Neulich im Pflanzenparadies: die Wilhelma in Stuttgart
Kürzlich verbrachte ich eine Ferienwoche im Nordschwarzwald, und anlässlich eines Tagesausflugs nach Stuttgart ergab sich die Gelegenheit, den dortigen Zoo Wilhelma zu besuchen. Dabei hatte ich zwecks Vorbereitung ein bisschen geschlampt: Zwar hatte ich bereits Wochen vorher den zugehörigen Instagram-Kanal abonniert und war deshalb bestens im Bilde über die aktuell vorhandenen niedlichen Schneeleopardenbabies. Allerdings hatte ich auf der Website des Zoos zwar gelesen, dass es keine besonderen Zugangsbeschränkungen gab (also zum Beispiel kein Impfnachweis vorgelegt werden musste - das ist seit dieser Woche übrigens anders), dabei aber übersehen, dass man zwingend im Voraus Eintrittskarten erwerben musste und diese auch nur begrenzt verfügbar waren. Zwar gelang es uns, am Vorabend des geplanten Besuchs noch Tickets für das Zeitfenster ab 12 Uhr zu ergattern, allerdings war das offizielle Wilhelma-Parkhaus bereits ausgebucht.
Eine Eintrittskarte kostet übrigens stolze 20 Euro, das gebuchte Einlassfenster bezieht sich dabei nur auf die Ankunftszeit - ist man erst einmal im Zoo, kann man egal, wann man angekommen ist, so lange bleiben, wie man möchte.
Am Tag selbst parkten wir dann einfach in einem anderen Parkhaus im Wilhelma-Stadtteil Cannstatt, was kein großes Problem darstellte - außer, dass man im von uns gewählten Parkhaus Mühlgrün maximal vier Stunden parken darf, was, wie sich herausstellte, für einen Besuch der Wilhelma eigentlich zu wenig ist.
Bereits bevor wir überhaupt den Eingang des Zoos passiert hatten, sahen wir bereits wunderschön arrangierte Blumenbeete, die in meinen Augen sehr erfolgreich "durcheinander und wild" wirkten, es aber ganz offensichtlich nicht waren. Bei einem Zoo denkt man ja normalerweise erst einmal an Tiere, aber dank Instagram wusste ich bereits, dass die Wilhelma gleich über mehrere Gärten und zusätzlich jede Menge Gewächshäuser verfügt - beides stammt zum Teil aus der Gründungszeit im 19. Jahrhundert.
Und so führte uns unser erster Weg dann auch in die kunstvoll arrangierte Natur, wir besuchten den Maurischen Garten, in dem ein wunderschöner Seerosenteich von einem "Wandelgang" umgeben ist. In Letztgenanntem befindet sich auch die "Flüstergalerie", die Gespräche über eine Distanz von 40 Metern ermöglicht, was wir aber versäumten, auszuprobieren. Da der Wandelgang aber auch von vielen Familien als Ausruhplatz genutzt wurde, hätte es vielleicht ohnehin nicht funktioniert. Der Seerosenteich dagegen war in der Realität genauso toll, wie ich ihn auf Bildern gesehen hatte. Neben den riesigen Blättern der Seerose "Victoria amazonica" beherbergt er diverse Seepflanzen, von denen nicht wenige in Blüte standen. Am Teichrand blühten zusätzlich Lotusblumen. Das Ganze ist so malerisch, dass hier viele Besucher verweilen, einander versichern, wie hübsch das alles ist und eifrig Fotos machen - ich natürlich auch.
Direkt hinter dem See befindet sich das Maurische Landhaus von 1846 (das allerdings im Krieg zerstört und seitdem wieder aufgebaut wurde). Daran schließt sich eine Reihe historischer Gewächshäuser an, die wir als nächstes besichtigten. Ich war stolz, dass ich als Hobby-Schokoladentesterin und Pralinenherstellerin ohne Hilfe einen Kakaobaum erkannte, beindruckend waren zusätzlich auch Bananenpalmen mit Stauden der Früchte sowie Kokospalmen und Mangobäume - sowie vieles mehr.
Anschließend betraten wir noch kurz den Magnolienhain, der allerdings natürlich nur im Frühjahr blüht und dann sicherlich noch beeindruckender aussieht. Und damit hatten wir vielleicht ein Drittel der gesamten Gartenanlagen besichtigt, bevor wir uns nun doch den Tieren zuwandten.
Die Wilhelma ist nach Berlin der zweit-artenreichste Zoo Deutschlands und beherbergt fast 1200 Tierarten - demnächst wohl noch mehr, denn aktuell wird ein Australienhaus gebaut. Stichwort Häuser: Die meisten von ihnen waren wie die Gewächshäuser für Besucher geöffnet, allerdings herrschte in ihnen und auch direkt vor den Freigehegen Maskenpflicht.
