzte Zugabe zu spielen, wählte dafür ein anderes Lied, "Oh Mama".
Nach dem Konzert sprachen mich viele Gäste darauf an, wie gut ihnen die Musik gefallen habe, und auch die Musiker selbst standen noch lange für Gespräche zur Verfügung. Wir erfuhren von Ritchie Young unter anderem, dass er als nächstes ein Soloalbum aufnehmen möchte. Vielleicht kommt er damit dann ja wieder bei uns vorbei...
Tatsächlich war es auch bei diesem Wohnzimmerkonzert wieder so gewesen, dass wir irgendwann im Laufe des Nachmittags die Nase von all den Vorbereitungen voll gehabt hatten, nur um dann, als alles geklappt hatte und die Musik so schön gewesen war, unsere Meinungen wieder zu ändern: Alles Mühen waren im Hinblick auf das Ergebnis ein Klacks gewesen.
Meine Katzen verbrachten ihrer Gewohnheit entsprechend das Konzert im Schlafzimmer, wo sie sich die Musik von unterm Bett anhörten. Erst am nächsten Morgen konnte man mutig die Instrumente inspizieren und deren Tauglichkeit als Sitzunterlage testen.
Setliste:
All Your Friends Are Smiling
Blood Bank
Nelson Family
Stripe
No Matter When We’re Dancing (The Magnetic Fields Cover)
Elephants & Little Girls
A Field Report
Violins And Tea
Seattle Denver Arms
The Way
Trumpet Song
Tic
The Book Of Love (The Magnetic Fields Cover)
Wax & Wire
Tiny Steps
Your Eyes
Witchy
Northern, Knees, Trees, And Lights
Egg Song
Yuma, AZ (Damien Jurado Cover)
Oh Mama (Anna Hoone Song)
Das Franzis in Wetzlar ist, rein entfernungstechnisch gesehen, vermutlich die Konzert-Location, die unserem Wohnzimmer am nächsten liegt. Loch Lomond waren für den Samstag als Wohnzimmergäste bei uns Zuhause gebucht, aber es ist schon beinahe Tradition, dass wir, soweit es eben möglich ist, die erwartete Band auch beim Konzert des Vorabends aufsuchen - so kann man sich schon einmal kennen lernen und auch kurz nachfragen, ob die Band tatsächlich weiß, dass sie zugesagt hat, am folgenden Tag nach Montabaur zu fahren.
Das Franzis hatten wir vorher bereits dreimal besucht, bei Konzerten von And The Golden Choir, Gemma Ray und The Hidden Cameras. Bei allen drei Konzerten war die Zahl der Zuschauer überschaubar gewesen, und auch an diesem Freitagabend füllte sich der Saal nur spärlich. Man merkt dem Franzis an, dass es mit Engagement geführt wird - die meisten eingeladenen Künstler liegen den Betreibern sicherlich am Herzen - aber mit der Gästezahl klappt es meistens nicht. Am Freitagabend belief sich die Gesamtzahl der Besucher auf knapp 20, so dass wir uns insgeheim schon triumphierend ausmalten, in unserem eigenen Wohnzimmer ein erfolgreicheres Konzert zu veranstalten.
Erfolgreicher vielleicht hinsichtlich der Besucherzahl, aber nicht finanziell. Am nächsten Tag erfuhren wir nämlich von den Musikern, dass der Veranstalter für den Auftritt in etwa doppelt so viel bezahlt haben muss, wie letztlich bei uns zusammen kam. Tatsächlich macht man sich als "Miniveranstalter" natürlich seine Gedanken, wenn es darum geht, was vier Musiker letztlich mit den paar Euro pro Gast, die wir einnehmen, eigentlich so anfangen können, wenn gleichzeitig Flüge und Mietwagen bezahlt werden müssen - wobei sich die Band uns gegenüber vorab auch gar nicht nach der Bezahlung erkundigt hatte. Insofern ist es dann tröstlich, zu wissen, dass anderenorts etwas mehr bezahlt wird:
Die Band, die anders, als der Name vermuten lässt, aus Portland in den USA stammt, war, wie es uns bereits angekündigt worden war, zu viert: Neben dem Sänger und Band-Oberhaupt Ritchie Young waren auch Brooke Parrott, Anna Hoone und Pete Bosack dabei. Ritchie selbst hatte eine zu seinem komplett weißen Outfit passende neue, weiße Gitarre, die extrem häufiges Stimmen erforderte, und wechselte manchmal an die Ukulele. Die anderen Musiker, alle in schwarz gekleidet, wechselten zwischen Keyboard, Xylophon und Gitarre hin und her. Die Zahl der Instrumente trieb mir einige Schweißperlen auf die Stirn: Wie würde all das nur in unser Wohnzimmer passen? Und wo würden dann die Gäste sitzen?
