Alte Bekannte: Hello Piedpiper und The Lake Poets im Frankfurter 25 Hours Hotel The Goldman

by - Mai 11, 2018


Vor etwas mehr als einem Jahr spielten The Lake Poets in unserem Wohnzimmer. Aktuell ist Martin wieder auf Deutschlandtournee, dieses Mal ohne Wohnzimmerstops und in Begleitung von Hello Piedpiper - diesen wiederum hatte ich vor etwas mehr als vier Jahren bei einer Doppeltournee mit Honig in Gießen gesehen.

Das 25 Hours Hotel an der Hanauer Landstraße verfügt über eine Hotelbar, die Oost Bar, in der unter dem Motto "Live im 25" ganz gerne Livemusik dargeboten wird - ohne, dass Eintritt verlangt werden würde.

Der Beginn des Barkonzerts war für 20 Uhr angesetzt, als ich bereits gegen 20 vor eintraf, war die Bar noch komplett leer - immerhin konnte man aber das Equipment der Künstler sehen. Die kleine Bar füllte sich nach und nach ziemlich, die Hotelangestellten trugen immer mehr Stühle herbei, bis der Raum dann doch recht voll war - mehr als zwanzig Zuschauer waren aber wohl nicht da.


Nicht nur wegen der Kapazität kann ich die Bar des an und für sich schönen Hotels als Konzert-Location auch nicht empfehlen: Die Bar ist seitlich der "Bühne" und somit während des Konzerts zu jedem Zeitpunkt zugänglich - verständlich, man will ja durstige Hotelgäste nicht vergraulen. Aber die ständige Geräuschkulisse von Bestellungen, Getränkezubereitungen, Spülmaschine ausräumen und Unterhaltungen störte angesichts der eher leisen Töne der Bands des Abends ganz schön.

Etwas irritierend war auch eine gewisse Ungelenkheit der Veranstalter: Die Barkonzerte finden laut Facebook schon seit zwei Jahren statt, dennoch wirkte das Holen zusätzlicher Stühle so, als hätte man sich vorher gar nicht überlegt, ob die Gäste nun stehen oder sitzen sollten. Und während es draußen und damit auch im Raum und auf der Bühne immer dunkler wurde, bekam ich an der Bar mit, wie jemand vom Hotel sagte, man besitze zwar Scheinwerfer für die Bühne, habe aber vergessen, sie aufzustellen. Nicht so schlimm, aber der Qualität unserer Fotos natürlich nicht zuträglich.


Leicht verspätet, gegen 20 nach 8, ging zunächst Hello Piedpiper "auf die Bühne", sprich nach vorne. Der Musiker, der privat Fabio Bacchet heißt, hat letztes Jahr ein neues Album veröffentlicht. Er erklärte, dass ihm die Tour gemeinsam mit den Lake Poets sehr gefalle - und da er das auf Deutsch tat, war es sicher nicht nur Höflichkeit. Gemäß meinen Erinnerungen an das Konzert mit Honig in Gießen rechnete ich eigentlich an diesem Abend mit einem ähnlichen Arrangement, das heißt, dass alle Künstler ständig auf der Bühne wären und sich gegenseitig bei ihren Auftritten die Band ersetzen würden. Tatsächlich blieb Hello Piedpiper für den größten Teil seines Sets aber allein.

Gespielt wurden ausschließlich Lieder vom aktuellen Album, an seine handgeschriebene Setliste hielt er sich dabei nur zum Teil. Generell begleitete er sich selbst an der Gitarre, gelegentlich loopte er seine Stimme, seine Gitarre oder Percussion. Für "Shadows" wechselte er überraschend ans Keyboard und erklärte, er habe so gerne einen Pianosong schreiben wollen, aber dafür erst spielen lernen müssen. Für "Light Wood" kamen dann The Lake Poets - mittlerweile zu dritt unterwegs - mit nach vorne und sangen bei den "Uhuhu"-Teilen des Songs sehr harmonisch mit. Das Publikum wäre auch zum Mitsingen eingeladen gewesen, traute sich aber nicht so recht.

Setliste:

The Raucous Tide
Ask For Them
The Fear
Lampedusa
Shadows
An All Time Low of Sounds to Keep
Light Wood


Nach einer kurzen Pause ging es nun weiter mit The Lake Poets. Neuzugang Jordan saß dabei am Keyboard, während James, den wir bei bisherigen Auftritten hatten trommeln sehen, ausgesprochen wenig zu tun hatte. Hinterher erfuhren wir, dass es der Band nicht gelungen sei, sich eine Bassdrum zu leihen. Bei einigen Auftritten der aktuellen Tour hat Hello Piedpiper auch seine Band (inklusive Schlagzeug) dabei, und nur bei diesen kann dann auch James trommeln.

Viele der gespielten Lieder kannten wir, inklusive der sie einleitenden Geschichten, noch von den letzten Jahren, aber nachdem eine neue Albumveröffentlichung bevorsteht, gab es auch einen für uns neuen Song zu hören, nämlich "Belong to you" (Martin merkte hinterher kritisch an, er habe beim Songschreiben möglicherweise zu viel Adele gehört). Das uns bereits bekannte "Black and Blue" bot Martin allein an der Gitarre dar. Die im Hintergrund der Band sichtbare riesige Weltkarte nutze er, um uns seine Heimat Nordengland zu zeigen - praktisch, wenn der Veranstalter solche Unterrichtsmaterialien bereit stellt (Martin und Jordan sind im Alltag nämlich Lehrer)!

Für Lacher im Publikum, vor allem aber seitens der Band, sorgte eine Spinne, die beim Aufbau in der Nähe des Keyboards entdeckt worden war und die nun zurückkehrte. Besonders Jordan schien ihre Anwesenheit sehr zu beunruhigen, Martin versuchte aber, ihn zu trösten, indem er zunächst behauptete, Jordan könne durch einen potenziellen Spinnenbiss ja immerhin Spiderman werden, um später zu sagen, Bisse von deutschen Spinnen würden nur dazu führen, dass man mehr Bier trinken wolle. Ausgerechnet das Liebeslied "Your Face" verlor ein wenig seiner Emotionalität dadurch, dass die Bandmitglieder so viel lachen mussten, aber lustig anzusehen war es allemal.


Nach dem Konzert sprachen wir noch kurz mit der Band. Während wir vor dem Auftritt nicht sicher gewesen waren, ob James James war (er und Martin hatten letztes Jahr während der Tour gewachsene Bärte getragen) - glücklicherweise erkannte er uns aber ohne Probleme. Im Gespräch erfuhren wir,  dass dieses Mal auch Martins Frau mitreiste und dass anscheinend alle seit ihrem Besuch in unserem Haus süchtig nach Spekulatius-Brotaufstrich geworden sind. Gerne hätten wir gewusst, wie es wohl für seine Frau sein mag, jeden Abend all diese Lieder zu hören, die über sie geschrieben wurden - aber danach zu fragen trauten wir uns nicht.

Der Doppelauftritt war vielleicht ein bisschen kurz und litt ein wenig unter der vorhandenen Geräuschkulisse - er zeigte aber wieder einmal, dass beide "Bands" sehr schöne und emotionale Musik machen, von der man nicht so schnell genug bekommt.

Setliste:

Windowsill
Edinburgh
Friends
Belong to you
Lonely in the city
Black and blue
Runaway
See you tonight
Your Face 

How do you love me

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