Gesehen: April 2018

by - Mai 03, 2018

Wenn man als jahrelange Sky-Kundin einen Ausflug zu Netflix (in Form eines Probemonats) macht, ist man ziemlich schockiert: Alles ist so einfach! Die Anmeldung dauert zwei Minuten! Die Videos laufen problemlos, ebenso die App! Es wird einem automatisch angeboten, bei Serien den Vorspann zu überspringen und die nächste Folge zu laden! Und während es bei Sky zwar immer die Option gibt, einen Film oder eine Serie auch in der Originalsprache zu sehen, werden dort so gut wie nie Untertitel angeboten. Bei Netflix sind sie Standard!


Anlass für den Probemonat war die Serie Die Einkreisung (Original: The Alienist). In der amerikanischen Romanverfilmung spielt Daniel Brühl einen Psychologen, der 1896 in New York versucht, einen Serienmörder zu fassen - mit Unterstützung des Polizeichefs Theodore Roosevelt, aber unter ausdrücklicher Sabotage von dessen Behörde. Zur Seite steht ihm sein Zeichnerfreund sowie die Sekretärin Roosevelts, wobei das Verhältnis zwischen dem nüchternen, wenig auf die Gefühle anderer Rücksicht nehmenden Psychologen und seinem etwas unbedarften Freund durchaus an die Dynamik Sherlock Holmes / Dr. Watson erinnert - vielleicht sogar ein bisschen zu sehr.

Die Handlung basiert auf dem gleichnamigen Roman von Caleb Carr - der Autor hat praktischerweise auch einen zweiten Teil mit denselben Figuren veröffentlicht, so dass einer zweiten Staffel nichts im Wege steht.

Die Einkreisung ist durchaus spannend und spart weder an Opulenz noch an grausigen Bildern. Vergleicht man die Serie allerdings zum quasi gleichzeitig und am selben Ort spielenden The Knick, offenbaren sich ihre Schwächen - die Figuren der neueren Serie erscheinen allzu glatt. The Knick schafft es wunderbar, sein Zeitalter so darzustellen, wie es vermutlich war: Frauen sind schmückendes Beiwerk, jeder, der nicht weiß ist, hat im Grunde keine Chance, irgendeinen respektablen Beruf auszuüben, die Armen sind arm, die Reichen vielfach von deren Elend nur angewidert.


Die Einkreisung dagegen lässt ihre Charaktere, sicher, um deren Sympathiewerte nicht in Gefahr zu bringen, unrealistisch aufgeschlossen wirken: Die sympathischeren Figuren respektieren selbstverständlich die weibliche Angestellte der New Yorker Polizei, sind nett zu Menschen jeder Herkunft und haben auch ein Herz für Arme. Dass irgendjemand sich, noch bevor Freud seine wichtigeren Werke veröffentlicht hatte, ernsthaft mit der psychologischen Komponente von Verbrechen auseinandergesetzt hätte (und das modern und ganz ohne damals beliebte Quatschmethoden wie Schädel vermessen), erscheint auch zumindest unwahrscheinlich.

Das lässt die Serie dann im Nachgang allzu glatt wirken - spannend ist sie aber allemal.

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