Einer der Unterschiede zwischen dem Down The Rabbit Hole Festival und dem einzigen anderen in den Niederlanden, das ich bisher kannte – dem Best Kept Secret – ist der sehr viel spärlichere Einsatz englischsprachiger Informationen für Besucher. Aber selbst, wenn man des Niederländischen mächtig wäre, hätte man, glaube ich, wenig Vorabinformationen zum Fressstand-Lineup erhalten können. Auf der Website stand lediglich, es gäbe viel Auswahl, auch für spezielle Ernährungsbedürfnisse.
So wussten wir nicht so recht, was uns bezüglich Essensangeboten erwarten würde, hatten aber das überbordende und in seiner Vielfalt schon übertriebene Best Kept Secret vom Wochenende davor noch frisch im Gedächtnis. Wie erwartet konnte das Down The Rabbit Hole hier nicht ganz mithalten, tatsächlich gab es aber auch hier eine große Auswahl, und zumindest die Preise lagen ähnlich hoch...
Beim Down The Rabbit Hole vertraut man noch auf das althergebrachte Festival-Bezahlsystem mit Wertmarken, die hier „Munten“ heißen. Der Wechselkurs von 2016 lag bei 2,70 Euro pro Munte, und wir verbrauchten zu zweit an drei Tagen insgesamt 30 davon, also 81 Euro – und hierbei muss bedacht werden, dass wir schon beinahe bedenklich wenig getrunken haben. Die „Munten“ bestanden, passend zu den Plastikbecherbergen des Festivals, ebenfalls aus Plastik und ließen sich bei Bedarf auch halbieren.
Am Freitag hatten wir das Gelände noch nicht allzu weit erforscht. Anders als bei anderen Festivals waren die Fressstände nämlich überall auf dem Gelände verteilt, was gut war, wenn man schnell einen erreichen wollte, aber schlecht, um sich einen Gesamtüberblick zu schaffen. Vor PJ Harvey blieb uns nicht viel Zeit, also entschloss ich mich kurzfristig für einen Hanfburger. Der Stand warb damit, dass seine Produkte vegan, halal und koscher seien. Nichts davon erklärte die Farbe des Brötchens, aber mein Hanfburger schmeckte durchaus gut, wenn auch nicht gerade intensiv. Kann man kaufen, wobei 8 Euro 10 natürlich ein Mondpreis sind.
Mein Begleiter entschied sich zum gleichen Preis für eine Pizza von Wood Pizza, einem Stand, der uns irgendwie bekannt vorkam. Richtig, wie auch einige andere Stände war er auch beim Best Kept Secret Festival gewesen. Auch bei der Pizza ließ sich der Preis nicht rechtfertigen, sie wurde aber frisch gemacht und schmeckte gut. Im Bericht des letzten Jahres konnte ich auch nachlesen, dass die Pizza beim Best Kept Secret 10 Cent weniger kostete, die Mondpreise beider Festivals sind also annähernd identisch.
Am Samstag lockte mich fürs Abendessen ein indonesischer Stand, der zu meiner Überraschung „Broodjes“ anbot – indonesisches Essen stellt man sich ja eher reislastig vor. Ich kaufte für 6,75 Euro die vegetarische Option, die einen für mich nicht identifizierbaren Fleischersatz enthielt. War es Tofu? Seitan? In jedem Fall schmeckte der Gemüsemix, der hauptsächlich grüne Bohnen enthielt, ganz phantastisch und eher scharf. Das burgerartige Brötchen wirkte in diesem Gericht eher fehl am Platz, war aber als Sättigungsbeilage dringend nötig. Auch so war die Mahlzeit nach wenigen Minuten vertilgt.
Für meinen Freund suchten wir an einen Falafel-Stand auf. Dieser setzte auf einen möglichst exotischen Effekt, indem orientalische gekleidete junge Frauen vor dem eigentlichen Stand standen und die Bestellungen aufnahmen und an die eigentlichen Köche übermittelten. Quasi Kellnerinnen am Fressstand. Neben Falafeln gab es auch andere libanesische Gerichte zu kaufen. Mein Freund bekam den Falafel-Salat, zu dem man sich zwei Saucen aussuchen konnte. Ich war überrascht, dass wir dabei eine Menge Sambal Oelek erhielten, die in unserem Haushalt ein ganzes Jahr gereicht hätte. Offenbar hat man zu dieser Sauce in den Niederlanden ein anderes Verhältnis – auch an weiteren Ständen sah ich sie in riesigen Plastikflaschen, während ich in Deutschland nur winzige Gläschen kenne.
Der Falafel-Salat war ebenfalls lecker, allerdings mit der beigefügten Holzgabel schwer zu essen. Ansonsten konnte man, wie immer, nur über das Preis-Leistungs-Verhältnis meckern, denn er kam auf stolze 9,45 Euro.
Der Sonntag war unser längster Festivaltag, entsprechend tankten wir nochmals Munten nach und kauften vergleichsweise viel. Als erstes gab es eine geteilte Portion Pommes Frites, die, wie an allen Pommes-Ständen des Festivals, frisch aus Kartoffeln mit Schale gemacht wurden. Für 4,05 Euro geradezu ein Schnäppchen. Unsere Tüte enthielt allerdings zu viele kleine Bruchstücke, die den Pommes-Genuss trübten.
Später entschied ich mich für einen Couscous-Salat, der eigentlich Feta enthalten sollte. Nachdem dieser ausgegangen war, bekam ich stattdessen einen Berg Parmesan. Der Salat schmeckte insbesondere Dank den enthaltenen milden roten Zwiebeln sehr gut, allerdings hätte ich mühelos auch die doppelte Portion geschafft. Mit knapp unter 7 Euro war er zumindest vergleichsweise günstig.
Mein Freund traf eine noch preisbewusstere Entscheidung und kaufte ein Toasti. Für die Sorte „Wagemut“ fehlte ihm eben dieser, also wurde es „Mozzarella“ – für 2 Munten (5,40 Euro) eine der günstigsten Mahlzeiten des Festivals, aber leider auch keine sonderlich spannende oder geschmacksintensive. Kein Wunder, dass auch dieser Stand eine riesige Sambal Oelek-Flasche zum individuellen Nachwürzen bereit hielt.
Nach dem budgetfreundlichen Mittagessen konnten wir uns noch „Kaffee und Kuchen“ leisten. Ein Café in der Mitte des Geländes bot eine erstaunliche Auswahl, der Kaffee wurde mit individuellen Filtern aufgegossen und kostete pro Tasse 1 Munte /2,70 Euro. Für unsere letzte „Munte“ kauften wir dann noch ein Caramel Shortbread, das so winzig ausfiel, dass mein Freund mich scherzhaft verdächtigte, bereits heimlich den Großteil gegessen zu haben. Aber nein, das Foto zeigt die Originalgröße! Immerhin schmeckte es sehr gut.
Fazit: Auch beim Down The Rabbit Hole konnte man, sofern man nicht auf jeden Euro schauen musste, lecker und sogar gesund essen, und das immer ohne nennenswerte Wartezeit. Die Auswahl war immens und blieb nur hinter dem, in dieser Hinsicht ja wahrscheinlich unschlagbaren, Best Kept Secret Festival zurück. Wie in vielen Bereichen hätte ich mir auch bei den Fressständen mehr englischsprachige Informationen gewünscht – natürlich konnten die Stand-Betreiber im Zweifelsfall alles erklären, aber man möchte sich ja nicht durch eine ganze Speisekarte durchfragen.
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