Der Festival-Donnerstag war für uns der musikalisch „vollgepackteste“, weshalb wir davon abgesehen hatten, uns für weitere Workshops anzumelden. Das Gelände blieb an den ersten beiden Tagen noch recht spärlich besucht. Während wir im Vorfeld erwartet hatten, dass der Headliner Sigur Rós, die aktuell in Deutschland keine weiteren Konzerte in Planung haben, viele Gäste anziehen würde, erwies sich die Tatsache, dass die Sommerferien in Niedersachsen und Hamburg bereits vorbei waren, als entscheidender: Die meisten Besucher kamen erst zum Wochenende.
Der Tag begann für uns mittags mit einer Lesung von Thees Uhlmann im Zeltraum. Sicherlich wegen des erwarteten Publikumsandrangs, und völlig zurecht, hatte man für diese Lesung nicht wie bei anderen den Grünen Salon angesetzt, sondern das große Bühnenzelt mit Tischen, Stühlen und Bierbänken ausgestattet. Als wir kamen, waren sämtliche Sitzplätze aber bereits belegt, uns blieb nur der Boden. Dass Uhlmann mittlerweile ein Massenphänomen ist, konnte wir in unserer Umgebung erlauschen: Dort sagte eine Dame: „Mir fällt gerade der Name der Band nicht ein bei der er eigentlich spielt.“ Da Uhlmann nicht etwa auf der Bühne las, sondern auf gleicher Ebene mit dem Publikum, waren die Sichtverhältnisse nicht optimal. Aber das Zuhören war ja auch wichtiger.
Thees Uhlmann ist mit seinem im Oktober 2015 erschienenen Roman Sophia, der Tod und ich in der Spiegel-Bestsellerliste gelandet und seit mittlerweile fünf Monaten auf Lesetour. Zu Beginn seiner Lesung stellte er klar, dass Erwachseneninhalte zur Sprache kommen würden und sagte, eventuell anwesende Kinder würden gegebenenfalls hinterher Fragen haben, die Eltern dann eben beantworten müssten. Auch während der Lesung sagte er mehrmals, man solle doch die Kinder entfernen, weshalb ich mit der Zeit weniger mit einer Sexszene (die dann gegen Ende kam) und mehr mit einem Kettensägenmassaker rechnete.
Ich kannte den Roman im Vorfeld nicht und weiß nun, dass er davon handelt, dass der Ich-Erzähler eigentlich vom Tod Zuhause abgeholt werden soll, mit diesem, seiner Exfreundin und seiner Mutter aber in eine Art Road Trip gerät. Zwischen den Lesestellen geriet Thees immer wieder in andere Geschichten, etwa die, dass er seine Bandkollegen damit ärgern wolle, dass er ihnen leere Kondompackungen in die Kulturbeutel schmuggeln würde, um dann zu erleben, wie sie zu Hause deshalb Ärger bekämen. Er lieferte auch eine Workshop-Idee fürs nächste Festival: Crystal Meth kochen mit Zutaten aus dem Baumarkt unter dem Titel „Breaking Uhl“.
Vorab hatten wir ein wenig gehofft, dass Uhlmann auch Lieder spielen würde. Das tat er leider nicht – verständlich, da er ja später am Tag auch noch einen Slot auf der Konzertbühne hatte. Insgesamt war die Lesung selbstverständlich unterhaltsam, blieb aber für uns ein wenig hinter der von Jochen Diestelmeyer im Vorjahr zurück – dessen Vortrag hatte einfach mehr Struktur und zwei Songs zur akustischen Gitarre.
Nach der Lesung war es Zeit für unseren ersten Bandauftritt des Tages – mit den Spaß-Schweden von Friska Viljor. Diese waren am selben Morgen aus Stockholm angereist, wo ihrer Behauptung nach eine Temperatur von 35 Grad herrschte. In Luhmühlen war es immer noch elend kalt. Dieser Tatsache ist sicherlich nicht geschuldet, dass die Band später bei „Puppet Cabaret“ das Lied in der Mitte unterbrach und für einige Sekunden erstarrte und bewegungslos, wie eingefroren, ausharrte.
Friska Viljor hat offenbar einen weißen Dresscode, an den sich der Bassist aber nicht hielt – er trug einen schwarzen Gehrock. Eine komische Entscheidung – ich würde sagen, entweder man hat einen Dresscode oder eben nicht.
