Gelesen: April 2022

by - Mai 07, 2022


Im England des elisabethanischen Zeitalters werden 12 Kinder mit ungewöhnlichen Talenten geboren. Die Königin sieht sie als Bedrohung für das Königreich und ihre Herrschaft und schiebt sie ab, ein wohltätiger Adeliger bringt sie in einen kleinen Ort, der wenig später von der Außenwelt abgeschirmt wird. 450 Jahre später hat sich daran nicht viel geändert: Rotherweird existiert weitestgehend unabhängig von Großbritannien. Die Einwohner bleiben unter sich, und der Ort ist für Außenseiter nicht zugänglich - bis auf wenige Ausnahmen, beispielsweise, wenn Lehrkräfte für die Kinder des Ortes benötigt werden und dieser Bedarf nicht aus den eigenen Reihen gedeckt werden kann. Auf diese Art kommt der Geschichtslehrer Jonah Oblong in den Ort und lernt ihn und seine Bewohner kennen. Seine berufliche Aufgabe wird dabei dadurch erschwert, dass die Einwohner Rotherweird nur mit neuerer Geschichte überhaupt beschäftigen dürfen - insbesondere die Vergangenheit ihres eigenen Ortes dürfen sie ausdrücklich nicht erforschen.

All das ist die Exposition des Romans Rotherweird, der den ersten Teil einer Trilogie bildet. Und als wäre es nicht schon geheimnisvoll genug, warum die Geschichte so unbedingt im Dunkeln gehalten werden soll, gibt es parallel auch in der Gegenwart seltsame und bedrohliche Ereignisse bis hin zur Ermordung einer Ortsbewohnerin.

Die Vielzahl der im Buch auftauchenden Charaktere, kombiniert mit unterschiedlichen Zeitebenen und, man mag es kaum glauben, auch einer zusätzlichen Dimension, machten mir die Lektüre etwas schwerer als notwendig gewesen wäre. Das ist dem Autor Andrew Caldecott wohl auch aufgefallen, und so findet man am Anfang des Buches eine Aufstellung der handelnden Figuren, auf die ich auch mehrmals zurückgreifen musste.

Die Idee der isolierten Gesellschaft gefiel mir sehr gut, aber ich hätte viele Fragen dazu gehabt, die der Roman nicht beantwortet: Gibt es in dieser Welt kein Internet - und wenn ja, ist es von Rotherweird aus nicht zugänglich? Können die Einwohner den Ort verlassen, und wenn ja (was ich vermute), was hindert sie daran, sich anderswo geschichtlich zu informieren? Und überhaupt, würde es in einer der Beschreibung nach äußerst intelligenten und erfinderischen Bevölkerung nicht sowieso recht schnell gehen, bis man sich dem Gesetz, dass einen daran hindert, die eigene Geschichte zu kennen, einfach widersetzt?

Die Handlung der Geschichte an sich ist sehr "anders" und phantasievoll, und dass ich angesichts der Masse von Charakteren manchmal gar nicht genau wusste, wer wer war, hat mich auch nicht sonderlich gestört. Ob ich diesen Beginn einer Trilogie aber spannend genug finde, um auch die anderen beiden Bände zu lesen, weiß ich noch nicht.

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