Neulich in Island, Tag 2: Landmannalaugar


Für Tag 2 der Reise war bereits einer der aufregendsten Programmpunkte vorgesehen, weil wir eine Fahrt  geplant hatten, für die wir die geteerten Straßen verlassen mussten - so ist das eben bei einer Rundreise, da kann man keine Rücksicht darauf nehmen, dass wir uns an das Mietauto noch gar nicht so gut gewöhnt hatten.

Von unserer kleinen Fischerhütte in Eyrarbakki fuhren wir ins Hochland - was in Island bedeutet, einen Bereich der Insel zu besuchen, in dem so gut wie niemand lebt, und den man auch nur über nicht ausgebaute Straßen erreichen kann. Hier war der Allradantrieb des Mietautos definitiv notwenig, im Winter sind die Straßen auch gerne einmal gesperrt.



Was einem auch passieren kann, ist, dass man mal eben mit dem Auto durch einen kleinen Fluss fahren muss, das sogenannte Furten. Im Vorfeld hatten wir uns mit dem Thema auseinandergesetzt, das in diversen Erfahrungsberichten behandelt wird. Es gibt viele Tipps dazu, wie man die beste Stelle am Ufer findet, um ein Gewässer unfallfrei zu durchqueren, und auch diverse Horrorgeschichten über festgefahrene Reifen oder gar Autos, die vom Fluss mitgerissen wurden. In unserem Mietwagen befand sich auch ein großer Aufkleber auf der Beifahrerseite, der darauf hinwies, dass Schäden, die beim Furten entstünden, in keinem Fall von einer Versicherung gedeckt seien. Die mit dem Thema verbunbdenen Ängste waren bei uns sehr groß, aber ungleichmäßig verteilt. Mein Freund hatte deshalb auch extra eine etwas längere Strecke gewählt, bei der das Furten laut Internet nicht erforderlich sein würde. 

Die Schotterstraßen entpuppten sich aber auch so als viel aufregender als erwartet, die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h erwies sich als absolut utopisch, weil das Lenken viel zu schwierig war. Immer wieder begegneten wir anderen Autos, dennoch hatte ich bald das Gefühl, weitab der Zivilisation zu sein. Die Umgebung wurde auch immer Mondlandschaft-artiger. Kurz vor dem Ziel überholte uns aber noch ein Reisebus und nahm uns jede Illusion, dass wir hier etwas besonders Ungewöhnliches unternahmen. Gleichzeitig wurden die Berge um uns herum aber immer schöner.



Unser Ziel war der Campingplatz im Naturschutzgebiet Landmannalaugar. Hier parkten schon (kostenpflichtig) diverse andere Autos. Die Zelte des Campingplatzes waren auf dem Lava-Untergrund errichtet und von außen mit Steinen gesichert. In Holzhütten befanden sich Duschen, Toiletten und Informationsstände. Ganz hinten konnte man auch eine heiße Quelle sehen, in der viele Camper das warme Wasser genossen.

In unserem Wanderführer hatte ich eine mittelschwere Wanderung ausgesucht, die zweieinhalb Stunden dauern sollte. Wir fanden den Einstieg nicht sofort und folgten letztlich all den anderen Wanderern - was insofern nicht ganz korrekt war, als wir den Rundweg aus meinem Buch so in umgekehrter Richtung gingen.



Der Weg begann relativ harmlos, wir gingen durch ein Tal, passierten diverse der hier besondern schönen bunten Berge, allerdings merkte ich bald, dass wir gemessen an unserem Fortschritt mit der veranschlagten Zeit wohl nicht auskommen würden. Dann ging es mit einem Mal steil bergauf - 500 Höhenmeter hatte ich in der Beschreibung gesehen und als unproblematisch abgetan, allerdings auch nicht damit gerechnet, dass wir sie quasi in einem Stück gehen müssten. Wäre nicht alles sehr gut gekennzeichnet gewesen, hätte ich gedacht, dass wir unmöglich auf dem richtigen Weg sein könnten.



Immer wieder entschädigten uns großartige Ausblicke für die Strapazen - auch, als sich nach dem Erreichen des Gipfels herausstellte, dass wir noch einen weiteren, höheren erklimmen mussten. Zum Ende hin, als die Berge bereits überwunden waren, wurden wir noch mit schwefeligen Gaswolken aus dem Boden und einem Weg durch ein Lavafeld belohnt.



Einen Schreckmoment gab es dann, als wir den Campingplatz nach der Wanderung, die etwas doppelt so lange gedauert hatte wie erwartet, schon wieder glücklich erreicht hatten: Mein Freund konnte statt des Austoschlüssels nur noch dessen Europcar-Anhänger finden und dachte zunächst, der Rest läge noch irgendwo auf der Strecke. Wir sahen uns bereits verzweifelt das Vermietungsunternehmen anrufen, da tauchte der Schlüssel doch wieder auf - anders als mein Rucksack-Brustgurt, der wohl nun irgendwo auf dem Brennistein liegt.



Mein Freund ließ es sich dann auch nicht nehmen, doch noch durch einen Fluss zu furten: Der Parkplatz wurde nämlich durch einen Bach geteilt, und wer zum Hauptteil wollte, durchquerte diesen per Auto. Das sah zwar gefährlich aus, aber nachdem es so viele Autofahrer offensichtlich ohne Schaden schafften, fuhr auch mein Freund unseren Jimny einmal durch den Fluss und wieder zurück. Selbst das war mir persönlich zu aufregend, weshalb ich es von außen verfolgte und dokumentierte.



Eigentlich hatten wir vorgehabt, auf dem Rückweg noch zwei Wasserfälle zu besuchen, ließen den Plan aber angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit und auch, weil wir an diesem Tag schon so viele tolle Eindrücke gesammelt hatten, fallen. Unsere Hütte in Eyrarbakki erreichten wir auch so wieder erst gegen 21 Uhr. Hier kochten wir uns noch etwas - im Rahmen der Auswahl unserer Übernachtungsmöglichkeiten hatten wir vielfach Unterkünfte für Selbstversorger gewählt, um die Kosten nicht durch häufiges abendliches Essengehen zu steigern.





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