Neulich bei der Bundesliga

by - August 21, 2011

Neulich bei der Bundesliga?? Echt? Ja, aber anders als man jetzt vielleicht denkt. Heute fuhren wir nämlich nicht etwa zum Derby des jetzigen Zweitligisten Eintracht Frankfurt gegen den ebenfalls hiesigen FSV, sondern widmeten uns dem Erstligafußball: In Rödelheim eröffnete der FFC Frankfurt die Saison mit einem Heimspiel gegen den SG Essen-Schönebeck.

Gedränge sieht anders aus.
Mein Interesse an Fußball ist und bleibt gering, aber es sprach auch nichts dagegen, sich einmal an einem Sonntagmorgen (Anpfiff 11:15!) zum Spottpreis von 5,50 Euro (Sitzplätze 8 Euro) inklusive zwei Umsonstzeitschriften ein Heimspiel anzusehen, an dem immerhin auch DFB-Präsident Zwanziger und Bundestrainerin Neid teilnahmen; die Mannschaft hatte unter anderem als Neuzugänge die prominenten Nationalspielerinnen Lira Bajramaj und Kim Kulig (verletzt) sowie der Weltmeisterin Saki Kumagai zu bieten. Das dachten sich wohl auch andere, denn auf dem Weg zum Stadion standen wir im Stau, und die in der Halbzeit bekannt gegebene Zuschauerzahl von 2750 dürfte ein Rekord gewesen sein.

Einige Plakate hatten noch kein Erstliganiveau
Mit der "richtigen" Männer-Bundesliga kenne ich mich nicht wirklich aus, habe aber immerhin irgendwann in der 80ern ein Heimspiel des 1. FC Köln gegen St. Pauli gesehen. Kombiniert mit etlichen Sportschau-Samstagen habe ich eine gewisse Vorstellung von Bundesligaspielen, und im Vergleich wirkt das Stadion am Brentanobad doch recht niedlich: Ob man sich in der Commerzbank-Arena auch selbstgebackenen Kuchen kaufen kann? Und sein eigenes handgemaltes Plakat aufhängen?

Nachwuchstraining
Vor dem Anpfiff drehten wir noch eine Runde ums Spielfeld und sahen das Ende der Autogrammstunde von Frau Kulig (mit Krücken, goldenen Sandalen und Guccitäschchen), fürs Torwandschießen, das Kinderschminken und die Ballonkünstler waren wir leider schon zu alt. Schon bald griff der launige Stadionsprecher zum Mikrophon und begrüßte neben den bereits genannten so viele Ehrengäste, dass wir zum Ende hin damit zu rechnen begannen, dass unsere Namen auch noch fallen würden. Die erfolgreichen WM-Teilnehmerinnen (eine Japanerin, eine US-Amerikanerin und zwei Schwedinnen spielten heute mit) bekamen Blumensträuße, und nur ein Name blieb seltsamerweise ungenannt: Birgit Prinz war weder anwesend, noch gab es einen Kommentar zum kürzlich verkündeten Ende ihrer Fußballkarriere.

Spielszene
Die Spielerinnen wurden beim Einlaufen einzeln vorgestellt, was wiederum ausführlicher erfolgte, als man erwarten würde.  Frau Bajramaj wurde doppelt angekündigt, weil beim ersten Mal der "Rückruf" ihres Nachnamens nicht laut genug ausgefallen war. Bei Ria Percifal bekamen wir oberlehrerhaft erklärt, dass sie sich "damit ihr das ein für alle Mal wisst" nicht "Parzival" ausspricht. Und eine Spielerin (wahrscheinlich die 1977 geborene Sandra Smizek) wurde gar mit "je oller, je doller" vorgestellt.

Und dann ging das Spiel unter dem Jubel der 2746 Frankfurtfans und der 4 mitgereisten Essener los. Wir hatten mit einem haushoch überlegenen FFC Frankfurt gerechnet - immerhin ist Frankfurt ja bei den Frauen eine der besseren Bundesligamannschaften, da konnte doch mit den Neueinkäufen kaum etwas schief gehen?

Zunächst klappte das aber eher nicht, Torchancen gab es nur für die Gäste und statt angekündigten 29 Grad stand ich mit meinem Kleidchen im immer dichter werdenden Regen. Als noch Blitz und Donner dazu kamen, wurde das Spiel kurz vor Ende der ersten Halbzeit unterbrochen - für uns hieß das, dass wir noch länger im Gewitter ausharren mussten. Immerhin den Frankfurter Spielerinnen nützte die Extrapause aber, denn anschließend spielten sie plötzlich viel besser und schossen ihr erstes Tor (Sandra Smisek in der 38. Minute).

Frau Bajramaj beim Freistoß
Nach der verregneten Halbzeitpause (Kann man so etwas nicht abkürzen, wenn es gerade erst eine Pause gab?) waren die Frankfurterinnen endgültig völlig überlegen. Weitere Tore gab es von Svenja Huth und Neuzugang Lira Bajramaj, so dass das Endergebnis 3:0 lautete.

Nach Ende der Partie begaben sich die Damen nicht etwa zeitnahe in die Duschen, sondern drehten gutgelaunt noch etliche Runden über den Platz, die Ersatzspielerinnen sprinteten dabei sogar ein wenig. Beim Herausgehen hätte man sich auch gleich Karten fürs nächste Heimspiel kaufen können, einen regulären Vorverkauf gibt es nämlich sonst nicht.

Dieses Kind mag Ballons
Ein bisschen ist ein Besuch in der Frauen-Bundesliga also wie einer bei einem Indiekonzert: Kein Gedränge, günstige Eintrittspreise, eine gewisse Grundentspanntheit und das schöne Gefühl der Zuschauer, nicht dem Mainstream hinterher zu hecheln. Zum Auswärtsspiel nach Leipzig am kommenden Sonntag fahre ich aber trotzdem nicht.

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