Vor einigen Jahren hatte ich die Band beim Maifeld Derby gesehen, als sie ihr Debütalbum „Bravo“ in voller Länge spielte, beim A Summer’s Tale gab es, wie die Bühnendeko bereits erahnen ließ, eine Mischung aus dem aktuellen Album und einer Art Best Of. Jedoch war das Set anfangs von einigen Problemen gekennzeichnet, so dass der Stage Manager der Band fast genauso viel Zeit auf der Bühne brachte, wie die Musiker selbst. Zunächst war der Gesang nicht zu hören, dann musste hier und dort nachjustiert werden, und letztendlich rissen bei zwei Gitarren die Gurte, die dann umständlich mit Klebeband neu befestigt werden mussten.
Daniel Johansson hatte bei nur zwei Liedern die Leadstimme und wurde, wie sich herausstellte, von seiner Schwester Matilda begleitet, die Keyboard spielte und einmal mitsang. Der mit einer Seemannsmütze ausgestattete Joakim Sveningsson hielt ansonsten das Gesangsruder fest in der Hand und war auch für die Kommunikation mit dem Publikum verantwortlich. Zum Abschluss erklärte er uns, dass Friska Viljor, wann auch immer und wo auch immer, bei jedem Auftritt nun folgende Lied spielen würden, „We Are Happy Now (La La La)“. Berechtigterweise, denn der Liedtitel stellte den finalen Höhepunkt eines unterhaltsamen Konzertes dar, bei dem viele Zuschauer bei der Textzeile „I'm waving my hands in the air“ dieser Aufforderung nachkamen.
Setliste:
If I die now
My Boys
Gold
Puppet Cabaret
Painted Myself in Gold
In My Sofa
Arpeggio
Oh oh
Wohlwill
We Are Happy Now (La La La)
Während auf der Hauptbühne noch „We Are Happy Now (La La La)“ erschallte, machten wir uns dank enger Taktung des Zeitplans auf Richtung Zeltraum, wo nun Neil Finn aufspielen sollte. Der Neuseeländer ist mir hauptsächlich durch seine ehemalige Band Crowded House bekannt, deren Album „Woodface“ in den frühen 90ern bei mir rauf und runter lief. Finn ist seit langem Solokünstler, weshalb die spannende Frage war, ob er sich auf ältere und dafür bekanntere Hits (vor Crowded House gab es noch die Band Split Enz) oder sein Solowerk konzentrieren würde. Auch bezüglich der Bandbesetzung hatten wir keine speziellen Erwartungen. Nachdem kürzlich Rufus Wainwrigt, Patrick Wolf, Damien Rice und José González bei diesem und anderen Festivals allein gesehen hatten, rechneten wir aber mit einem Soloauftritt.
Tatsächlich betrat Finn, selbst in einem lila Anzug, die Bühne mit einer fünfköpfigen Band, die er als „my band and family“ vorstellte – nachdem er im Laufe des Sets die sehr lange Anreise erwähnte, stammten wohl alle Mitglieder aus Australien oder Neuseeland.
Die ersten drei Songs, die Finn zum besten gab, waren tatsächlich Solo-Songs, und wir fingen an, unsere Crowded House-Hoffnungen traurig zu begraben, aber schon Nummer vier war „Something So Strong“, und weiter ging es mit „Something So Strong“ und „Fall at your Feet“.
Neil und die Band waren sichtlich gut gelaunt, insbesondere die vielen Kinder im Publikum hatten es ihnen angetan. So wurde über „badass children“ spekuliert, die nicht die sonst beim Festival sehr verbreiteten Kinder-Schallschutzkopfhörer trugen. Ein kleiner Junge weigerte sich standhaft, zurückzuwinken, was Neil aber nicht weiter bekümmerte.
Auch Songs der mir bis dato unbekannten Band Split Enz, einer Vorgängerband von Crowded House aus Neuseeland, fanden auf der Setliste Berücksichtigung. Zu „Message to my girl“ erklärte Finn, er habe das Lied vielleicht (ganz festlegen wollte er sich nicht) schon vor 25 Jahren in der Hamburger „Großen Freiheit“ gespielt. Sein neues Lied „Dizzy Heights“ begleitete er anschließend selbst auf dem Piano, um dann anschließend das Publikum vor „Pineapple Head“, einem weiteren Crowded House-Song, aufzufordern, doch bitte einmal wie eine Whitesnake-E-Gitarre zu klingen. Unsere Bemühungen machten ihm viel Spaß, fanden im Song aber keine weitere Verwendung.
