Gesehen: April 2022

by - Mai 08, 2022


Im April sah ich die vierte und neueste (und, wie bereits bekannt ist, vorletzte) Staffel der Serie Mrs. Maisel (eigentlich The Marvelous Mrs. Maisel), und ich musste daran denken, dass ich sie hier, abgesehen von einem Absatz im Rahmen einer Jahres-Bestenliste, noch nie erwähnt habe. Zeit, das zu ändern!

Die Titelfigur Miriam Maisel lebt zu Beginn der Handlung durchaus komfortabel mit ihrem Ehemann und ihren Kindern im Manhattan der späten 1950er Jahre, ihre ebenfalls wohlhabenden Eltern wohnen im selben Haus. Sowohl Midges Familie als auch die ihres Ehemanns ist jüdisch, und das Ungewöhnlichste an ihrem Leben ist zunächst, dass sie ihren Mann, der tagsüber in der Textilfabrik seines Vaters arbeitet, dabei unterstützt, sich abends als Hobby-Comedian zu betätigen.

Ein solcher Abend verläuft dann sehr unerwartet: Der Ehemann - Joel - erweist sich als im Comedy-Bereich verdient erfolglos, und er beschließt in seiner Frustration, Midge für seine Sekretärin zu verlassen. Midge wiederum betrinkt sich aus Wut und legt eher versehentlich ihrerseits einen spontanen und sehr lustigen Comedy-Auftritt hin. Als sie gleich darauf verhaftet wird, weil sie auf der Bühne geflucht hatte, lernt sie im Polizeiauto den bekannten Komiker Lenny Bruce kennen - und die Managerin des Comedy-Clubs bezahlt ihre Kaution und bietet ihr letztlich an, ihre Agentin zu werden.

In den folgenden drei Staffeln versucht Midge mit teils mehr und teils weniger Erfolg, eine Karriere als Stand-up-Comedian zu starten, was der Serie Anlass gibt, die reale Szene dieser Zeit zu beleuchten und bekannte Figuren teils unter ihrem echten Namen (wie Lenny Bruce) und teils als an die Realität angelehnte Charaktere vorzustellen - wie etwa die erfolgreiche Komikerin Sophie Lennon, die eine fiktionalisierte reale Figur ist.

Während Midge ihre für eine Hausfrau ihrer Zeit eher unschicklichen Karriereversuche zu Beginn noch vor ihrer Familie geheim halten kann, muss sie nach und nach alle einweihen, was nach einer Phase des Entsetzens langfristig dazu führt, dass viele in ihrem Umfeld ebenso wie sie damit beginnen, ihre sicheren Positionen zu verlassen und ebenfalls nach Höherem zu streben: Midges Vater kündigt seine Stelle als Universitätsprofessor und wird letztlich Journalist, ihre Mutter macht sich von ihrer eigenen reichen Familie unabhängig und wird Heiratsvermittlerin. Midges Ex-Man Joel eröffnet einen erfolgreichen Nachtclub.

Die Komik der Serie basiert aber nicht nur auf den Auftritten von Midge, die den Zuschauern immer wieder in voller Länge gezeigt werden, sondern auch auf den "normalen" Interaktionen der generell recht überkandidelten Figuren. Ein Markenzeichen der Serie sind dabei lange, aufwendig gefilmte One-Shot-Szenen - etwa in der 2. Staffel, als die Familie gesammelt zum Urlaub in eine Ferienanlage in den Catskills fährt, oder in Staffel 3, als Mrs. Maisel vor Soldaten der US Army auftreten darf.

Aus meiner Sicht kann man die Serie sowohl ansehen, weil man wissen möchte, wie es mit den Figuren weiter geht, als auch, weil alles so wunderschön gemacht ist. Hier wäre neben den bereits erwähnten Urlaubsszenen auch die Wohnungen der Beteiligten zu erwähnen - und als Midge in Staffel 3 auf Tournee geht, die Hotels der späten 50er, sowie immer und überall die Kostüme.

Zumindest in meinem Haushalt besteht zudem der Eindruck, dass die Serie sich im Laufe der Zeit eher gesteigert hat statt nachzulassen - während wir die ersten beiden Staffeln eher gleichmütig wegschauten, fand ich bislang die dreitte und mein Freund die vierte am unterhaltsamsten.

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