Gelesen: Mai 2024

by - Juni 16, 2024


Robert Galbraith, alias JK Rowling, hat mal wieder ein Buch geschrieben - mittlerweile sind wir bei Band  sieben der Krimireihe um Cormoran Strike angelangt - der im übrigen bereits im letzten Herbst erschienen ist, was ich aber irgendwie verschlafen hatte. Denn die unheimlich dicken Wälzer sind aktuell die Bücher, die ich am schnellsten und besessendsten durchlese, wenn ich sie denn erst einmal begonnen habe. The Running Grave bildet hier keine Ausnahme, ich las die neueste Geschichte um Strike und seine Partnerin Robin Ellacott in jeder freien Minute. Allerdings verfluchte ich die Sperrigkeit des 960-Seiten-Klotzes, denn es kam nicht wirklich in Frage, ihn für Zugfahrten nach Frankfurt mal eben in die Laptoptasche zu werfen.

Zur Handlung: Dieses Mal wird die Detektei von einem besorgten Vater beauftragt, dessen erwachsener Sohn seit mehreren Jahren in einer Sekte lebt, den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen hat und anscheinend kein Interesse daran hat, dass seine Mutter kürzlich verstorben ist. Die Detektive sollen einen Weg finden, Will davon zu überzeugen, nach Hause zurückzukehren.

Über die United Humanitarian Church gibt es wenig neutrale Informationen, also beschließt Robin, im Rahmen eines Undercover-Einsatzes selbst zum Schein Mitglied zu werden und zieht mit anderen Neulingen nach Norfolk auf einen Bauernhof - das Zentrum der Sekte. Robin erlebt auf diese Weise selbst, wie sehr die Sektenmitglieder unter Druck gesetzt werden. Alle arbeiten hart, schlafen wenig und sind unterernährt. Wer gegen Regeln verstößt, wird grausam bestraft, außerdem stehen alle ständig unter Beobachtung, Vertraulichkeiten zwischen Mitgliedern sind unerwünscht, Krankheiten werden nicht behandelt. Gleichzeitig haben die Anführer zahlreiche Privilegien.

Der Fall teilt sich schon bald in zwei Unterthemen auf: Zum einen ist da die Sekte selbst, die sehr offensichtlich jede Menge ausbeuterische, grausame und auch illegale Aktivitäten betreibt - die Frage ist hier nur, was davon man beweisen kann, wenn es so gut wie keine ehemaligen Mitglieder gibt, die psychisch gesund genug und bereit wären, vor Gericht auszusagen.

Das andere Rätsel ist konkreter: Die Sekte verfügt über eine Reihe "Propheten", am wichtigsten ist jedoch die vor mehr als zwanzig Jahren unter verdächtigen Umständen ertrunkene Tochter der Sektenanführerin. Ihr Geist "erscheint" den Mitgliedern immer wieder und kommuniziert angeblich regelmäßig mit den Anführern. Robin und Cormoran hoffen, den Todesfall aufklären zu können, um damit einen zentralen Glaubenssatz der Sekte als falsch zu entlarven - was dann wiederum dabei helfen könnte, Mitglieder aufzuwecken.

Ich fand die Erlebnisse von Robin als Sektenmitglied unglaublich spannend und gleichzeitig quälend. Die ständige Angst, als Detektivin entlarvt zu werden, wird sehr realistisch transportiert, und ich war unheimlich erleichtert, als dieser Teil des Buches beendet war. Im Rahmen der Handlung gab es gleich mehrere Rätsel zu lösen, was mir wieder einmal nicht gelang. Was die Geschichte um das ertrunkene Mädchen betrifft, fühlte ich mich ein wenig wie am Ende des vorherigen Romans The Ink Black Heart (hier vorgestellt): Ich fand die Hinweise, die es seitens der Leser ermöglicht hätten, die Lösung zu erraten, allzu spärlich gesät. Dennoch hat mir das Buch insgesamt sehr gut gefallen.

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