Überraschend (für uns) stellte sich heraus, dass auch Loch Lomond bereits zum vierten Mal in Wetzlar zu Gast waren. Die Betreiber haben sogar schon einen Gegenbesuch bei der Band in Oregon unternommen. Man kennt sich also gut.
Trotz der geringen Zuschauerzahl war der Mini-Moshpit, den wir bereits beim Hidden Cameras-Konzert gesehen hatten, wieder im Dienst, und auch sonst waren die wenigen Besucher aufmerksam und interessiert. Die Band spielte neben eigenen Songs - überraschenderweise erklärte man, die Tournee sei zur Promotion für das "neue" Album "Pens from Spain" - die Platte ist aus dem Herbst 2016. Das neueste Lied der Band, "Legs and Antlers" fand dagegen keinen Platz in der Setliste - ebensowenig wie der Favorit meines Freundes, "Your Eyes". Aber von "Pens From Spain" wurden mit "Violins And Tea" und "Seattle Denver Arms" auch nur zwei Lieder gespielt. Uns konnten die verwirrenden Promotion-Intentionen natürlich völlig egal sein, und wir genossen ein abwechslungsreiches Set, bei dem beide Frauen häufig und viel mitsangen - "The Way" sangen sie abwechselnd ganz allein, während Ritchie dazu an die Ukulele wechselte und erst am Ende mit einstimmte.
Im Januar hatte Ritchie Young in seiner Heimatstadt Portland ein Konzert gegeben, bei dem ausschließlich Lieder des The Magnetic Fields Albums "69 Love Songs" vorgetragen wurden. Aus diesem hatten sich auch zwei in die Setliste der aktuellem Tournee geschlichen, nämlich "No Matter When We’re Dancing" und "The Book Of Love". Als Zugabe gab es eine weitere Coverversion, "Yuma, AZ" von Damien Jurado, den Richie als einen seiner Lieblingskünstler anpries. Als allerletztes bat Ritchie Anna Hoone, allein eines ihrer eigenen Lieder zu spielen - was diese wohl nur unter Zwang tut, denn sie kommentierte diese Ankündigung mit "Goddamnit Ritchie!", spielte dann aber sehr schön allein an der Gitarre "Montana".
Anschließend überwanden wir unsere Schüchternheit und sprachen die Band an, die sich vollzählig an den kleinen Merchandise-Tisch begeben hatte. In der Tat war man sich bewusst, dass man am nächsten Tag zu uns fahren würde und begeistert über die Erkenntnis, dass nur eine kurze Fahrt bevorstand (anders als die vorausgehende von Wien nach Wetzlar). Man bedankte sich auch überschwänglich dafür, dass wir extra gekommen waren. Einer ungetrübten Vorfreude auf den kommenden Konzertabend stand also nichts mehr im Wege.
Setliste:
Trumpet Song
Blood Bank
Nelson Family
Violins And Tea
Seattle Denver Arms
Stripe
The Way
No Matter When We’re Dancing (The Magnetic Fields Cover)
Elephants & Little Girls
A Field Report
All Your Friends Are Smiling
Tic
The Book Of Love (The Magnetic Fields Cover)
Wax & Wire
Tiny Steps
Northern, Knees, Trees, And Lights
Witchy
Egg Song
Yuma, AZ (Damien Jurado Cover)
Montana (Anna Hoone Song)
Habe ich tatsächlich seit 2015 keinen Beitrag zum Thema "Frankfurt Vegetarisch" veröffentlicht? Es sieht stark so aus. Zwischenzeitlich erschien mir die Kategorie fast als schlechtes Omen, denn viele der vorgestellten Lokale gibt es mittlerweile schon gar nicht mehr. Aber wir sind ja nicht abergläubisch...
