Neulich als ich ein Interview führte: Christoph vom Cologne Popfest (2)

by - Mai 20, 2024



Heute kommt Teil 2 unseres Interviews mit Christoph vom Cologne Popfest. Die Fragen konzentrieren sich dieses Mal auf den konkreten Ablauf und auch auf Pläne für die Zukunft (Teil 1 kann man hier nachlesen).


Fragen zum Ablauf

Du warst ja an beiden Tagen sehr beschäftigt. Was hat man als Organisator während des Popfests eigentlich für Aufgaben?

Christoph: Ich hatte vor allem Koordinationsaufgaben. Die Bands kannten mich als ihren Kontakt, weil ich die Bookingmails geschrieben hatte. Neun statt acht Bands machen da schon einen Unterschied. Wir waren Freitag um zwölf im Gebäude 9, um den Backstage-Bereich vorzubereiten. Wir hatten ja fast 50 Musiker:innen da. Gleichzeitig kamen Backline und Instrumente an, der Saal musste dekoriert werden und pünktlich zum Einlass alles fertig sein. Am Abend selbst muss viel organisiert werden. Sind die Bands rechtzeitig auf der Bühne, haben sie Getränke? Wir müssen unser eigenes Merch und auch oft das der Bands verkaufen, uns um den Einlass kümmern. Dann müssen unsere Bands zum Hotel gefahren werden, vom Hotel abgeholt werden. Für einen der Headliner haben wir auch die Setlist noch im Hotel ausgedruckt, weil der bandeigene Drucker kaputt war. 
Die häufigste Frage, die wir uns im Team stellen, ist „hast Du mal was gegessen und getrunken?“


Gab es unvorhergesehene Schwierigkeiten bei dieser Auflage?

Christoph: Ja, beim Einlass. Das Scannen der Tickets ist extrem einfach, wir konnten es aber nicht proben. Freitag hat dann das Scannen mit einem Pad, das wir dafür dabei hatten, nicht funktioniert. Dummerweise hatte ich die ersten Tickets mit meinem Handy gescannt und war dann erstmal an die Kasse gebunden. Samstag klappte das glücklicherweise besser.


Wie funktionieren die sehr kurzen Umbaupausen? Woanders dauern diese deutlich länger. Wann findet der Soundcheck statt?

Christoph: Freitag ist mit drei Bands eigentlich ein normaler Konzertabend. Bei uns war der insofern besonders, dass die Shout Out Louds ihr eigenes Schlagzeug und einen eigenen Soundmann dabei hatten. Die Soundleute des Gebäude 9 haben einen super Job gemacht und hatten vorab von unseren Bands alle Informationen zum Bühnenlayout. Sie konnten sich also darauf gut vorbereiten. Der Soundcheck fand am Nachmittag statt. Samstag ist es mit sechs Bands kniffliger, dafür benutzten aber alle das gleiche Schlagzeug. Fast alle Soundchecks konnten vor dem Beginn um 16 Uhr gemacht werden, Andreas Dorau hat das in der Abendesspause gemacht. Er war erst am Nachmittag von seinem Konzert am Vorabend mit Sven Regener in Potsdam angekommen.




Wie viel bekommt ihr von den eigentlichen Auftritten mit?

Christoph: Ich habe leider nur fünf Lieder am Wochenende gesehen. Das ist immer so und wäre vermutlich nicht viel besser, wenn ich nicht parallel überall etwas machen müsste. Ich bin einfach zu hibbelig, ob alles wirklich funktioniert. Dann gucke ich die Bands eben demnächst noch mal richtig.


Wo waren die Bands untergebracht, und wo hast du eigentlich geschlafen?

Christoph: Ich habe mich im Hotel eingebucht. Das war auch besser, denn vor vier war ich nie im Bett. Die Bands waren ganz unterschiedlich untergebracht, die meisten haben in Hotels übernachtet. Blueboy mussten, damit es überhaupt funktionieren konnte, Samstag nach Düsseldorf fliegen und abends wieder zurück.


Haben die Bands und Musiker Interesse am Festivalgeschehen und an der Musik der anderen Künstler?

Christoph: Ja, haben sie. Und uns freut das natürlich sehr! Drei der Samstagsbands waren schon Freitag da und haben die Konzerte gesehen. Samstag waren Ta Toy Boy aus Griechenland auch noch im Publikum und auf der Party hinterher. 


Das Catering wurde mehrfach von der Bühne aus gelobt - was gab es denn?