Wir sahen zunächst ganze Reihen von Volieren, die diverse Vogelarten beherbergten - etwa Papageien, unterschiedliche Kakadus, kleinere Vögel und so weiter - ich erspähte auch Mönchssittiche, die eigentlich aus Südafrika stammen, aber in Städten wie Madrid mittlerweile zu einer niedlichen Plage geworden sind.
Vogelhaltung im Käfig ist natürlich immer so eine Sache - viel lieber würde man die Tiere ohne Einschränkungen sehen. Das dachte ich später noch mehr, als wir einen riesigen und sehr beeindruckenden Seeadler sahen - ein solches Tier muss sich im Käfig doch einfach nur furchtbar langweilen.
Das gilt genauso auch für die Raubtiere. Relativ früh passierten wir einen Geparden- und einen Schneeleopardenkäfig, und bei letzterem sah ich enttäuscht, dass sich nur ein Tier darin befand (und schlief) - keine Babies. Später entdeckten wir aber zum Glück, dass sowohl die Geparden (sie leben als Männer-WG getrennt von ihrem Weibchen) als auch die Familie Schneeleopard (Mutter, Vater und drei Babies) eigentlich anderswo im Zoo wohnen. Die Schneeleoparden bewohnen dabei das neueste Gehege, das in seiner Weitläufigkeit und mit seinen vielen Versteckmöglichkeiten auch das schönste (und vermutlich artgerechteste) ist. Das Verwandtschaftsverhältnis zum zuerst gesehenen Extra-Schneeleoparden ist zumindest mir nicht bekannt.
Tiger gibt es in der Wilhelma aktuell nicht, das ehemalige Eisbärengehege (dunkel erinnerte ich mich, dass es parallel zum Knut-Hype der mittleren 2000er auch in Stuttgart ein Eisbärenbaby gegeben hatte) wird nun von dem weiblichen Gepard bewohnt, das zweitschönste Freigehege teilen sich zwei asiatische Löwen (ich wusste überhaupt nicht, dass es in Asien Löwen gibt, sie sind auch fast ausgestorben). Auch die Löwen haben vergleichsweise viel Platz, der eine von ihnen praktizierte aber dennoch das für Zoo-Raubkatzen typische, kontinuierliche Auf- und Abgehen.
Als uns langsam bewusst wurde, dass wir es in der übrigen Zeit niemals schaffen würden, den noch verbleibenden Zoo komplett zu besuchen, ließen wir den Bereich der Menschenaffen (deren Gehege zumindest aus der Ferne eher großzügig und modern wirken) komplett aus. Bei den kleineren Affen verbrachten wir immerhin ausreichend Zeit, um ein paar coole Stellungen für das bei Pavianen & Co. so gerne praktizierte Lausen zu sehen: Eine Art Handstand, damit der Kollege mal eben am Hintern zupfen kann, sowie eine Art hingegossene Ohnmacht.
Die Wilhelma verfügt auch über diverse Tierhäuser. Nachdem der Zoo im Laufe des Tages wegen der gestaffelten Einlasszeiten immer voller wird, hätten wir uns für einen Besuch das Aquariums am Ende einer langen Einlassschlange anstellen müssen, weshalb wir verzichteten. Am sogenannten Amazonienhaus dagegen gab es noch keine Schlange, weshalb wir es besuchten. Innen gab es Pflanzen, Wasserfälle und dazwischen sowohl Schlangen und Frösche in Terrarien als auch diverse Affenarten. Allerdings war es in dem Haus so voll und stickig, dass wir es nicht lange aushielten. Immerhin erhaschten wir einen Blick auf ein Faultier - hinterher las ich im Internet, dass die Wilhelma sogar über zwei Faultierpaare verfügt, und beide haben aktuell ein Jungtier.
Nach der Stickigkeit des Amazonienhauses war mir die Lust auf das Insektarium nebenan vergangen, zumal man auch hier in einer Schlange anstehen musste. Mein Freund ging dennoch hinein, er sah im Inneren neben diversen Insektenarten auch die Hauptattraktion, eine offene Schmetterlingshalle, in der die Tiere frei herumflattern dürfen. Neben den Schmetterlingen wohnen hier auch Flugfüchse, die zum Zeitpunkt des Besuchs schliefen - mit einem Hinweisschild, dass sie scharfe Zähne hätten, denn auch sie hätte man theoretisch anfassen können.
Mehr oder weniger im Vorbeigehen sahen wir außerdem Elefanten, Giraffen, Okapis und Zebras, Alpakas und viele weitere Tierarten, schafften es aber weder zu den Pinguinen noch zu den Känguruhs, denn mittlerweile war die Parkzeit bereits überschritten. Also rissen wir uns los und fuhren noch kurz in die Stuttgarter Innenstadt, die kurioserweise über die zwei einzigen deutschen Filialen der römischen Eisdiele Old Bridge verfügt. Auch der Besuch in der Eisdiele erwies sich als durchaus lohnend, so dass wir am frühen Abend zufrieden in den Schwarzwald zurückkehrten.
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