Über die Hummus Küch' auf der Texterstraße in Sachsenhausen las ich zuerst im Newsletter des Journal Frankfurt. Darin stand, der gebürtige Israeli Miki Lev-Ari sei mit dem in Deutschland vorgefundenen Hummus-Angebot so unzufrieden gewesen, dass er kurzerhand sein eigenes Geschäft eröffnet habe.
Nun bin ich in Bezug aus Hummus offenbar wenig anspruchsvoll, denn ich mag selbst den aus dem Supermarkt, den Lev-Ari besonders kritisiert, meistens ganz gerne. Zweifellos ist der Markt für frischen Hummus in Frankfurt aber noch nicht übersättigt, und ich kenne auch kein anderes Lokal, das diese Zutat derart in den Vordergrund seines Angebots stellt. Keine Frage, Aroma ist super (und hat, obwohl es in diesem Blog vorgestellt wurde, mittlerweile eine zweite Filiale), aber dort würde ich eher die Falafel als das Zentrum des Sortiments sehen.
Leider komme ich aktuell nicht mehr allzu häufig nach Sachsenhausen, aber kürzlich ergab sich dann, ein Dreivierteljahr nach dem Newsletter-Artikel, doch eine Gelegenheit. Im Vorfeld hatte ich mir den Laden in der Nähe des Lokalbahnhofs ähnlich zu einer Döberbude vorgestellt, tatsächlich wirkt die Hummus Küch' aber viel moderner. Wie bei einer Dönerbude ist allerdings der Platz äußerst begrenzt: Obwohl ich erst nach 14 Uhr an einem Wochentag eintraf, die reguläre Mittagspausenzeit also bereits vorbei war, ergatterte ich nur mit Mühe einen Sitzplatz an einem der wenigen Tische. Während ich mich im Geschäft aufhielt, kamen auch immer wieder Gäste, sahen sich um und fragten optimistisch die Bedienung, ob es vielleicht doch irgendwo noch Platz gäbe - was ich angesichts des leicht überschaubaren Raums ein bisschen lustig fand.
Der Bestellprozess der Hummus Küch' ähnelt dem bei Vapiano: Man wählt und bezahlt sein Essen an der Theke und erhält dort einen Pieper, der losgeht, wenn das Essen abholbereit ist - die zugehörigen Getränke kann man sich selbst aus einem Kühlschrank nehmen. Das Speisenangebot dreht sich natürlich um Hummus. Man wählt hier zwischen einem Sandwich oder einem Teller (letzterer beinhaltet eine größere Portion und ist somit teurer) und hat die Wahl zwischen diversen Zusammenstellungen. Als Neuling wollte ich mir mit "Hummus komplett" einen Überblick verschaffen. Das Gericht besteht aus einem Teller Hummus mit Ful (angemachten Favabohnen), Kichererbsen und Schakschuka sowie einem hartgekochten Ei und kostet 8,50 Euro.
Wer gar keinen Hummus essen möchte, muss übrigens auch nicht hungern: Neben wechselnden Tagesgerichten steht auch Schakschuka (einen israelischen Paprikaeintopf mit pochierten Eiern) pur sowie ein paar andere Gerichte und auch Salate zur Auswahl. Fleischgerichte scheint es überhaupt nicht zu geben.
Mein Pieper meldete sich zügig und ich erhielt meine Hummusschale und zusätzlich ein Körbchen mit einem kleinen Fladenbrot - mit irgendetwas muss man den Hummus ja stippen. Auch wenn meine Portion auf den ersten Blick nicht sonderlich groß wirkte, war sie von der Menge her mehr als ausreichend: All die Kichererbsen und Bohnen sowie das Öl sind sehr sättigend. Geschmacklich war meine Mahlzeit exzellent und wurde komplett aufgegessen.