Christoph: Mehr als ein paar Supermarkt-Sandwiches und eine Tüte Chips. Das ist nämlich das, was man als englische Band durchaus mal als Abendessen nach einem Konzert serviert bekommt. Wir hatten viel Platz im Backstage-Bereich, also konnten wir uns ein wenig austoben. Kuchen gehört natürlich auch zu jedem Bandcatering, optisches Highlight waren zwei Blätterteig-Octopusse (oder Quallen), die Susanne noch gebacken hatte. Es muss ja alles zum Design passen! Daher gab es die Gummibärchen auch ausschließlich als Meeresgetier und Katzen.




Gab es überraschende Rider-Wünsche der Künstler (Mariah Carey-Stil)?

Christoph: Nein, gar nicht! Die extravaganteste Bitte war die, kurzfristig noch etwas alkoholfreies Bier zu besorgen, weil das Konzert einer Band am Vorabend wohl heftiger war. 


Beim Maifeld Derby werden regelmäßig freiwillige Helfer gesucht - ist so etwas bei Euch auch angedacht? Bzw. gibt es außerhalb des Orgateams Helfer, und was machen diese?

Christoph: Wir hatten durch Susannes Friseur-Team viel Hilfe, sei es beim Basteln der Deko oder beim Ausschneiden der Inlay-Blätter unserer Single. Beim Popfest selbst hat uns ein Freund aus Berlin mit Konzerterfahrung sehr geholfen. Ganz besonders hat uns aber wieder mal geholfen, wie viele unserer Freund:innen früh Tickets gekauft haben und uns damit Planungssicherheit gegeben haben. Das - und deren Reaktionen auf unsere Bandankündigungen oder das Popfest selbst ist sehr euphorisierend. 


Wie viele Besucher sind gekommen, und wo kamen sie her?

Christoph: 450 pro Tag. Damit waren wir an beiden Tagen ausverkauft. Verrückt! Tickets haben wir nach Griechenland, England, Benelux, in die Schweiz, nach Frankreich, Skandinavien und in die USA verkauft! Wir hatten viele Gäste aus Hamburg, Berlin und Süddeutschland.




Nach dem Popfest ist vor dem Popfest

Welche Ängste sind mit der Planung und Umsetzung eines solchen Projekts verbunden?

Christoph: Puh, viele! Zunächst natürlich das finanzielle Risiko. Mittlerweile ist das ein ganz schöner Brocken. Wenn wir ausverkaufen, wissen wir, wie viel Geld wir fürs Booking zur Verfügung haben. Wenn nicht, kann es auch richtig in die Hose gehen. Und dann ist da eben keine große Veranstalterfirma, die das auffängt. Und da ist die Angst, dass wir mit einer Bandbestätigung vollkommen daneben liegen könnten. 


Wann war deine Anspannung am stärksten, und wann hat die Erleichterung und Freude übernommen?

Christoph: Nervös wurde ich eigentlich nur einmal, als gleich mehrere Wunschbands innerhalb zweier Tage abgesagt haben. Aber da ging es „nur“ um die neunte Band im Lineup, die wir unbedingt haben wollten, um nicht nur Bands zu bestätigen, die schon für 2020 geplant waren. Am Samstag war es noch mal spannend, ob wir die letzten drei Tickets noch verkaufen würden. Haben wir!


Weißt du schon etwas, das du nächstes Mal anders machen möchtest?

Christoph: Das Wetter! Und wir haben ein paar Sachen gefunden, die wir in den konkreten Abläufen verbessern können. Und ich selbst sollte dringend versuchen, während des Popfests lockerer zu werden und mehr Bands zu sehen.




Haben sich schon Bands initiativ beworben? Mit Erfolg?

Christoph: Ja, reichlich. Da leider die übliche Bewerbung von Metalbands aus Solingen kommt, die unser Profil irgendwie anders gedeutet haben, war bisher keine Bewerbung erfolgreich. Bands, die wir lieben, haben wir eh auf dem Schirm. Oft schreiben die uns auch an, bisher aber zu Zeitpunkten, als wir mit dem Booking schon durch waren.


Gibt es schon Planungen für 2025? Termin, Bands?

Christoph: Den Termin hatten wir größenwahnsinnig schon einige Wochen vor dem Popfest gebucht. Das nächste Cologne Popfest findet am 04. und 05.04.2025 wieder im Gebäude 9 statt. Bestätigen kann ich bisher nur den Reibekuchenwagen! 


Hast du Wunschbands für ein zukünftiges Festival?

Christoph: Die Housemartins und The Organ! Oder meintest Du realistische Wunschbands? Oh, da gibt es viele! Alleine mit der neuen Indiepop-Szene aus Kalifornien könnte man drei Popfeste füllen. Es gibt aber auch so viele alte Lieblinge, die es nicht mehr gibt, die ich gerne hätte. Bei zwei unserer großen Wunschbands bin ich sehr sicher, dass sie 2025 bei uns spielen. 


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