Gelesen: März 2017
Im März traf ich mit "What Alice Forgot" von Liane Moriarty eine für mich etwas ungewöhnliche Hörbuchentscheidung: Während ich - neben gelegentlichen Ausflügen ins Sachbuch-Genre - als leicht Unterhaltung meist Krimis und Thriller wähle, handelt es sich bei diesem Roman um einen, nun ja, typischen Frauenroman. Chick Lit, sozusagen. Solche Bücher gefallen mir häufig nicht - gegen ihre Themen will ich damit gar nichts sagen, aber häufig sind die Geschichten allzu vorhersagbar. "What Alice Forgot" wurde aber von einem Blog empfohlen, dessen Buchvorschläge ich normalerweise schätze, also gab ich dem Roman eine Chance.
Dessen Hauptfigur Alice ist 29, frisch verheiratet, seit kurzem schwanger und mit sich und der Welt ausgesprochen zufrieden. Das denkt sie zumindest, doch als sie aus nach einem Sturz auf den Kopf im Fitnessstudio erwacht, versichern ihr alle, dass sie mittlerweile 39 sei. Sie hat bereits drei Kinder, lässt sich gerade von ihrem Mann scheiden und ist alles andere als glücklich. Aus irgendeinem Grund hat sie sowohl den Kontakt zu ihrer Schwester als auch zu ihrer besten Freundin verloren, stattdessen scheint sie pausenlos Veranstaltungen für die Schule ihrer Kinde zu organisieren.
Alices Gedächtnisverlust bleibt zunächst bestehen, so dass sie ihr aktuelles Leben weiterführen muss, ohne sich an die letzten zehn Jahre erinnern zu können - was auch bedeutet, dass sie weder ihre Kinder noch ihren neuen Freund erkennt. Es bleibt ihr also nichts anderes übrig, als den Menschen in Ihrer Umgebung viele Fragen zu stellen: Warum will sie die Scheidung? Was ist zwischen ihrer Schwester und ihr vorgefallen? Wer ist diese Gina, über die niemand mit ihr sprechen möchte? Warum scheint die "neue Alice" so ganz anders zu sein als sie selbst? Daraus ergeben sich sehr ehrliche Gespräche, die durch andere Perspektiven in Form der Tagebucheinträge von Alices Schwester und des Blogs ihrer Großmutter ergänzt werden.
Mir gefiel gut, dass der Roman es meist erfolgreich vermeidet, Menschen oder ihre Entscheidungen als böse oder ablehnenswert darzustellen. Als Leser teilt man zwar Alices Meinung, dass sie selbst sich offenbar auf eine seltsame Art verändert hat, aber bis sie schließlich ihr Gedächtnis wiederbekommt, fehlt eben auch eine Innenperspektive der "neuen Alice" - die es dann letztlich schafft, auch ihre eigenen Veränderungen durchaus plausibel zu machen.
Insgesamt also ein interessantes Gedankenspiel zum Thema "Wie sich Menschen verändern und warum es sich lohnt, das eigene Leben und das, was einem wichtig erscheint, auch einmal aus größerem Abstand zu betrachten."
Übrigens nutzte ich bei diesem Hörbuch die Möglichkeit, mir zusätzlich auch die Kindle-Version zu kaufen - und das ausschließlich, weil beides zusammen billiger war als das Hörbuch allein. Mit dem Erwerb beider Versionen hatte ich dann die Möglichkeit, zwischen hören und lesen abzuwechseln, wobei sich die Audible-App und mein Kindle synchronisierten und ich auf beiden Geräten stets dort fortfahren konnte, wo ich aufgehört hatte. Ein ganz netter Gag, aber ich wäre nicht bereit, dafür zusätzlich zu bezahlen.
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