Tatsächlich bin ich nun ein bisschen traurig darüber, dass Sachsenhausen in meinem Alltag für mich so schlecht erreichbar ist, denn ich würde gerne nochmals in der Hummus Küch' essen. Im Sommer, zumindest entnehme ich das den vor dem Laden aufgestapelten Bierbänken, dürfte das Platzproblem auch kleiner sein.
Die Hummus Küch' ist an der Textorstraße 31.
Über die Hummus Küch' auf der Texterstraße in Sachsenhausen las ich zuerst im Newsletter des Journal Frankfurt. Darin stand, der gebürtige Israeli Miki Lev-Ari sei mit dem in Deutschland vorgefundenen Hummus-Angebot so unzufrieden gewesen, dass er kurzerhand sein eigenes Geschäft eröffnet habe.
Nun bin ich in Bezug aus Hummus offenbar wenig anspruchsvoll, denn ich mag selbst den aus dem Supermarkt, den Lev-Ari besonders kritisiert, meistens ganz gerne. Zweifellos ist der Markt für frischen Hummus in Frankfurt aber noch nicht übersättigt, und ich kenne auch kein anderes Lokal, das diese Zutat derart in den Vordergrund seines Angebots stellt. Keine Frage, Aroma ist super (und hat, obwohl es in diesem Blog vorgestellt wurde, mittlerweile eine zweite Filiale), aber dort würde ich eher die Falafel als das Zentrum des Sortiments sehen.
Leider komme ich aktuell nicht mehr allzu häufig nach Sachsenhausen, aber kürzlich ergab sich dann, ein Dreivierteljahr nach dem Newsletter-Artikel, doch eine Gelegenheit. Im Vorfeld hatte ich mir den Laden in der Nähe des Lokalbahnhofs ähnlich zu einer Döberbude vorgestellt, tatsächlich wirkt die Hummus Küch' aber viel moderner. Wie bei einer Dönerbude ist allerdings der Platz äußerst begrenzt: Obwohl ich erst nach 14 Uhr an einem Wochentag eintraf, die reguläre Mittagspausenzeit also bereits vorbei war, ergatterte ich nur mit Mühe einen Sitzplatz an einem der wenigen Tische. Während ich mich im Geschäft aufhielt, kamen auch immer wieder Gäste, sahen sich um und fragten optimistisch die Bedienung, ob es vielleicht doch irgendwo noch Platz gäbe - was ich angesichts des leicht überschaubaren Raums ein bisschen lustig fand.
Der Bestellprozess der Hummus Küch' ähnelt dem bei Vapiano: Man wählt und bezahlt sein Essen an der Theke und erhält dort einen Pieper, der losgeht, wenn das Essen abholbereit ist - die zugehörigen Getränke kann man sich selbst aus einem Kühlschrank nehmen. Das Speisenangebot dreht sich natürlich um Hummus. Man wählt hier zwischen einem Sandwich oder einem Teller (letzterer beinhaltet eine größere Portion und ist somit teurer) und hat die Wahl zwischen diversen Zusammenstellungen. Als Neuling wollte ich mir mit "Hummus komplett" einen Überblick verschaffen. Das Gericht besteht aus einem Teller Hummus mit Ful (angemachten Favabohnen), Kichererbsen und Schakschuka sowie einem hartgekochten Ei und kostet 8,50 Euro.
Wer gar keinen Hummus essen möchte, muss übrigens auch nicht hungern: Neben wechselnden Tagesgerichten steht auch Schakschuka (einen israelischen Paprikaeintopf mit pochierten Eiern) pur sowie ein paar andere Gerichte und auch Salate zur Auswahl. Fleischgerichte scheint es überhaupt nicht zu geben.
Mein Pieper meldete sich zügig und ich erhielt meine Hummusschale und zusätzlich ein Körbchen mit einem kleinen Fladenbrot - mit irgendetwas muss man den Hummus ja stippen. Auch wenn meine Portion auf den ersten Blick nicht sonderlich groß wirkte, war sie von der Menge her mehr als ausreichend: All die Kichererbsen und Bohnen sowie das Öl sind sehr sättigend. Geschmacklich war meine Mahlzeit exzellent und wurde komplett aufgegessen.
