Es gibt sicher Themen, bei denen es näher liegt, einen Comic (oder Graphic Novel) dazu zu schreiben, als den Tod der eigenen Eltern in hohem Alter. Genau das hat Roz Chast, Cartoonistin bei der renommierten Zeitschrift The New Yorker, aber bereits 2014 getan und Can't We Talk About Something More Pleasant? (deutsch: Können wir nicht über was Anderes reden?) veröffentlicht. Das Buch erzählt die Geschichte ihrer Eltern von 2001 - als beide bereits 90 Jahre alt waren - bis 2009, als nach Chasts Vater auch ihre Mutter verstarb.
Chast hatte als Kind sehr unter ihrer überaus dominanten Mutter zu leiden, was das Verhältnis zu ihren Eltern auch als Erwachsene trübte: Alles in ihrem alten Zuhause in einem unmodernen Teil von Brooklyn erinnert sie an ihre unglückliche Kindheit. Bei einem lange aufgeschobenen Besuch 2001 erkennt sie, dass ihre Eltern allein nicht mehr zurecht kommen und überredet sie schließlich über einen längeren Zeitraum, in ein Heim in Conneticut umzuziehen.
Nach dem dann erfolgtem Umzug sind die Probleme aber alles andere als gelöst: Chasts Vater leidet unter fortschreitender Demenz, im Heim stürzt er und wird kurzzeitig in ein Pflegeheim verlegt - als er schließlich stirbt, bleibt die Mutter allein zurück und benötigt eine zusätzliche Pflegerin. Die Alltagsprobleme und das Bangen wegen immer neuer Krankheiten werden begleitet von finanziellen Sorgen, denn - typisch USA - die allermeisten Kosten müssen aus dem Ersparten der Eltern gedeckt werden.
Die Geschichte wird untermalt von Episoden, in denen das vergangene Leben der Eltern erzählt wird, außerdem werden an manchen Stellen Fotos gezeigt, die daran erinnern, dass es sich bei den gezeichneten Figuren um echte Menschen handelt. Besonders rührend fand ich die Fotos, die Chast von den diversen "Sammlungen" in der aufzulösenden Wohnung der Eltern zeigt, mit Bergen von Stiften, Notizbüchern, Handtaschen und so weiter.
Die Konfrontation mit diesen Situationen führt bei Chast auch zu allgemeinen Gedanken, sowohl, was den Umgang der Gesellschaft mit den Alten und dem Sterben betrifft, als auch, was die eigene Existenz angeht - und das, was man selbst alles anhäuft und letztlich irgendjemand hinterlässt.
Das Buch schafft es aus meiner Sicht gut, das emotionale Wechselspiel zwischen Trauer, Überforderung, Schuldgefühlen, schönen Momenten und durchaus häufig auch Humor darzustellen. Andere sehen das nicht unbedingt so - in den Kritiken auf Goodreads wird von manchen bemängelt, dass Chast ihre Eltern durch die Darstellung so persönlicher Momente erniedrigt.
Dennoch scheint das Buch den meisten (wie mir) gut zu gefallen - es wurde in seinem Erscheinungsjahr in diverse Bestenlisten aufgenommen.
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