Neulich am Take That-Sonntag (2)

by - Juni 04, 2020


Natürlich über den Twitter-Feed von Frau Rützel hatte ich letzte Woche erfahren, dass Take That, wie so viele andere Musiker in der aktuellen Corona-Zeit, ein Streaming-Konzert geben würden - gesponsort von einer Versicherungs-Vergleichsplattform und für einen guten Zweck. So sehr mich diese Information zunächst begeisterte, so schnell vergaß ich sie im Anschluss gleich wieder - um mich erst daran zu erinnern, als ich am Pfingstsonntag mein Take That-Buch zur Hand nahm.

Das Konzert hatte bereits am Freitag stattgefunden und war bei Youtube live übertragen worden - glücklicherweise kann man es aber nach wie vor komplett auf der Plattform ansehen, und so versüßte ich meinem Freund und mir (na gut, hauptsächlich mir) den Nachmittagskaffee, indem wir uns das 40 Minuten lange Konzert ansahen.



Ehrlich gesagt habe ich Take That in den letzten Jahren gar nicht verfolgt und weiß erst seit dem Konzert, dass die Band aktuell existiert, Alben veröffentlicht und auf Tour geht - allerdings nur zu dritt. Robbie Williams ist zwar nach seinem spektakulären Bandausstieg 1995 im Jahr 2010 zurückgekehrt, aber nur bis 2012, und Jason Orange ist seit 2014 ebenfalls nicht mehr dabei. Für das Freitagskonzert war aber zumindest Robbie Williams als Gast angekündigt worden.


Was nun die Bezeichnung "live" angeht, konnte man beim Ansehen durchaus seine Zweifel bekommen. Während zu Beginn die zunächst drei Musiker (Gary Barlow, Mark Owen und Howard Donald) durchaus so wirkten, als seien sie eben alle bei sich zu Hause, und zwar dort, wo es ihnen individuell als passend erschien (Gary an diversen Keyboards, Mark in einer Garage und Howard auf einem Sitzsack im Wohnzimmer), zeigte sich schnell, dass hier alles gezielt durchgeplant war: Schon am Ende des ersten Songs "Greatest Day" (von 2008 und mir vorab unbekannt, klang aber sehr nach Take That) wurden an allen verschiedenen Orten gleichzeitig Luftschlangen geworden, und Luftballons schwebten durchs Bild.

Für mich, die die Band schon lange nicht mehr bewusst betrachtet hatte, war es natürlich auch interessant, zu sehen, wie diese aktuell aussieht. Wohl aus ausgleichender Gerechtigkeit sieht das ursprünglich unattraktivste Bandmitglied Gary Barlow heutzutage am besten und gesündesten aus, während der einst sehr umschwärmte Mark Owen nun zehn Jahre älter wirkt als seine Kollegen und einen Schnurrbart hat. Howard Donald liegt irgendwo in der Mitte, wobei seine etwas ausladende Frisur vielleicht Corona-Gründe hat.

Für das zweite Lied "Shine", bei dem Mark Owen die Lead Vocals singt, stellte dieser (zur sichtlich gespielten Verwunderung seiner Kollegen) als erstes eine Trittleiter in seiner Garage auf, um diese dann Showtreppen-artig herabschreiten zu können - was zu lustigen Corona-Metaphern in sozialen Netzwerken führte:


Auch Robbie Williams Auftritt wurde mit Witzen eingeleitet - zunächst sah man ihn in "versehentlichen" Zwischenschnitten Tee kochen, dann hatte er Einwahlprobleme, schließlich reichte er seinen Kollegen "von Bild zu Bild" die Teetassen weiter, wobei Gary seinen sofort von der ursprünglichen Robbie Williams-Tasse in ein bereit stehendes Gary Barlow-Gefäß umfüllte.

Es folgte der alte Hit "Back for Good", anschließend sangen Gary und Robbie gemeinsam "The Flood", das ich ebenfalls vorher nicht kannte, von dem ich aber dank meiner Lektüre des Anja Rützel-Buchs nun weiß, dass es quasi das Versöhnungslied der beiden zwischenzeitlich zutiefst zerstrittenen Musiker darstellt, also einen großen symbolischen Wert hat.


Weiter ging es mit "Pray" von 1993, und wieder dank Frau Rützel weiß ich nun zu schätzen, dass dieser Song die bekannteste Choreographie im Gesamtwerk der Band aufweist, die nun prompt auch aufgeführt wurde - clever wurden die vier Musiker, die alle vor Green Screens standen, nebeneinander geschnitten, um kurz die Illusion eines gemeinsamen Tanzes zu schaffen.

Nach einem etwas verstörenden Interview mit Robbie, in dem dieser erzählte, er sei im Traum Paul McCartney begegnet, der in der Tate Modern ein riesiges Ohr aus Mahagoni ausgestellt habe und ihm erzählt habe, dieses sei unglaublich profitabel für ihn, kam auch schon das Finale in Form von "Never Forget", für das Howard, der hier die Hauptstimme singt, sich extra als König verkleidete. In den letzten Takten wurden zusätzlich diverse "Zuschauer" gezeigt, die ebenfalls mitsangen und -tanzten.


So richtig live und spontan war hier sicherlich nichts, so viel ist klar, aber zumindest ich fühlte mich durch diese humorvollen und irgendwie liebenswerten 40 Minuten Take That durchaus hervorragend unterhalten.

Wer sich das Video nun auch ansehen möchte sei vorausgewarnt, dass es vom Maskottchen des Sponsors, einem animierten Erdmännchen mit russischem Akzent, moderiert wird - das lässt sich aber leicht ignorieren.

Setliste:

Greatest Day
Shine
Back for Good
The Flood
Pray
Never Forget


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