Für den vergangenen Sonntag hatte mein Freund Tickets für die Villagers in Köln besorgt, war damit aber nicht so recht glücklich: Noch lieber hätte er eigentlich den Maifeld Derby-Sonntag besucht, bei dem unter anderem Slowdive auftraten. Ich erleichterte die Entscheidung dann mit einem Migräneanfall am Sonntagmorgen: An einen Ausflug nach Mannheim wäre so nicht zu denken gewesen, aber am Nachmittag fühlte ich mich gut genug, um nach Köln mitzufahren.
Doof allerdings: Der Auftritt fand im Luxor statt, einem kleinen, schlauchförmigen Club, in dem man (zumindest mit meiner Körpergröße) schon ab Reihe drei Probleme hat, auf der Bühne etwas zu sehen.
Den Auftakt machte Hamish Hawk, ein Solokünstler. Angesichts der sehr muttersprachlich klingenden Begrüßung dachte ich für einige Minuten, es handele sich um einen deutsche Musiker (Gregor McEwan ist schließlich auch Deutscher), aber schnell wurde erklärt: Hawk ist Schotte, hat aber mal Deutsch studiert. Seine Aussage, dass er alles schon wieder vergessen habe, war definitiv eine Untertreibung.
Hawk begleitete ohne weitere Musiker seinen eigenen Gesang mit der Gitarre, was dazu führte, dass die Songs live anders klangen als auf seinem letzten Album "Angel Numbers". Bei "Money" wurde der Refrain auf Aufforderung begeistert mitgesungen, was Hawk sichtlich freute. Seine Lieder und seine Deutschkenntnisse kamen, wie auch seine selbstironische Art, sehr gut beim Kölner Publikum an.
Hawks drittes Album "A Firmer Hand" erscheint im August, die bereits veröffentlichte Single schaffte es aber nicht auf die Setliste.
This, Whatever It Is, Needs Improvements
Bridget St. John
Money
Catherine Opens A Window
The Mauritian Badminton Doubles Champion, 1973
Villagers, alias den irischen Singer/Songwriter Conor J. O’Brien hatte ich zum ersten und bislang auch letzten Mal vor 14 Jahren live gesehen - beim Haldern Pop 2010 im berühmten Spiegelzelt. Der damalige Auftritt des damals noch komplett unbekannten und sehr jungen Musikers hatte viele Besucher sehr nachhaltig beeindruckt, und auch ich kann mich zumindest noch daran erinnern.
14 Jahre später hat der Künstler seit seinem damaligen Debüt "Becoming A Jackal" sechs weitere Alben veröffentlicht, zuletzt - nach einem eher untypischen Ausflug ins Psychedelische - das aktuelle Werk "That Golden Time".
Auch wenn O'Brien im Grunde das einzige Mitglied von Villagers ist, war er mit Band unterwegs. Unter den bereits aufgebauten Instrumenten entdeckten wir neben Keyboards, Gitarren und Schlagzeug wenig begeistert auch ein Saxophon.
Pünktlich wie Noel Gallagher betraten die Musiker um 21 Uhr die Bühne. O'Brien ist mittlerweile 40 Jahre alt und ein wenig ergraut, ansonsten wirkt er weiterhin sehr jung. Dabei hatte er gleich zwei Keyboarder, von denen der eine nebenbei einen Laptop bediente, währen der andere zusätzlich für Blasinstrumente zuständig war - neben dem Saxophon spielte er auch eine Klarinette. Außerdem waren ein Schlagzeuger und ein Bassist auf der Bühne.
O'Brien wirkte während der Songs sehr emotional, insbesondere bei "Pieces" wurde inbrünstig wie ein Wolf geheult und geschrien, wohingegen er in den Applauspausen völlig entspannt wirkte. Etwa in der Mitte des Sets fragte er, ob es in Ordnung sei, nun ein paar neue Lieder zu spielen - und setzte witzelnd nach, dass wir ohnehin keine Wahl hätten.
In der zweiten Hälfte hatten wir ein wenig Pech mit der Setliste, auf der mit "So Simpatico", "Behind That Curtain" und "Earthly Pleasures" gleich drei Lieder hintereinander kamen, die uns nicht ganz so gut gefielen - "Earthly Pleasures" ersetzte zudem das deutlich lieber gehörte "Set the tigers free".
Dem Publikum gefiel das Konzert dennoch sehr gut, ganz vorne wurde auch mehrmals eine kleine irische Fahne geschwenkt. O'Brien nahm die gute Stimmung wahr und meinte seinerseits, es sei so schön, wieder in Köln zu sein.
Nach sehr kurzer Unterbrechung folgte dem regulären Set noch ein Zugabenteil - die Band hatte gerade erst wieder die Bühne betreten, als eine Frau hinter uns "No Drama!" rief - und O'Brien meinte scherzhaft, sie habe durch das korrekte Erraten 5 Euro gewonnen. Tatsächlich hatten sicherlich nicht nur wir, sondern auch viele andere Konzertbesucher die auf der Bühne klebende Setliste gesehen und hätten den Titel so "erraten" können.
Auch im Zugabenteil blieb die Stimmung auf allen Seiten hervorragend, sicher hätten viele gerne noch mehr Songs gehört. Es muss nicht wieder 14 Jahre bis zu unserem nächsten Villagers-Konzert dauern.
Setliste:
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