Tatsächlich bin ich nun ein bisschen traurig darüber, dass Sachsenhausen in meinem Alltag für mich so schlecht erreichbar ist, denn ich würde gerne nochmals in der Hummus Küch' essen. Im Sommer, zumindest entnehme ich das den vor dem Laden aufgestapelten Bierbänken, dürfte das Platzproblem auch kleiner sein.
Die Hummus Küch' ist an der Textorstraße 31.
Manchmal ist es schon praktisch, diesen Blog zu haben. So konnte ich eben meinen Bericht vom Dillon-Konzert in der Frankfurter Alten Oper nachlesen. Zwar hatte ich noch gut im Gedächtnis, dass man von Dillon so gut wie nichts sehen konnte, aber bezüglich der Songauswahl oder anderer Ereignisse hätte ich wenig sagen können.
Letztlich ließ uns das Frankfurter Konzert, obwohl es durchaus schöne Momente hatte, nicht mit dem dringenden Wunsch zurück, die Künstlerin nochmals live zu sehen. Das änderte sich aber für meinen Freund mit Dillons letztjährigem Album "Kind", das ihm so gut gefiel, dass er sich zu Weihnachten Tickets für den Auftritt der Sängerin im Kölner Gloria wünschte.
Auf Facebook hatte man vorab lesen können, dass das Konzert ohne Support sei und pünktlich um 8 Uhr beginnen würde. Ganz war dem dann nicht so, erst gegen halb neun betrat Dillon die Bühne - im engen Rollkragen, in den sie immer wieder ihre Haare stopfte, einer weiten weißen Hose und mörderische hohen Plexiglasschuhen. Mit dabei waren zwei junge Männer als Begleitmusiker, die vorgestellt wurden - möglicherweise waren ihre Namen Flo und Samir. Sie spielten Laptop/Keyboard sowie elektrische Drums, ein weiteres Keyboard stand Dillon selbst zur Verfügung. Sie verbrachte aber längst nicht, wie das anscheinend damals in Frankfurt der Fall war, das ganze Konzert dahinter. Hinterm Keyboard befand sich auch relativ versteckt ein Tulpenstrauß in einer Vase, der das minimalistische Bühnenbild komplettierte.
Bezüglich der Sicht auf Dillon wurde man im Vergleich zu Frankfurt geradezu verwöhnt. Ihr erstes Lied "Kind", bei dem die Stimme ihres Duettpartners Dirk von Lowtzow eingespielt wurde, sang sie in der Mitte der Bühne, allerdings seitlich zum Publikum, und tanzte auch ein wenig. Gut, Dillon wurde das ganze Konzert lang nicht direkt beleuchtet, so dass es eher schwierig war, Fotos zu machen, und die Nebenmaschine lief auch immer wieder. Aber man konnte doch durchaus sehen, was auf der Bühne vor sich ging. Auch die dem Publikum abgewandte Haltung gab die Künstlerin schnell auf.
Dillon, so steht es in jedem Bericht, kam im Alter von vier Jahren mit ihrer Mutter von Brasilien nach Deutschland, wohnte zunächst in Köln und lebt mittlerweile in Berlin. Besagte Mutter ist wohl in Köln geblieben, denn eines der ersten Lieder auf der Setliste wurde mit den Worten "Hallo Mama" und einem geflüsterten " I Love You" ihr gewidmet.
Viel gesprochen wurde ansonsten nicht, wir kamen aber immerhin wieder, wie auch damals in Frankfurt, in den Genuss der Publikumsanimation, bei "Tip Tapping" mitzusingen. Lustig war dabei sowohl, dass Dillon den Beleuchter anwies, ein bisschen Licht zu machen, und sofort hinzufügte "aber nicht ZU viel!" Die Kölner Sänger wies sie dann an, etwas leiser zu singen (erlebt man sonst ja ausschließlich umgekehrt) und hielt das Lied dann auch recht kurz - vielleicht überzeugte unser Chor einfach nicht.
