Gelesen: Juli 2018

by - August 01, 2018

Nach der Erkenntnis, dass ich dieses Jahr weniger lese als je zuvor (zumal ich mit vielen angefangenen Werken nicht voran komme), habe ich im Juli kurzen Prozess gemacht und sowohl ein Papier- als auch ein Hörbuch beendet: Das eine ist Dinge geregelt kriegen - ohne einen Funken Selbstdisziplin von Kathrin Passig und Sascha Lobo, das andere How to be Famous von Caitlin Moran.


Das erstgenannte Buch fällt wohl im weiteren Sinne unter den Begriff "Selbsthilfeliteratur", verfolgt aber im Grunde eher den Zweck, dass man sich als prokrastinationsgeplagte Leserin zum einen selbst auf die Schulter klopfen kann, weil alles noch viel schlimmer sein könnte (Ich habe noch nie so lange Rechnungen und Mahnungen ignoriert, bis der Gerichtsvollzieher vorbei kam! Yeah!) und zum anderen erkennt, dass es sich um ein verbreitetes Phänomen handelt, gegen das anzukämpfen nur begrenzt Sinn hat - besser ist es, sich realistisch so zu sehen, wie man ist, und entsprechend zu agieren (indem man beispielsweise für zu erledigende Aufgaben feste Deadlines einfordert, falls diese nicht ohnehin gesetzt wurden) beziehungsweise Situationen zu meiden, die voraussehbar zu Problemem führen (zum Beispiel keine Verträge abschließen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt gekündigt werden müssen, wenn man das erfahrungsgemäß ohnehin nicht schafft).

Ich fand das Buch unterhaltsam und tatsächlich beruhigend. Und vielleicht hilft schon die Erkenntnis, dass man damit wahrlich nicht allein auf der Welt ist, die Schuldgefühle hinsichtlich der eigenen Aufschiebesucht einzudämmen.


How To Be Famous ist die Fortsetzung von How to be a Girl von Caitlin Moran, das ich hier bereits vorstellte. Wie der erste Teil dreht sich die Geschichte um die Musikjournalistin Johanna, die Mitte der 90er Jahre in London lebt. Nachdem sich der erste Roman damit beschäftigt hatte, wie Johanna ihr Zuhause verlässt und "die Welt kennenlernt", geht es um zweiten um die Erkenntnis, dass die Musik- und Unterhaltungswelt der 90er Jahre ziemlich frauenfeindlich ist - was Johanna am eigenen Leib erfährt, als sie sich auf einen One Night Stand mit einem beliebten Comedian einlässt, den sie sich anschließend zum Feind macht.

Mit gefiel an dem Buch vor allem die Schilderung einer Welt, die ich einerseits sehr gut zu kennen meinte. Anfang und Mitte der 90er Jahre verbrachte ich insgesamt zwei Jahre in England und las quasi jede Musikpublikation. Ich kenne so gut wie jeden Auftrittsort, den Johanna aufsucht, und  die Bands - zu Beginn des Romans werden gerade Oasis zu Superstars - natürlich auch. Andererseits erlebt man hier eben die Seite der Musiker und Musikjournalisten, mit der ich nie irgendetwas zu tun hatte. Nachdem in der Schilderungen viel Wahres enthalten sein dürften - und sie darüber hinaus auch häufig sehr unterhaltsam sind - hörte ich diese Teile sehr gerne.

Nicht ganz so gut funktioniert, dass Moran in diesem Roman sehr viele ihrer eigenen Erkenntnisse unterbringen möchte - was durchaus verständlich ist, denn nach wie vor sind die biographischen Parallelen zwischen Romanfigur und der Autorin offensichtlich. Da Moran aber (wie Johanna) hauptsächlich Kolumnen schreibt, gerät aber auch der Roman des öfteren zu einer solchen. Entweder ist es Johannas neue Freundin Suzanne, die in langen Monologen durchaus richtige Erkennsnisse zum Feminismus verbreitet, oder es ist Johanna selbst, die gegenüber ihrem Freund und Schwarm ihre Meinung zur dessen mangelnder Wertschätzung weiblicher Fans quasi als Kolumne übermittelt - und die auch später, als es um ihre eigene Sichtweise hinsichtlich ihrer Diffamierung durch den Comedian geht, letztlich einen langen Text dazu verliest.

Dennoch empfand ich den Blick auf diese gleichsam vertraute und fremde Welt als sehr interessant, und falls es einen dritten Teil geben sollte, werde ich diesen sicherlich auch anhören.

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