Wenn Internetnutzer weniger doof sind als erhofft
Wer auch nur ein wenig bei Facebook oder Twitter unterwegs ist, kennt die Plage, die sich Community Management nennt: Professionelle Marketingleute im Netz, die dafür sorgen sollen, dass die eigene Marke immer schön im Gespräch bleibt, und das nach Möglichkeit positiv. Manchmal sind solche Geschichten durchaus unterhaltsam, und immerhin ließ ich mich letztes Jahr dank Community Management zum Stricken winziger Mützen verleiten (und bereue nichts), aber im großen und ganzen sind diese Kommunikationsversuche ebenso durchsichtig wie langweilig. Anbiederndes Gesülze wie "Endlich Wochenende! Teil diese Nachricht auf Deinem Profil, wenn auch Du Wochenenden magst!" entspricht viel eher dem Durchschnitt als die witzige Innocent-Kampagne damals.
Andere Firmen haben aus diesem Debakel wahrscheinlich etwas gelernt, bis zum Weltkonzern Shell hat sich allerdings offenbar nicht herumgesprochen, dass Internetnutzer nicht bei jedem Mist brav mitmachen. Shell bohrt nämlich in der Arktis nach Öl und fordert die Öffentlichkeit dazu auf, nach vorgefertigten Motiven, aber mit freier Textgestaltung, Plakate mit dem Motto "Let's Go!" zu entwerfen. Die beliebtesten Entwürfe sollen wiederum tatsächlich realisiert werden, "an strategischen Orten weltweit". Nach dem, was derzeit ganz vorne liegt, nehme ich an, der "strategische Ort" ist eine kaputte Toilette in einem Keller mit der Aufschrift "Vorsicht, bissiger Tiger!".
Mehr Beispiele hier - aber sicher nicht mehr lange ... |
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