Übrigens wurde ein Publikumsmitglied auch sehr energisch angewiesen, seine Blitzaufnahmen zu unterlassen, aber dafür habe ich volles Verständnis - auch wenn man es nicht zwingend dunkel haben möchte, ist es nervig und unhöflich, ohne Erlaubnis angeblitzt zu werden. Nervig fand ich dann allerdings auch das Strobo-Licht, dem das Publikum bei mindestens drei Songs intensivst ausgesetzt wurde.
"Tip Tapping" hatte übrigens nicht auf der für uns sichtbaren Setliste gestanden, wurde also offensichtlich spontan eingefügt. Später, im Zugabenteil, wurde diese noch ein zweites Mal geändert. Das reguläre Set endete, wie auch das aktuelle Album, mit "2. Kind", bei dessen Ende Dillon mit auf die Lippen gelegtem Finger verhinderte, dass das Publikum zu früh applaudierte.
Im Zugabenteil wurde, wie auch in Frankfurt, das Cover "Wicked Games" gespielt, das sich offenkundig seit vielen Jahren in der Setliste hält. Gut, "Thirteen Thirtyfive" ist, obwohl es vermutlich viele mit Dillon verbinden, ebenfalls ein Cover. Jens Lekman spielte seine Komposition auch beim letzten Auftritt in Köln. Bei "Wicked Games" ermahnte Dillon ihre Musiker, dass das Tempo zu schnell für sie sei, der Song wurde dann aber einfach langsamer weiter gespielt, kein Neuanfang nötig. Anschließend begann "Lullaby", was Dillon zunächst verwirrte - es war zweite Song, der eigentlich nicht auf der Setliste stand. Sie brach zunächst ab, sagte dann entschlossen "Also gut, "Lullaby" und etwas unsicher "Das ist doch jetzt "Lullaby", oder?" - und sang den Song. Ihre hohen Schuhe zog sie hierfür aus, wie ich annahm, weil sie vermutlich mittlerweile ganz schön weh taten. Dem war aber wohl nicht so, denn nach dem Lied schlüpfte sie mit den Worten "So, das Wiegenlied ist vorbei" wieder hinein.
Nach "Forward" und "Abrupt Clarity" endete dieses annähernd normale Konzert. Gerade zum Ende hin hatte Dillon beinahe ausgelassen zu ihren Lieder getanzt. Vielleicht gewöhnt sie sich ja langsam an die Liveauftritte?
Setliste:
Kind
Stem & Leaf
Shades Fade
From One to Six Hundred Kilometers
Matter of Time
You Cover Me
Thirteen Thirtyfive
Tip Tapping
Evergreen
Regular Move
This Silence Kills
The Unknown
Lightning
Killing Time
Contact Us
2. Kind
Wicked Games (The Weeknd Cover)
Lullaby
Forward
Abrupt Clarity
Endlich mal wieder Klamotten im Monatsrückblick! Im Februar reiste ich kurz nach Berlin und verbrachte dort zum ersten Mal in meinem Leben längere Zeit im KaDeWe. Wie bereits vermutet kann man dort Artikel diverser Marken erwerben, die ich sonst nur per Internet bestellen könnte, hinzu kommen auch noch diverse Designershops - im KaDeWe könnte man sich bei Bedarf ein Chanel-Kostüm kaufen, Schuhe von Louboutin und dazu eine Tasche von Gucci oder Balenciaga.
Ganz so weit gehen meine finanziellen Mittel dann nicht, aber ich freute mich über diverse Marken-Shops, etwa von All Saints, Tory Burch, Ted Baker oder auch der Kosmetikmarke Charlotte Tilbury, die ich so in Frankfurt nicht erreichen könnte. Hinzu kam auch eine Verkaufsfläche der englischen Bekleidungsmarke Karen Millen - deren Kleidung gefällt mir häufig sehr gut, aber ich kaufe sie meist im Sale oder in Outlet-Shops - und Sale war hier zufälligerweise gerade.
Letztlich erwarb ich sowohl einen Mantel als auch ein Kleid und war ein wenig amüsiert darüber, dass die sehr freundliche Verkäuferin das mit "Und sonst hat nichts gepasst?" kommentierte: In meinen Augen war mein Einkauf schon ganz ordentlich.
