Neulich bei Marni

by - März 11, 2012

Die Designerkooperationen von H&M wuchsen in den letzten Jahren recht inflationär. Neben der "klassischen"Aktion, die seit 2004 (Lagerfeld) jeden November stattfindet, gibt es zwischendurch mehr und mehr weitere, sowohl von echten Designern (Matthew Williamson, Sonia Rykiel) als auch von unechten (Madonna, Kylie Minogue). Und stets schaffte es H&M, dass sich bei Verkaufsbeginn vor den teilnehmenden Geschäften schon über Nacht lange Schlangen bildeten, damit sich hysterische Frauen bei Ladenöffnung brutal gegenseitig Kleidung aus der Hand reißen konnten. Viele der Kreationen wurden sofort von professionellen Ebayverkäufern zusammengerafft und gleich zum höheren Preis auf der Onlineplattform angeboten.


Irgendwie ist das alles natürlich höchst albern und hat dank Massenproduktion mit echter Designerbekleidung, die meist nur in geringen Stückzahlen von besonders hoher Qualität in den Handel kommt, wenig gemeinsam. Man kann sich auch berechtigt fragen, wie viele der Leute, die bei H&M blitzschnell die Regale leer kauften, im Vorfeld überhaupt Designer wie Viktor & Rolf oder Comme des Garçons gekannt und sich für ihre Kreationen interessiert hatten.


Dennoch neige ich bei jeder neuen Bekanntgabe einer "Designerkollektion" zu einer gewissen Spannung. Stets informiere ich mich sowohl über die konkreten Produkte (die man sich ja immer im Vorfeld bereits im Internet ansehen kann) und wäge ab, ob ich etwas davon haben möchte. Denn Massenproduktion hin oder her: Es gab in den vergangenen Jahren hin und wieder durchaus tolle Sachen zu kaufen. Im Rahmen der Vikton & Rolf-Aktion vor etlichen Jahren erwarb ich zum Beispiel einen Mantel, ein Kleid, Schuhe und sogar Unterwäsche. Habe und mag ich alles noch, die Qualität ist in Ordnung und die oft gelesene These, dass man diese Sachen dann dutzendfach auf der Straße wieder sieht, kann ich nicht bestätigen. Das passiert mit regulärer H&M-Ware um einiges häufiger.


Seit der Viktor & Rolf-Aktion vor schlappen sechs Jahren war allerdings auch nichts mehr für mich dabei: Weder die Jimmy Choo-Schuhe noch die Roberto Cavalli- beziehungsweise Lanvin-Fetzen konnten mich überzeugen. Um so erfreuter war ich über die Ankündigung der Marni-Aktion für dieses Frühjahr. Das italienische Modehaus kannte ich zwar nur, weil es mir in verschiedenen Online-Designershops über den Weg gelaufen war, aber die Kleidung und Schuhe hatten mir stets gut gefallen. Und auch die von H&M schließlich vorgestellte Kollektion enthielt vieles, das ich gerne näher betrachten wollte.


Die Kollektion, für die ich mich nachts irgendwo anstelle, muss allerdings erst noch erfunden werden, und so versuchte ich am Donnerstag, dem Tag des Verkaufsstarts, zunächst via Onlineshop mein Glück. Die Seite war aber natürlich überlastet, so dass ich dann meine Mittagspause dazu nutzte, das Ladengeschäft aufzusuchen. Und siehe da: Es gab noch eine Schlange, allerdings eine recht unhysterische, die sich auch sehr schnell vorwärts bewegte. Im designierten Einkaufsbereich konnte ich dann aber viele der Stücke, für die ich mich im Vorfeld interessiert hatte, bereits nicht mehr finden. Lediglich eine bunte Tasche von meiner "Einkaufsliste" war noch vorhanden und begleitete mich gemeinsam mit einem äußerst schlichten, aber hübschen Sandalenpaar zu Kasse, wo man mir eine äußerst beeindruckende Marni-Tüte überreichte. Schuhe und Tasche verfügen übrigens jeweils über einen Staubbeutel, was man bei H&M ja auch nicht alle Tage sieht.


Nach meiner Rückkehr an den Computer stellte ich dann fest, dass der Onlineshop mittlerweile wieder zugänglich und dort zudem noch etliches vorhanden war, das ich im Geschäft nicht gefunden hatte. Und so bestellte ich mir noch einen Rock, ein identisch gemustertes (und hier nicht gezeigtes) Oberteil und einen äußerst bunten Blazer. Ob ich das alles schön finde, wenn es ankommt, weiß ich natürlich noch nicht, aber grundsätzlich bin ich sowohl mit den Kleidungsstücken als auch mit dem Kaufprozess durchaus zufrieden und werde mich auch für zukünftige "Designerkollektionen" interessieren. Man muss dabei ja nicht kreischen und zuschlagen.

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