Neulich im Kaffeehaus (Prag-Edition) 4: Café Imperial


Für unseren Besuch im Café Imperial brauchten wir zwei Anläufe. Auch dieses Lokal ist wegen seiner besonders opulenten Inneneinrichtung recht bekannt, und auf Fotos sah es so toll aus, dass wir es auf keinen Fall auslassen wollten. 

Bei unserem ersten Versuch kamen wir zur Mittagszeit am Café in der Prager Neustadt an und mussten uns in eine Warteschlange einreihen. Diese führte direkt an der Kuchenauswahl vorbei, die aus kleinen, aber sehr fein aussehenden Törtchen bestand. Die Schlange bewegte sich erfreulich schnell, aber als wir an der Reihe waren, informierte man uns, dass aktuell nur Mittagessen erhältlich sei - zum Kaffeetrinken sei man erst ab 14 Uhr willkommen.



Wir waren ein wenig frustriert, kehren aber am nächsten Tag nochmals zur richtigen Zeit zurück. Dieses Mal kamen wir am Einlass vorbei und durften uns an einen Tisch setzen. Möglicherweise hatte uns die Erfahrung des Vortages etwas empfindlich gemacht, aber es erschien uns, als sei die Reaktion des Kellners auf unsere Bestellung ("Just two cakes?") ein wenig herablassend, und als würden die Gäste, die zum Essen kamen (Mittagessen nach 14 Uhr ist natürlich kein Problem) zuvorkommender behandelt. Insgesamt bekamen wir den Eindruck, dass es sich um eine Art Gnade handelte, dass wir hier Kaffee trinken durften.



Das ändert natürlich nichts daran, dass das Café auch in der Realität phantastisch aussieht. Das Haus wurde kurz vor dem Ersten Weltkrieg gebaut und ist innen mit prächtigen Jugenstil-Mosaiken dekoriert. Kein Wunder, dass es vor 100 Jahren laut Wikipedia "ein beliebter Treffpunkt der politischen, literarischen und künstlerischen Elite Prags" war.

Während unserer Anwesenheit wunderten wir uns auch ein wenig, wie wenig dafür getan wurde, neue Gäste ins Lokal zu lassen - immer wieder warteten Cafébesucher länger im Eingangsbereich, obwohl freie Tische vorhanden waren, und die von Gästen verlassenen Tische wurden lange nicht abgeräumt.



Der Fairness halber sollte noch gesagt werden, dass das Lokal offensichtlich über eine ambitionierte Küche verfügt, gegenüber der Törtchen im Eingangsbereich war auch ein Kochbuch des Küchenchefs ausgestellt. Und unsere Kuchen schmeckten genauso gut wie sie aussahen. Dennoch wäre ich hier nicht an einem weiteren Besuch interessiert.




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