Dank einer Verlosung von Markus Gardian hatten wir gestern Abend Gästelistenplätze für ein Konzert des Australiers Scott Matthew. Ein Blick in den Veranstaltungskalender des Mousonturms zeigte, dass der Auftritt im Rahmen eines dreitägigen Festivals namens „Bodies of Babel“ stattfinden sollte, das sich mit der Darstellung von Köperlichkeit und Sexualität im Wandel der Zeit beschäftigte – mit Gästen wie zum Beispiel Peaches oder der ehemaligen Pornodarstellerin Sasha Grey.
Für den gestrigen Abschlussabend war vor dem Konzert der Film Flaming Creatures inklusive Vorstellung und Diskussion angesetzt gewesen. Nachdem der Film, der 1963 wegen mehr oder weniger expliziter Sexszenen wohl für gewaltige Skandale sorgte, heute wohl eher von filmhistorischem Interesse ist, aber sicherlich in sich selbst keine Unterhaltung bietet, kamen wir, so dachten wir, erst pünktlich zum Konzertteil des Abends. Stattdessen hatte sich der Zeitplan aber verschoben, und so landeten wir mitten in der Diskussionsrunde zu dem Film, den wir nicht gesehen hatten, und wurden Zeugen, begeistert-intellektueller und auch abgestoßener Statements. Man fühlte sich im wahrsten Sinne des Wortes wie im falschen Film.
Als wir schon zu zweifeln begannen, ob Scott Matthew überhaupt noch auftreten würde, wurde doch noch ein Schlusspunkt gesetzt. Die noch völlig leere Bühne wurde überraschend schnell mit Flügel, Saiteninstrumenten und Hockern bestückt, und etwa um viertel nach 10 begann der Konzertabend. Der Saal hatte sich gegenüber der sehr dünn besetzten Filmdiskussionsrunde nun auch leicht gefüllt, dennoch gab es reichlich leere Stühle. Mehr als hundert Zuschauer waren sicherlich nicht da.
Herr Matthew (vom Conferencier fälschlich als Matthews angekündigt) betrat gut gelaunt mit seinen Mitmusikern Sam Taylor (Gitarre und Cello) und Eugene Lemcio (Bass und Flügel) die Bühne und griff selbst zu Ukulele, Gitarre und Rotweinglas. Und sang natürlich.
„How did the porn discussion go?“ wurden wir gefragt und bekamen erklärt, dass die Band erst nachmittags aus Barcelona eingeflogen und ziemlich müde sei. Es sei aber schön, in Deutschland zu sein, weil Scott „ein bisschen Deutsch“ spreche, auf Spanisch jedoch nur „Gracias“ heraus bekäme. Weitere Proben der Sprachkenntnisse erfolgten jedoch nicht.
Zunächst wurden gleich sieben Titel des aktuellen Albums „Gallantry’s Favorite Son“ gespielt (insgesamt blieb nur ein Lied von diesem Album ungespielt).
Im Mittelteil überwogen dann sehr die traurigen Liebeslieder – laut Matthew waren es drei, irgendwie schienen es aus Zuhörersicht aber mehr zu sein. Dabei wirkte er gar nicht wie jemand, der allein traurig Liebeslieder schreibt, sondern eher wie ein Typ von Musiker, der normalerweise fröhlich flirtend mit dem Rotweinglas in der Hand von Party zu Party zieht. Vielleicht lebt er seine innere Traurigkeit ja nur musikalisch aus.
Der Song „Duet“ war tatsächlich eines (Sam Taylor sang und Matthew begleitete ihn), und bei „Upside Down“ bekamen wir endlich erklärt, was Scott Matthew eigentlich mit Nacktheit oder gar Pornographie zu tun hat, das seine Rolle als Festival-Abschluss-Act erklären würde: Nicht so viel, aber er hat einiges zum Soundtrack des recht sexlastigen Films Shortbus beigetragen, und dieses Lied gehört dazu.
Bei „Friends and Foe“ erklärte Matthew, es handele sich um das letzte Lied aus seinem zweiten Album, und das er es sehr gerne spiele. Mein Freund war der Meinung, dass er von dieser Platte ruhig mehr hätte spielen dürfen.
