Frankfurt Vegetarisch (1): Chili Queen

by - April 13, 2012

Wäre ich ein risikofreudiger Mensch, würde ich eine Geschäftsidee umsetzen, die mich schon eine Weile begleitet. Frankfurt hat nämlich meines Wissens kein vegetarisches Restaurant, und das ist für eine Stadt dieser Größe doch ziemlich erstaunlich. Mein Restaurant wäre keineswegs öko-dinkel-naturholzmäßig, sondern es wäre so edel, dass es unter anderem die vielen Messebesucher und Geschäftsreisenden anziehen würde, die sich in dieser Stadt befinden - vegetarisch ist schließlich auch ein guter Kompromiss, wenn man verschiedene Nationalitäten und Ernährungsbedürfnisse zusammen bringt. Aber natürlich hätte ich keine Spesen-Abzocker-Kaschemme, sondern ein gutes, angenehmes und qualitativ hochwertiges Restaurant, in dem sich auch Einheimische wohlfühlen würden. So wäre das.

Nachdem mir aber leider alle Eigenschaften fehlen, die man dazu benötigen würde, erfolgreich ein Restaurant zu führen - neben Risikofreude benötigt man sicherlich auch Erfahrungen in der Gastronomie, Talent als Führungspersönlichkeit und eine starke Vision - wird es das Restaurant "Neulich" mit dem vegetarischen Essen, das so spannend ist, dass niemand das Fleisch vermisst, aber wohl nie geben. Also beschränke ich mich auf eines meiner vorhandenen Talente, das Essen. Und nachdem Frankfurt zwar kein echtes vegetarisches Restaurant hat, aber über zahlreiche Orte mit gutem Angebot für Vegetarier verfügt, habe ich beschlossen, einige davon hier vorzustellen.


Beginnen wir mit der Chili Queen. Das winzige Lokal befindet sich im hippen Stadtteil Nordend, genauer gesagt auf dessen Flaniermeile, der Berger Straße. Hier sind die Mieten hoch und das Publikum zahlungswillig, und das merkt man dem Laden auch an: Nicht nur wird die geringe Quadratmeterzahl effizient ausgenutzt, die Preise sind für einen Imbiss auch eher am oberen Ende. Das ist aber auch das einzige Kritische, was mir zu dem Etablissement einfällt.

Die Essensauswahl lässt sich aus dem Namen erschließen: Es gibt hauptsächlich Chili, in groß oder klein, mit oder ohne Salat oder Reis. Beim Chili selbst hat man stets die Wahl zwischen drei fleischhaltigen und zwei vegetarischen Varianten, wobei die konkreten Sorten wechseln. So hatte ich bei meinem heutigen Besuch eigentlich vor, endlich einmal das Hanf-Chili zu probieren, es war aber durch ein Quinoa-Chili ersetzt worden. Also nahm ich stattdessen das "normale" Gemüse-Chili - in groß, denn das entspricht einer normalen Mittagsportion. Zu seinem Chili bekommt man, wenn man möchte, einen Löffel Schmand und Brot, und außerdem noch einen bis zwei Chili-Streuer (inklusive genauen Erklärungen zu den enthaltenen Sorten), mit denen man sein Essen individuell nachschärfen kann.


Nicht nur hier zeigt sich, dass die Betreiber eine echte Leidenschaft für Chili hegen. Man kann nämlich auch Dutzende Sorten von Chilisaucen und -pulver kaufen, dazu auch noch Jalapenos im Glas, Chili-Mandeln und Habanero Chips. All die Flaschen, Tütchen und Gläser sind so hübsch gestaltet, dass sie die Atmosphäre des Ladens positiv beeinflussen - alles sieht so schön bunt und durcheinander aus.

Bei der Getränkeauswahl fällt wiederum auf, dass man sich im modischen Nordend befindet, denn hier gibt es jede erdenkliche Art von Hipsterbrause: Afri Cola, Fritz Cola und Limo, Club Mate, Chari Tea, Lemon Aid. Es ist quasi unmöglich, ein langweiliges Getränk zu bestellen.

Auch wenn man an den langen Tischen an der Wand nicht sonderlich bequem sitzt (bei Sonnenschein kann man auch ebenfalls eher unkomfortabel draußen sitzen), laden Zeitungen und Asterixbände zum längeren Verweilen ein, und man kann sich dazu auch verschiedene Kaffeespezialitäten und Cookies kaufen.


Ich war hier nun schon mindestens viermal, wurde jedes Mal ausgesprochen freundlich bedient, habe gut gegessen und den hübschen Laden genossen. Die Chilipreise beginnen bei 3,90 Euro (kleines Gemüsechili) und enden bei 6,80 Euro (Fleisch-Chili mit Reis und Salat). Die Chili Queen befindet sich auf der Berger Straße 77.

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