Gesehen: Februar 2018

by - März 06, 2018


Wie die halbe Welt (so kam es mir zumindest vor) sah ich im Februar die Netflix-Serie Altered Carbon. In einer fernen Zukunft ist das, was die Persönlichkeit eines Menschen ausmacht, inklusive alle Erinnerungen, speicher- und übertragbar. Dadurch ist der Tod vermeidbar geworden: Die meisten Menschen tragen ein Backup von sich selbst im Nacken, und wenn der Körper stirbt, kann man dieses in einen neuen setzen. Billig ist das natürlich nicht, speziell, wenn man nicht irgendeinen Körper möchte, sondern eine geklonte Version des eigenen, gegebenenfalls als jüngere Ausgabe. Das können sich nur die Reichsten der Reichen leisten, und diese bilden nun als die sogenannten "Meths" (benannt nach Methusalem) die Elite der Menschheit, der quasi alles erlaubt ist.

Der Protagonist der Serie, Takeshi Kovacs, war ursprünglich Mitglied einer legendären Guerillagruppe und wird 250 Jahre nach seinem Tod in einem neuen Körper wiedererweckt, weil ein Meth ihn engagieren möchte, einen mysteriösen Mordfall (an dem Meth selbst, der dank eines extern gespeichteren Backups nun doch wieder lebt) aufzuklären. Gleichzeitig trachten diverse Gestalten dem wiedererweckten Kovacs nach dem Leben, und noch dazu nimmt er sich des Falls eines neu gewonnenen Freundes an, dessen Tochter nicht direkt getötet, aber so stark beschädigt wurde, dass sie nur noch in der virtuellen Welt existieren kann.

All das ist recht spannend ausgedacht, und die Serie nutzt ihre eigene Prämisse, dass Körper und Person keine Einheit mehr bilden, sehr ausführlich und unterhaltsam: Ein ermordetes kleines Mädchen wird seinen Eltern als erwachsene Frau zurückgegeben, weil sie sich keinen anderen Körper leisten konnten. An Allerheiligen wecken viele Familien längst verstorbene Verwandte für den einen Abend auf, so dass diese am Familienessen teilnehmen können - auch wenn die verstorbene Oma als tätowierter Biker zurückkehrt. Die Ehefrau des reichen Meths nimmt scheinbar an einer Party teil, doch tatsächlich ist ihre Tochter in ihrem Körper unterwegs. Mordopfer können, soweit ihr Nackenchip nicht zerstört wurde, gegen ihre Mörder aussagen.

Diese Gedankenspiele sind interessant und unterhaltsam, und sie werden auch interessant umgesetzt. Dennoch konnte ich mich nicht allzu sehr für die Serie begeistern. Die Charaktere blieben recht flach und waren mir auch nach zehn Folgen erstaunlich egal, weshalb ich Teile der Handlung schon wieder vergessen habe. Auch musste man sehr oft an andere Serien und Filme denken: Die Ästhetik der Zukunft etwa entstammt häufig Blade Runner, die bespielbaren Körper gab es in Dollhouse und, etwas anders, in Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D.

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