Gelesen: März 2020

by - April 12, 2020



Aktuell steht Deutschland unter weitgehendem Hausarrest, was doch eigentlich bedeuten sollte, dass man viel Zeit zum Lesen hat. Für mich stimmt das so nicht : Mein Berufsleben findet genauso statt wie sonst (was natürlich super ist, ich wünsche mir keineswegs Kurzarbeit herbei), und die Tatsache, dass ich aktuell wochentags nicht über 100 Kilometer einfach mit der Bahn fahre bedeutet, dass diese Lesezeit erst einmal gestrichen ist. Eigentlich sollte man meinen, dass sie für andere Dinge (oder einfach lesen, aber daheim) zur Verfügung stünde, aber irgendwie ist die Zeit... weg! Gut, die Tatsache, dass ich morgens eine Stunde später aufstehe erklärt sehr einfach den Verlust der einen Pendelstunde, die andere versickert wohl irgendwie anderweitig.

Es ist also eher nicht damit zu rechnen, dass ich im April mehr Bücher als sonst beenden werde, im März schaffte ich immerhin zwei: Was man von hier aus sehen kann von Mariana Leky als Hörbuch und Nick Cave von Tino Hanekamp als "richtiges". Hier berichten werde ich über das erstgenannte, auch, wenn das nicht ganz einfach ist.

Was man von hier aus sehen kann fiel mir irgendwann in der Spiegel-Bestsellerliste auf, weil es eines der wenigen enthaltenen Bücher war, unter denen ich mir nicht sofort etwas vorstellen konnte. Es ließ sich vom Titel her nicht in die dominanten Kategorien Thriller, Krimi oder Romanze einordnen. Als ich dann noch in der Beschreibung las, dass es im Westerwald spielt (was man nun nicht von vielen Büchern sagen kann), war ich interessiert.

Auch, wenn man das Buch gelesen hat, fällt es schwer, es zu kategorisieren. Grundsätzlich wird aus der Perspektive der jungen Luise ein fiktives Dorf uns dessen Bewohner über einen längeren Zeitraum beschrieben. Dreh- und Angelpunkt der Dorfgemeinschaft ist Luises Großmutter Selma. Wenn diese nachts von einem Okapi träumt, wird innerhalb von 24 Stunden nach dem Traum jemand aus ihrem Umfeld sterben. Zunächst dreht sich die Handlung also um die Reaktionen der Bewohner auf diese Nachricht und die Dinge, die sie meinen, vor ihrem eventuellen Tod noch schnell erledigen zu müssen. Die Geschichte bleibt dann über den letztlichen Todesfall hinaus bei der Figurengruppe und erzählt einen Zeitraum von etwa 24 Jahren.

Dabei ist Realismus ganz klar nicht das oberste Ziel - so verständig wie zwischen Luise und Selma oder auch anderen Figuren findet Kommunikation im echten Leben eher nicht statt, und natürlich ist auch der Okapi-Aufhänger nicht gerade aus der Realität gegriffen. Dennoch werden die teilweise durchaus skurrilen Figuren so geschildert, dass man sie gern hat und ihnen Gutes wünscht, und das ohne in Regionalkitsch zu verfallen oder irgendetwas zu romantisieren. Als Referenz dieses "einfach mal so" Erzählens käme mir noch am ehesten John Irving in den Sinn.

Das Hörbuch wird von der Schauspielerin Sandra Hüller vorgelesen, was mir stilistisch eher weniger gefiel - ich finde, der Text wurde teils allzu sanft und zögerlich gelesen. Mit der Zeit habe ich mich aber daran gewöhnt.

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