Der anschließend gespietle große Crowded House-Hit „Don’t Drean it’s over“ enthält die vom Publikum laut mitgesungene Zeile „They’ve come to build a wall between us, you know they won’t win“, was er in Luhmühlen mit den Worten „Did you hear that, Mr. Trump!“ garnierte. Vermutlich nicht, aber dennoch eine nette Geste.
Nach einem weiteren Split Enz-Song endete das Set mit „Weather With You“ von Crowded House, nicht ohne gute Wünsche zum immer noch suboptimalen Festivalwetter. Der Song wurde von einem der Bandmitglieder erstaunlicherweise mit einem Thereminsolo abgeschlossen, was ich gar nicht für möglich gehalten hätte. Aber man kann auch ein Theremin schwingen wie eine E-Gitarre.
Ein schönes Konzert eines sehr gut aufgelegten Künstlers mit ebenso engagierter Band.
Setliste:
Pony Ride
She Will Have Her Way
Anytime
Something So Strong (Crowded House song)
Distant Sun (Crowded House song)
Fall at Your Feet (Crowded House song)
Message to my girl (Split Enz)
Dizzy Heights
Pineapple Head (Crowded House song)
Don't Dream It's Over (Crowded House song)
I Got You (Split Enz song)
Weather With You (Crowded House song)
Neil Finn überzog sein Set leicht, weshalb wir bei der Rückkehr zur Festivalbühne bereits die ersten Songs von Thees Uhlmann versäumt hatten: „Lat: 53.7 Lon: 9.11667" und "Das Mädchen von Kasse 2". Er schloss den zweiten Song mit dem Ausruf „Ich mache wieder Musik nach fünf Monaten Lesereise, Halleluja!“ Dann musste auch das Publikum „Halleluja“ rufen, was mich etwas befremdete. Waren wir versehentlich in einem Gospel-Gottesdienst gelandet?
Kurz darauf entdeckte Thees, dass es neben dem Publikum vor der Bühne auch zahlreiche Zuschauer gab, die auf der seitlichen Tribüne saßen. Darauf beschloss er, beide Publikumsbereiche sollten abwechselnd „Thees!“ und „Uhlmann!“ rufen, als er dann bemerkte, dass auch eine signifikante Zuschauermenge an der Bar stand, bekam diese die Zusatzzeile „... ist ein Idiot“. Mit dem Dirigieren von „Thees!“, „Uhlmann“ und „ist ein Idiot!“ hatte er minutenlang Spaß.
Ansonsten spielte Uhlmann mit viel Pathos und Faust-in-die-Luft-recken ein Set aus Songs seiner beiden Soloalben, auch „Schreit den Namen meiner Mutter“ von Tomte war dabei. Neue Lieder gibt es aktuell offenbar noch nicht.
Immer wieder wurde die Musik auch für Geschichten unterbrochen, beispielsweise wissen wir nun, dass Uhlmann als St. Pauli-Fan einen HSV-Fan zum Freund hat, was eigentlich nicht geht, und dass es in „Die Toten auf dem Rücksitz“ um St. Pauli geht.
Da die Tribüne beim Wechselgesangsspiel vorher nicht sonderlich positiv aufgefallen war, frotzelte Uhlmann immer wieder in ihre Richtung, zeigte sogar den Mittelfinger und rief beim allgemeinen Mitklatschen zu „Vom Delta bis zur Quelle“ gespielt aggressiv herüber „Tribüne hat keine Hände oder was! Tribüne hat keine Hände oder was!“ Als Fußballfan mag Uhlmann vermutlich grundsätzlich keine Sitzplätze. Allerdings hatte er bei der Nachmittagslesung gestanden, dass er ein Freund der umstrittenen Montagsspiele in der zweiten Bundesliga sei, weil ihm das die Möglichkeit gebe, endlich einmal ins Stadion zu kommen.
Das Set schloss mit „Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“ und allgemeiner Begeisterung.