Nachdem nun seit knapp 14 Tagen wieder richtig Winter mit Temperaturen unter null Grad vorherrscht, kam der Mantel erst selten zum Einsatz, trotz seines Webpelzkragens ist er nämlich nicht sonderlich warm. Das Kleid, dessen auffällige Nähte man auf dem Foto nicht gut sehen kann, wird ohnehin etwas auf seinen ersten Auftritt warten müssen. Aber er kommt bestimmt.
Wie die halbe Welt (so kam es mir zumindest vor) sah ich im Februar die Netflix-Serie Altered Carbon. In einer fernen Zukunft ist das, was die Persönlichkeit eines Menschen ausmacht, inklusive alle Erinnerungen, speicher- und übertragbar. Dadurch ist der Tod vermeidbar geworden: Die meisten Menschen tragen ein Backup von sich selbst im Nacken, und wenn der Körper stirbt, kann man dieses in einen neuen setzen. Billig ist das natürlich nicht, speziell, wenn man nicht irgendeinen Körper möchte, sondern eine geklonte Version des eigenen, gegebenenfalls als jüngere Ausgabe. Das können sich nur die Reichsten der Reichen leisten, und diese bilden nun als die sogenannten "Meths" (benannt nach Methusalem) die Elite der Menschheit, der quasi alles erlaubt ist.
Der Protagonist der Serie, Takeshi Kovacs, war ursprünglich Mitglied einer legendären Guerillagruppe und wird 250 Jahre nach seinem Tod in einem neuen Körper wiedererweckt, weil ein Meth ihn engagieren möchte, einen mysteriösen Mordfall (an dem Meth selbst, der dank eines extern gespeichteren Backups nun doch wieder lebt) aufzuklären. Gleichzeitig trachten diverse Gestalten dem wiedererweckten Kovacs nach dem Leben, und noch dazu nimmt er sich des Falls eines neu gewonnenen Freundes an, dessen Tochter nicht direkt getötet, aber so stark beschädigt wurde, dass sie nur noch in der virtuellen Welt existieren kann.
All das ist recht spannend ausgedacht, und die Serie nutzt ihre eigene Prämisse, dass Körper und Person keine Einheit mehr bilden, sehr ausführlich und unterhaltsam: Ein ermordetes kleines Mädchen wird seinen Eltern als erwachsene Frau zurückgegeben, weil sie sich keinen anderen Körper leisten konnten. An Allerheiligen wecken viele Familien längst verstorbene Verwandte für den einen Abend auf, so dass diese am Familienessen teilnehmen können - auch wenn die verstorbene Oma als tätowierter Biker zurückkehrt. Die Ehefrau des reichen Meths nimmt scheinbar an einer Party teil, doch tatsächlich ist ihre Tochter in ihrem Körper unterwegs. Mordopfer können, soweit ihr Nackenchip nicht zerstört wurde, gegen ihre Mörder aussagen.
Diese Gedankenspiele sind interessant und unterhaltsam, und sie werden auch interessant umgesetzt. Dennoch konnte ich mich nicht allzu sehr für die Serie begeistern. Die Charaktere blieben recht flach und waren mir auch nach zehn Folgen erstaunlich egal, weshalb ich Teile der Handlung schon wieder vergessen habe. Auch musste man sehr oft an andere Serien und Filme denken: Die Ästhetik der Zukunft etwa entstammt häufig Blade Runner, die bespielbaren Körper gab es in Dollhouse und, etwas anders, in Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D.
Seit Monaten schreibe ich an dieser Stelle, dass ich so wenig zum Lesen komme, aber im kurzen Februar beendete ich gleich zwei Bücher, beide auf Papier gedruckt. Was viel damit zu tun hat, dass ich in den letzten Wochen viel Zeit darauf verwendete, in diversen Wartezimmern zu sitzen. Aber das ist nun glücklicherweise vorbei.