Vor dem letzten Lied „No Place like hell“ bekamen wir noch erklärt, dass es sich anders als beim Rest, der nur Gejammer über ihn selbst und die Liebe sei, um ein politisches Lied handele. Und schon waren wir im Zugabenteil (das immer wieder selbst nachgefüllte Rotweinglas wurde dabei übrigens mit hinter die Bühne und zurück genommen), in dessen Rahmen wir eine höchst überraschende Coverversion von Rihannas „Only Girl“ hören durften. Diese ist im Rahmen eines New Yorker Musikprojekts namens „Hit Parade“ entstanden, in dem Künstler aktuelle Top 10-Hits covern „müssen“. Und meine Güte, hat Rihanna schlechte Texte – wie Scott Matthew zunächst singend heraus arbeitete und auch zusätzlich feststellte.
Ich weiß nicht, ob mein zum Ende hin schwieriger werdender Kampf gegen den Schlaf von der Bühne aus bemerkt wurde. Möglich wäre es, denn Matthew kommentierte auch einige andere Vorgänge von der Bühne aus und erkannte anscheinend auch einige Gäste von früheren Auftritten wieder. Jedenfalls verkündete er irgendwann, dass es natürlich bereits spät sei, er werde aber so lange singen, wie Rotwein übrig sei. So ganz hat er sich an diese Aussage nicht gehalten, denn nach Rihanna war Schluss, obwohl auf der Setliste noch ein Song namens „No Surprises“ (vielleicht von Radiohead?) stand.
Durch die wenigen Musiker, die Abwesenheit von Percussion und die eher wenigen Zuschauer wirkte dieser Konzertabend sehr intim, und wenn die Künstler über die eher geringe Zuschauerzahl enttäuscht gewesen sein sollten, hat man es ihnen nicht angemerkt. Schließlich unterhielt sich Matthew, wieder mehr der fröhliche Entertainer als trauriger Troubadour, nach dem Konzert im Foyer des Mousonturms mit seinen Fans, das nachgefüllte Rotweinglas fest in der Hand.
Setliste:
The Wonder Of Falling
True Sting
Black Bird
Felicity
Duet
Sinking
Buried Alive
Upside Down
Seedling
Sweet Kiss In The Afterlife
Friends And Foes
In The End
No Place Called Hell
Abandoned
Only Girl (Rihanna Cover)
(No Surprises – nicht mehr gespielt)
Für den gestrigen Abschlussabend war vor dem Konzert der Film Flaming Creatures inklusive Vorstellung und Diskussion angesetzt gewesen. Nachdem der Film, der 1963 wegen mehr oder weniger expliziter Sexszenen wohl für gewaltige Skandale sorgte, heute wohl eher von filmhistorischem Interesse ist, aber sicherlich in sich selbst keine Unterhaltung bietet, kamen wir, so dachten wir, erst pünktlich zum Konzertteil des Abends. Stattdessen hatte sich der Zeitplan aber verschoben, und so landeten wir mitten in der Diskussionsrunde zu dem Film, den wir nicht gesehen hatten, und wurden Zeugen, begeistert-intellektueller und auch abgestoßener Statements. Man fühlte sich im wahrsten Sinne des Wortes wie im falschen Film.
Als wir schon zu zweifeln begannen, ob Scott Matthew überhaupt noch auftreten würde, wurde doch noch ein Schlusspunkt gesetzt. Die noch völlig leere Bühne wurde überraschend schnell mit Flügel, Saiteninstrumenten und Hockern bestückt, und etwa um viertel nach 10 begann der Konzertabend. Der Saal hatte sich gegenüber der sehr dünn besetzten Filmdiskussionsrunde nun auch leicht gefüllt, dennoch gab es reichlich leere Stühle. Mehr als hundert Zuschauer waren sicherlich nicht da.
Herr Matthew (vom Conferencier fälschlich als Matthews angekündigt) betrat gut gelaunt mit seinen Mitmusikern Sam Taylor (Gitarre und Cello) und Eugene Lemcio (Bass und Flügel) die Bühne und griff selbst zu Ukulele, Gitarre und Rotweinglas. Und sang natürlich.