Setliste:
Lat: 53.7 Lon: 9.11667
Das Mädchen von Kasse 2
Es brennt
Am 07. März
Sommer in der Stadt
Schreit den Namen meiner Mutter
17 Worte
& Jay-Z singt uns ein Lied
Vom Delta bis zur Quelle
Zugvögel
Die Toten auf dem Rücksitz
Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf
Nach kurzer Pause sahen wir als nächstes, wiederum auf der Festivalbühne, Glen Hansard. Dessen Set hatten wir erst im Juli beim Down The Rabbit Hole-Festival gesehen und wussten bereits, dass der Ire live deutlich mehr mitreißt als auf Platte. Wie schon beim vorherigen Festival hatte er eine große Band dabei, mit unter anderem drei Streicherinnen, drei Bläsern, und einer Pianistin. Bei so vielen Musikern wurde auf zusätzliche Bühnendekoration verzichtet.
Wiederum fiel auf, dass alle Gitarren, die Hansard angereicht wurden, extrem abgenutzt wirkten – offenbar spielt er sie, bis sie tot sind. Die Setliste war nicht identisch zu der, die wir in Holland gehört hatten, wies aber viele Überschneidungen auf. Zu ersten Lachern führte Hansards Reaktion auf das Brummen eines Generators, der am Ende von „Winning Streak“ die gesamte Band verwirrte und denken ließ, man spiele völlig falsch. Hansard testete geduldig die Tonart des Generators, erklärte sie zu Es Dur und erklärte, dass sei für einen Generator eine deprimierende Tonart. Außerdem solle jemand schon einmal Sigur Rós Bescheid sagen, dass sie ihr gesamtes Set in Es Dur spielen müssten.
„When Your Mind's Made Up“ wurde in derselben Version vorgetragen, die wir bereits kannten, die aber auch ein zweites Mal beeindruckte: Der Song wechselte zwischen leise-emotional und bombastisch laut. „Astral Weeks“ spielte Hansard wiederum allein mit einem Kontrabassisten und bat anschließend darum, die Bühnenscheinwerfer aufs Publikum zu richten, weil es sicherlich sehr kalt da unten sei, und Scheinwerferlicht werde sicherlich helfen. Tatsächlich fühlte es sich im Scheinwerferlicht etwas warm an, das mag aber auch Psychologie gewesen sein.
„Falling Slowly“, den Oscar-prämierten Song aus Once, trug Hansard als Duett mit der Pianistin vor. „McCormack's Wall“ wurde zu einem kurzen Improvisationsstück, als Hansard einer der Violinistinnen sagte, sie solle einfach mal anfangen, er wolle sehen, was passiert. So fiel ein Instrument nach dem anderen in die Melodie mit ein.
Nach „Lowly Deserter“, in dem einer der Bläser, Ponaunist Curtis, einen großen Auftritt hatte, und „Her Mercy“, war das Set schon vorbei. Glen Hansard hatte auch beim zweiten Livekonzert einen sehr sympathischen Eindruck gemacht und mitreißende Musik gespielt.
Setliste:
Bird of Sorrow
Winning
My Little Ruin 3
When Your Mind's Made Up (The Swell Season song)
Say It to Me Now (The Frames song)
Astral Weeks (Van Morrison cover)
Way Back in the Way Back When
Looking For Someone (Interference Cover)
Falling Slowly (The Swell Season song)
McCormack's Wall
Lowly Deserter
Her Mercy
Anschließend gingen wir in den Zeltraum, wo nun Nada Surf auftreten sollten. Die Band ist seit 1992 aktiv, dem Jahr, in dem ich Abitur gemacht habe, und dennoch habe ich mich nie richtig mit ihr beschäftigt. Sie besteht aus Sänger und Gitarristen Matthew Caws, der aktuell kurze platinblone Haare trägt, und dem Bassisten Daniel Lorca (Bass und Backing Vocals), der mit seinen verfilzten Dreadlocks und seiner Lederjacke aussieht, als spielte er in einer anderen Band. Das Trio wird durch den Schlagzeuger Ira Elliot vervollständigt – eigentlich, so erklärte es Cawas, gibt es aber seit 2012 noch ein viertes Mitglied, nämlich den Gitarristen Doug Gillard. Dieser ist allerdings parallel auch Mitglied der Band Guided by Voices und aktuell mit dieser beschäftigt. Elliot meinte scherzhaft, das habe auch sein Gutes, denn so könne das Publikum ihn unverdeckt am Schlagzeug sehen.
Die Setliste umspannte nur zwei Lieder aus dem letzten Album „You Know Who You Are“, nämlich „Cold To See Clear“ und „Friend Hospital“, dafür auch viel älteres Material, etwa „80 Windows“ von 1998 und „Popular“ von 1996. Bei „Inside Of Love“, das selbst ich kannte, wurden wir aufgefordert, doch alle als „Tanz“ immer einen Schritt nach links und einen nach rechts zu machen. Das sehe von der Bühne aus so schön aus, und außerdem würde uns dadurch auch wärmer werden. Das zweite Argument leuchtete sogar mir ein.