Ich las sowohl The Wicked Girls von Alex Marwood als auch The Husband's Secret von Liane Moriarty. Berichten werde ich über das erstgenannte Buch, das zweite gefiel mir aber ebenfalls sehr gut.
Alex Marwood ist das Pseudonym der englischen Schriftstellerin Serena Mackesy, die unter ihrem eigenen Namen ebenfalls einige Bücher veröffentlicht hat, die ich aber nicht kenne. Unter dem Namen Alex Marwood hat sie bislang drei Büche geschrieben, und neben dem gerade gelesenen kenne ich auch The Killer Next Door - Platz 1 meiner Bücher-Jahrescharts 2017.
Für beide Marwood-Romane braucht man einen starken Magen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. The Killer Next Door ist gut und spannend, stellenweise aber ziemlich ekelerregend. The Wicked Girls dagegen ist ebenfalls spannend, bezieht sich aber auf eine Thematik, die auch ohne grausame Szenen manchmal schwer zu verdauen ist.
In England gibt es zwei reale, sehr bekannte Fälle, in denen Kinder für den Tod anderer Kinder verantwortlich waren. 1993 wurde der dreijährige James Bulger von zwei Zehnjährigen ermordet. Die elfjährige Mary Bell erwürgte 1968 zwei Kleinkinder. Beide Fälle führten verständlicherweise zu internationalem Entsetzen - wer kann sich schon vorstellen, dass derart junge Kinder Morde begehen könnten?
Eine ähnliche, stellenweise an den Bulger-Fall erinnernde, Geschichte bildet die Grundlage von The Wicked Girls, allerdings spielt der Großteil der Handlung in der Gegenwart und beschäftigt sich mit der Frage, was "aus einem wird", wenn man als Kind durch eine einzige, zweifellos furchtbare Tat fürs Leben gebrandmarkt wurde. Die Protagonistinnen Bel und Jade, heute Amber und Kirsty, lernten sich an einem Sommertag des Jahres 1986 kennen und wurden im Laufe des Tages und als Folge vieler unglücklicher Entwicklungen die Mörderinnen der kleinen Chloe. Beide verbrachten nach einer Aufsehen erregenden Gerichtsverhandlung ihre restliche Jugend in Erziehungsheimen und machten dort sehr unterschiedliche Erfahrungen, was dazu führt, dass in der Gegenwart Kirsty eine glücklich verheiratete Journalistin und Mutter ist, während Amber die nächtliche Reinigungstruppe eines Vergnügungsparks leitet.
Als in dem Vergnügungspark ein Mord geschieht und Kirsty darüber berichten soll, treffen sich beide Frauen wieder. Beide bekommen große Angst, dass der neue Mord, mit dem sie eigentlich nichts zu tun haben, dazu führen könnte, dass sie als die Täterinnen von damals erkannt werden und ihre neuen Existenzen - keine von beiden hat in ihrem persönlichen Umfeld ihre wahre Identität preisgegeben - vernichtet werden.
Hier zeigt sich auch, dass Serena Mackesy selbst als Journalistin gearbeitet hat, denn zum einem kann sie recht detailliert und glaubwürdig von Kirstys Alltag als freie Journalistin erzählen, zum anderen legt sie den Schwerpunkt der Geschichte auf die Reaktionen der Presse und der Öffentlichkeit, als sich der Kreis um Kirsty und Amber immer enger zieht. Letztlich ist es dann auch diese Gewalt, das Aufstacheln der selbstgerechten Öffentlichkeit durch eine verantwortungslose und sensationslüsterne Berichterstattung, die ich als Leserin als am bedrohlichsten empfand - zumal all das nicht weit von der Realität entfernt zu sein schien.
Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, ob man den heutigen Sendeschluss rechtmäßig als Musikvideo bezeichnen kann - auch, wenn er so aussieht. Andrew Winghart jedenfalls ist ein Choreograph, und das Video ist eine Tanz-Performance. Dass dazu auch Musik läuft, macht das Ganze irgendwie schon zum Videoclip, allerdings weiß ich gar nicht, von wem die Musik stammt.
Immerhin die Aussage der Tanzperformance ist aber mehr als klar: "Individuality threatens an environment that demands conformity."