Seit ich nicht mehr in Frankfurt wohne, aber dort täglich arbeite, hängen meine Abendaktivitäten in der Mainmetropole stark vom Zugfahrplan ab: Mein vorletzter Zug Richtung Heimat geht um kurz nach 10, der letzte um kurz nach 11, danach ist Schicht im Schacht. Häufig reicht das auch völlig aus, aber manchmal möchte man beim Ausgehen nicht auf die Zeit achten müssen - und nicht ganz selten findet auch ein Bahnstreik statt, der den Fahrplan komplett durcheinander wirft.
Aus diesen Gründen habe ich mir schon gelegentlich ein Hotelzimmer in Frankfurt geleistet, und wenn man nicht gerade zur Messe-Hochzeit bucht, gibt es auch durchaus ein Angebot an bezahlbaren Übernachtungsmöglichkeiten, die vom Standard her absolut akzeptabel sind.Vor einer Weile entdeckte ich aber, dass es nun einen absoluten Preisbrecher aus dem Markt gibt, denn im neuen easyHotel kostet eine Übernachtung in der günstigsten Zimmerkategorie nur 35 Euro.
Prompt ergab es sich letzte Woche wieder, dass die Bahn streikte und ich mich nicht darauf verlassen konnte, nach einem schon länger geplanten Abendtermin noch nach Hause zu kommen. Also buchte ich mich eben in das Billighotel ein und war gespannt, was mich erwarten würde.
Schon im Buchungsprozess zeigte sich die auch im Logo erkennbare Verwandtschaft zur Fluggesellschaft easyJet, denn bei easyHotel kostet praktisch alles extra: Für WLAN, Fernseher, Fön, selbst die Zimmerreinigung während des Aufenthalts und sogar das Bezahlen selbst fallen Gebühren an. Ein Frühstück wird gar nicht erst angeboten. Da ich nur einen Schlafplatz für eine einzelne Nacht benötigte, brauchte ich keinerlei Extras, nur um die Bezahlgebühr kam ich natürlich nicht herum.
Als ich dann am Übernachtungstag im Hotel ankam, lief beim Check-In alles völlig normal. Mein Zimmer im 4. Stock erwies sich als winzig, enthielt aber alles, was man braucht: Direkt ans Fenster war ein für eine Einzelperson großzügig bemessenes Bett gequetscht, unmittelbar am Fußende begann die Duschkabine und dahinter befand sich ein winziger Waschbereich mit Waschbecken und Toilette. Einen Schrank gab es nicht, lediglich eine Garderobe mit zwei fest installierten Bügeln, und auch keine Sitzgelegenheit. Nicht einmal ein Regal war vorhanden.
Auch im durchaus zweckmäßigen Bad fiel sofort der Mangel an Ablagemöglichkeiten auf - meinen Kulturbeutel konnte ich aufhängen, aber selbst die Aufbewahrung meiner Zahnbürste am Waschbeckenrand erwies sich als Balanceakt. Auch die Duschkabine enthielt zwar eine fest angebrachte Flasche mit Duschgel, aber keinerlei Möglichkeit, das eigene Shampoo an einem anderen Platz als dem Boden abzustellen.
All das beschleunigt die Zimmerreinigung sicher ungemein, und bei einer einzelnen Übernachtung kommt man problemlos auch so zurecht. Würde man sich hier aber für eine ganze Woche einmieten, ginge einem die Unmöglichkeit, zumindest Teile seines Koffers auszupacken, sicher auf die Nerven.
Mein Aufenthalt im easyHotel wies noch ein (kostenloses!) Extra-Feature auf, denn nachdem ich erst gegen halb 2 todmüde ins Bett gefallen war, wurde ich bereits eine Stunde später wieder unsanft von einem unglaublich lauten Feueralarm geweckt. Ich warf mir schnell eine Jacke über den Schlafanzug und zog Schuhe an, dann trottete ich mit vielen anderen verschlafenen Gästen in den Eingangsbereich, wo nach kurzer Zeit mehrere Löschzüge vorfuhren. Die Kontrolle des Gebäudes durch die Feuerwehrleute erfolgte dann relativ flott, so dass ich nach ca. 20 Minuten schon wieder die Treppe zu meinem Zimmer herauf gehen konnte.
Dennoch würde ich jederzeit wieder in Erwägung ziehen, dort zu übernachten. Es ist ja eigentlich durchaus beruhigend, wenn der Feueralarm funktioniert.
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