Wie viele der Künstler beim A Summer’s Tale ließen sich auch Nada Surf es sich nicht nehmen, einen Kommentar zum Thema Donald Trump in ihr Set einzubauen: In „Blankest Year“ wurden wir aufgefordert, die Zeile „oh fuck it“ mitzusprechen – oder eben „Fuck Donald Trump“. Zum letzten Lied „Blizzard of '77“ mussten wir uns schon wieder auf den Weg Richtung Festivalbühne machen, denn dort galt es, noch einen halbwegs guten Platz für den Headliner Sigur Rós zu ergattern.
Setliste:
Cold To See Clear
Whose Authority
Weightless
Happy Kid
80 Windows
What Is Your Secret?
Concrete Bed
Inside Of Love
The Way you wear your head
Friend Hospital
Blonde on Blonde
See These Bones
I wish there was another way
Popular
Always Love
Blankest Year
Blizzard of '77
Das gelang nicht so richtig, wir konnten zwar noch Stehplätze in Bühnennähe ergattern, aber leider am seitlichen äußeren Rand. Auch von dort aus konnte man gut sehen, dass dieselben Visuals geplant waren, die wir auch in Stockholm gesehen hatten: Wiederum gab es eine zweiteilige, halbtransparente LED Wand sowie ein Gerüst, das in verschiedenen Farben leuchten konnte und dessen Streben in Hintergrund der Bühne zusammen liefen, was die Illusion großer Tiefe schaffte.
Wie wir bereits wussten, spielte die Band die ersten zwei Songs so gut wie unsichtbar hinter der vorderen LED Wand und kam erst nach dem Anfang von „Sæglópur“ nach vorne – was aber nichts daran änderte, dass die Fotografen genau diesen Zeitrahmen bekommen hatten, um vom Graben aus Fotos von Sigur Rós zu machen! Die Ausbeute dürfte gering gewesen sein.
Die bombastischen visuellen Effekte zu den einzelnen Liedern, bei denen beispielsweise vernebelte Inseln oder ein ein glühender Planet gezeigt wurden, teils unterstützt durch die leuchtenden Streben des Bühnengerüstes, funktionierten leider aus unserer seitlichen Sichtposition weniger gut, als wenn man direkt von vorne auf die Bühne geblickt hätte. Beim bedrohlich klingenden „Kveikur“ sah man auf der Leinwand eine Art Endzeitwelt oder Hölle, in der auch einige Musiker zu sehen waren. Die Bühne war komplett rot angeleuchtet.
Ansonsten gibt es wenig zu berichten, dass nicht bereits in meinem Bericht von vor zwei Wochen steht – die Setliste war identisch, und die Band ist auch nicht dafür bekannt, mit dem Publikum Späßchen zu machen. Das würde vermutlich auch die Wirkung der Musik in Kombination mit den Animationen stören. So war es schon als ungewöhnlich zu werten, dass Jónsi nach dem Applaus zu einem der ersten Lieder „Takk“ sagte. Als weitere kleine Änderung wäre zu vermerken, dass Jónsi den Geigenbogen, mit dem er auf seiner Gitarre spielte, dieses Mal zwar wiederum bei „Hafsól“ zerstörte (ein neuer hing bereit), dessen Reste aber dieses Mal ins Publikum warf.
Auch wenn die Unterschiede zum vorherigen Konzertbesuch nicht riesig waren, so ist die aktuelle Sigur Rós Show definitiv gut genug, um sie zweimal zu sehen. Das Wetter in Luhmühlen war zudem um einiges „isländischer“ als in Stockholm, gegen Ende des Auftritts lag die Temperatur im einstelligen Bereich. Die Festivalmacher hatten auf die Wetterbedingungen reagiert, indem es an den Getränkeständen abends Glühwein zu kaufen gab, und auf dem Gelände waren Feuerkörbe aufgestellt worden. Wir waren trotzdem froh, als wir nach Mitternacht zum Aufwärmen zurück ins Hotel durften.
Setliste:
Óveður
Starálfur
Sæglópur
Glósóli
Vaka
Ný Batterí
E-Bow
Festival
Yfirborð
Kveikur
Hafsól
Popplagið
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