„How did the porn discussion go?“ wurden wir gefragt und bekamen erklärt, dass die Band erst nachmittags aus Barcelona eingeflogen und ziemlich müde sei. Es sei aber schön, in Deutschland zu sein, weil Scott „ein bisschen Deutsch“ spreche, auf Spanisch jedoch nur „Gracias“ heraus bekäme. Weitere Proben der Sprachkenntnisse erfolgten jedoch nicht.
Zunächst wurden gleich sieben Titel des aktuellen Albums „Gallantry’s Favorite Son“ gespielt (insgesamt blieb nur ein Lied von diesem Album ungespielt).
Im Mittelteil überwogen dann sehr die traurigen Liebeslieder – laut Matthew waren es drei, irgendwie schienen es aus Zuhörersicht aber mehr zu sein. Dabei wirkte er gar nicht wie jemand, der allein traurig Liebeslieder schreibt, sondern eher wie ein Typ von Musiker, der normalerweise fröhlich flirtend mit dem Rotweinglas in der Hand von Party zu Party zieht. Vielleicht lebt er seine innere Traurigkeit ja nur musikalisch aus.
Der Song „Duet“ war tatsächlich eines (Sam Taylor sang und Matthew begleitete ihn), und bei „Upside Down“ bekamen wir endlich erklärt, was Scott Matthew eigentlich mit Nacktheit oder gar Pornographie zu tun hat, das seine Rolle als Festival-Abschluss-Act erklären würde: Nicht so viel, aber er hat einiges zum Soundtrack des recht sexlastigen Films Shortbus beigetragen, und dieses Lied gehört dazu.
Bei „Friends and Foe“ erklärte Matthew, es handele sich um das letzte Lied aus seinem zweiten Album, und das er es sehr gerne spiele. Mein Freund war der Meinung, dass er von dieser Platte ruhig mehr hätte spielen dürfen.
Vor dem letzten Lied „No Place like hell“ bekamen wir noch erklärt, dass es sich anders als beim Rest, der nur Gejammer über ihn selbst und die Liebe sei, um ein politisches Lied handele. Und schon waren wir im Zugabenteil (das immer wieder selbst nachgefüllte Rotweinglas wurde dabei übrigens mit hinter die Bühne und zurück genommen), in dessen Rahmen wir eine höchst überraschende Coverversion von Rihannas „Only Girl“ hören durften. Diese ist im Rahmen eines New Yorker Musikprojekts namens „Hit Parade“ entstanden, in dem Künstler aktuelle Top 10-Hits covern „müssen“. Und meine Güte, hat Rihanna schlechte Texte – wie Scott Matthew zunächst singend heraus arbeitete und auch zusätzlich feststellte.
Ich weiß nicht, ob mein zum Ende hin schwieriger werdender Kampf gegen den Schlaf von der Bühne aus bemerkt wurde. Möglich wäre es, denn Matthew kommentierte auch einige andere Vorgänge von der Bühne aus und erkannte anscheinend auch einige Gäste von früheren Auftritten wieder. Jedenfalls verkündete er irgendwann, dass es natürlich bereits spät sei, er werde aber so lange singen, wie Rotwein übrig sei. So ganz hat er sich an diese Aussage nicht gehalten, denn nach Rihanna war Schluss, obwohl auf der Setliste noch ein Song namens „No Surprises“ (vielleicht von Radiohead?) stand.
Durch die wenigen Musiker, die Abwesenheit von Percussion und die eher wenigen Zuschauer wirkte dieser Konzertabend sehr intim, und wenn die Künstler über die eher geringe Zuschauerzahl enttäuscht gewesen sein sollten, hat man es ihnen nicht angemerkt. Schließlich unterhielt sich Matthew, wieder mehr der fröhliche Entertainer als trauriger Troubadour, nach dem Konzert im Foyer des Mousonturms mit seinen Fans, das nachgefüllte Rotweinglas fest in der Hand.
Setliste:
The Wonder Of Falling
True Sting
Black Bird
Felicity
Duet
Sinking
Buried Alive
Upside Down
Seedling
Sweet Kiss In The Afterlife
Friends And Foes
In The End
No Place Called Hell
Abandoned
Only Girl (Rihanna Cover)
(No Surprises – nicht mehr gespielt)
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