Gelesen: November 2015
Von Claire North habe ich nun schon einen ganzen Haufen Bücher gelesen, denn unter dem Pseudonym Kate Griffin schrieb die Engländerin die bei mir höchst beliebten Romane über und um Londons "Midnight Mayor". Als Claire North hat sie bereits den Roman The First Fifteen Lives of Harry August veröffentlicht, über den ich im Rahmen meiner Monatsrückblicke auch schon berichtet habe. Während die Romane ums magische London allesamt irgendwie zusammenhängen und im selben Universum spielen, stehen die Claire North-Bücher bislang für sich allein, haben aber dennoch eine in ihrer Ungewöhnlichkeit ähnliche Struktur.
Das ergibt keinen Sinn? Nun, besser kann ich es nicht erklären. Die Romane sind handlungstechnisch völlig unabhängig voneinander, haben aber gemeinsam, dass sie zwar in unserer Realität spielen, aber die Hauptpersonen völlig irrwitzige Eigenschaften haben. Harry August aus dem ersten Roman wird wieder und wieder neu geboren und kommt dabei stets am selben Tag, unter denselben Umständen auf die Welt - was er dann mit seinem Leben anstellt, ist aber ihm überlassen, und er kann sich an seiner vorherigen Leben erinnern. Im zweitem Roman, Touch, den ich im November las, ist der Erzähler Kepler ein Geist. Er / sie hat keinen eigenen Körper, kann aber lebende Menschen bewohnen, die dann für diesen Zeitraum "ausgeschaltet" sind. Per Berührung kann er den "Wirt" wechseln und macht das so seit Jahrhunderten - teils mit Zustimmung der von ihm ausgewählten Personen, teils ohne. Am Ende von Touch gibt es eine Vorschau zum nächsten Roman von Frau North, Forget Me Not. Inhalt: Ein Mädchen wächst auf und erkennt, dass es den Menschen in ihrem Umfeld schwerer und schwerer fällt, sich an sie zu erinnern, bis sich schließlich niemand mehr ihre Existenz merken kann.
Kommen wir aber zurück zu Touch: Die Geschichte um von Menschen Besitz ergreifende Geister sowie Gruppierungen, die diese vernichten wollen, hat mich sehr gefesselt. Zum einen ist es spannend, in die Welt aus der Sicht von Kepler einzutauchen, der / die jede Person sein kann, die er / sie gerade sein möchte. Die Implikationen einer derartigen Existenz werden glaubhaft dargestellt. Das moralische Dilemma, in dem einem einerseits die Geister relativ sympathisch sind, man andererseits aber natürlich Mitleid mit den von ihnen gegebenenfalls für Jahrzehnte unfreiwillig bewohnten Menschen hat, war ebenfalls sehr interessant. Ich denke, ich werde auch den nächsten Roman von Frau North lesen.
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