Gelesen: Juni 2016
Wo gibt es denn so etwas? Schon fast Mitte Juli, und es gab noch keinen Rückblick auf den Vormonat? Skandal, jetzt aber schnell!
Im Juni habe ich nur ein Buch vollendet, das Hörbuch The Last Temptation von Val McDermid. Der Roman ist ein Krimi aus einer ziemlich langen, noch nicht abgeschlossenen Reihe um die nordenglische Polizistin Carol Jordan und den Psychologen Tony Hill. Die Serie läuft schon ziemlich lange, weshalb ihre frühen Teile in den 90er Jahren spielen, The Last Temptation (Deutsch: Ein kalter Strom) ist von 2003.
Vor Jahren hörte ich bei Spotify einen neueren Teil, dann las ich die ersten beiden, von denen ich das erste Buch albern und sehr an die 90er gebunden fand (und hier an Das Schweigen der Lämmer). Dennoch versuchte ich es noch mit dem zweiten und wurde positiv überrascht: Eine spannende, wenn auch sehr brutale und finstere Geschichte um einen mordenden Prominenten.
Nach ein paar Jahren Pause versuchte ich es nun also mit Teil 3, der qualitativ etwa in die Mitte fällt. Zur Handlung: Carol und Tony sind nach Teil 2 getrennte Wege gegangen, Carol hat eine Zusatzausbildung gemacht und möchte zu Europol. Vorab schickt man sie aber als Undercover-Ermittlerin nach Berlin, und zwar nicht, weil sie auf dem Gebiet Erfahrung hätte, sondern, weil sie der kürzlich verstorbenen Freundin eines polnischen Menschenschmugglers ähnelt und man hofft, dass er der zufällig aufgetauchten Doppelgängerin vertrauen wird.
Parallel gibt es natürlich, denn das ist in der Reihe immer so, auch einen Serienkiller, der ebenfalls aus Deutschland stammt und sich als Mordopfer ausgerechnet Psychologen ausgesucht hat. Tony wird inoffiziell als Profiler hinzu gezogen und nutzt dies als Vorwand, ebenfalls nach Berlin zu gehen und Carol beizustehen.
Allzu viel Sinn ergeben viele Entscheidungen der Figuren nicht. Allein, dass man zum hochgefährlichen Undercover-Einsatz problemlos einen Freund mitbringen darf, dürfte einzigartig sein. Auch läuft alles ganz prima, bis Carol und Tony einen ebenso unerklärlichen wie saublöden Fehler begehen. Und in der englischsprachigen Hörbuchversion sprechen alle Figuren natürlich Englisch, aber immer mit dem Akzent, der für sie passt - also einem deutschen oder auch polnischen. Das ergibt Sinn, so lange die Figuren mit Carol sprechen, aber weit weniger, wenn sie es miteinander tun, also eigentlich Deutsch sprechen müssten. Da wäre es mir lieber gewesen, die ganze Akzent-Geschichte einfach wegzulassen.
Nichtsdestotrotz ist der Roman kurzweilig und auch spannend, man könnte es Krimi-technisch also auch weit schlechter treffen.
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