Neulich im Museum (3): Moco Museum Amsterdam

by - April 08, 2023


Unser Aufenthalt in Amsterdam am letzten Wochenende war zwar eher kurz (Freitagabend bis Sonntagnachmittag), dennoch hatten wir mehr Zeit zu Verfügung, als der Besuch der bereits erwähnten Vermeer-Ausstellung in Anspruch nahm. Also wollten wir am Sonntagvormittag noch gerne zum zweiten Mal das Van Gogh-Museum besuchen, was aber nicht möglich war: Als ich mich etwa eine Woche vor der Reise über Tickets informierte, war das Wochenende bereits komplett ausverkauft.



Ich suchte via Google nach anderen beliebten Museen in Amsterdam und stieß auf das Moco Museum: Es handelt sich um eine private Sammlung von Werken aktuell beliebter Künstler, die in einer Stadtvilla nahe des Rijks- und des Van Gogh-Museums untergebracht ist und unter anderem mit Werken von Banksy und einem Yayoi-Kusama-Raum wirbt. Die Google-Rezensionen des Museums erwiesen sich als durchaus zwiespältig - die einen sprachen von einem tollen Erlebnis, andere dachten, der Museumsshop habe letztlich mehr zu bieten als das doch recht kleine, aber gleichzeitig teure und überlaufene Museum.




Wir entschlossen und dennoch, einen Besuch zu wagen, und ergatterten am Sonntagmorgen noch zeitgebundene Tickets im fürs Wochenende ebenfalls schon recht ausverkauften Onlineshop - wir bezahlten pro Person knappe 22 Euro, die Preise variieren ein wenig je nach Tageszeit. Als wir die Villa erreichten, stellte sich allerdings heraus, dass wir auch noch vor Ort Eintrittskarten bekommen hätten können, unser Vorabkauf beschleunigte den Einlass auch nicht.



Dass unser Zeitfenster nicht komplett ausverkauft war, hätte man im Angesicht der Besuchermassen sicherlich nicht vermutet. Wir wurden zunächst ins Dachgeschoss der Villa geschickt, wo es unter anderem insgesamt drei Stühle des Künstlers KAWS zu sehen gab, die allesamt aus ermordeten Stofftieren zu bestehen schienen. Außerdem wurden einige Street Art-Bilder von JR gezeigt, im Flur hing unter anderem ein Damien Hirst-Bild. Überall drängten sich die Besucher, so dass man häufig kurz warten musste, bis man einen der kleinen Räume betreten konnte. 



Zu Bildern des iranischen Künstlerduos Icy & Sot konnte man zusätzlich eine App auf sein Smartphone laden, die die Werke zusätzlich animierte, wenn man die Kamera auf sie richtete. Bei den beschreibenden Erläuterungen der Bilder wurde vielfach deutlich, dass diese sich nicht an regelmäßige Museumsbesucher richteten, da diese häufig auch "Basics" erklärten - zu einem Bild von Hayden Kays, das nur den Satz "I don't believe in God, but she doesn't mind" zeigt, wird beispielsweise erläutert, dass die Vorstellung von einer weiblichen Gottheit in der vorchristlichen Zeit durchaus verbreitet war.



Ein Stockwerk tiefer fanden wir dann auch die Künstler, mit denen das Museum recht offensiv auf Plakaten wirbt: Von Andy Warhol, Keith Haring, Jean-Michel Basquiat und Jeff Koons gab es in den in den beiden oberen Stockwerken jeweils sehr kleinen Zimmern á ca. 10 Quadratmeter je ein Werk zu sehen, der Yayoi Kusama-Raum enthielt letztlich drei ihrer berühmten Kürbis-Bilder, war aber nicht, wie ich ein wenig gehofft hatte, einer ihrer "Infinity-Räume". Den Rest des Stockwerks nahm eine NFT-Ausstellung ein, die uns nicht sonderlich interessierte.



Im Erdgeschoss erwartete uns dann eine überraschend große Anzahl von Banksy-Originalen, zu denen das Museum zudem wiederholt betonte, sie seien allesamt durch Repräsentanten des Streetart-Künstlers autorisiert. Hier war das Gedränge aufgrund der deutlich größeren Räume weniger stark wahrnehmbar.



Damit hatten wir in einer knappen Stunde das Museum komplett erkundet - im Keller erwarteten uns und die anderen Besucher dann doch noch Infinity-Räume, die von Studio Irma für das Museum gefertigt wurden und wie viele andere Bereiche dazu einladen, das eine oder andere Instagram-Foto zu veröffentlichen. Zuletzt kann man noch einige Skulpturen im Garten betrachten und zum Teil auch  darauf klettern - auch hier bietet es sich geradezu an, Fotos zu machen.



Wir waren durch die Google-Rezensionen vorgewarnt gewesen und können bestätigen, dass man dem Museum sehr stark anmerkt, dass es sich um ein privates Unternehmen handelt, das im Wesentlichen mit einer großen Zahl von Besuchern Geld verdienen will - das spiegelt sich in den Eintrittspreisen, der trotz buchbarer Zeitfenster zu großen Besucherzahl und der Werbung mit den Namen bekannter Künstler, von denen letztlich je ein Werk vorhanden ist. Eine zweite Niederlassung befindet sich übrigens in einer anderen Touristenhochburg: Barcelona.



Dennoch würde ich sagen, dass sich ein Besuch lohnen kann, wenn man sich der Bedingungen (inklusive des für das Gebotene doch recht stolzen Preises) bewusst ist - zumal man immerhin eine recht beachtliche Zahl Banksy-Originale betrachten kann. Wenn man die Möglichkeit hat, empfiehlt es sich zusätzlich sicher, eines der frühesten Zeitfenster des Tages zu wählen, dann ist das Museum nach eigenen Angaben noch nicht allzu voll.


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