Ich bin sicher nicht die einzige, die bei Routinetätigkeiten nicht immer voll bei der Sache ist. Irgendwann las ich, dass Autofahrer, die täglich dieselbe Strecke fahren, sich hinterher an so gut wie nichts erinnern können. Ähnlich geht es mir natürlich beim Zugfahren: Täglich steige ich in den ICE und wieder aus, in den wenigsten Fällen könnte ich hinterher zur Fahrt irgendetwas erzählen.
Insofern war ich anlässlich einer kürzlichen Reise auch durchaus problembewusst. Ich fuhr morgens mit Koffer ins Büro und wollte Abends mit Gepäck nach Berlin fahren. Es galt also, sich beim Aussteigen daran zu erinnern, dass ich einen Koffer dabei hatte, und außerdem am Abend nicht den gewohnten Zug zu nehmen sondern einen anderen. Sollte zu schaffen sein, ich bin ja schon groß.
Morgens im Zug surfte ich mit dem für die Reise eingepackten iPad, stieg in Frankfurt wie gewohnt aus und dachte mir, "mit dem Koffer nehme ich lieber die Straßenbahn ins Büro", direkt anschließend wurde mir klar, dass ich tatsächlich den befüchteten Fehler gemacht hatte: "Oh, irgendwie habe ich gar keinen Koffer mehr!"
Ich befand mich, als es mir auffiel, glücklicherweise noch im Bahnhof und rannte sofort zurück zum mittlerweile bereits leeren Zug (er endet in Frankfurt), wo bereits eine Bahn-Mitarbeiterin den Koffer hatte - ich weiß nicht, ob er zu den Fundsachen gebracht oder gleich als verdächtiges Gepäckstück gesprengt.werden sollte. Ich nahm ihr den Koffer schnell unter aufgeregten Danksagungen ab und ging nun, erleichtert und über meine eigene Schusseligkeit den Kopf schüttelnd, wirklich zur Straßenbahn.
In die Straßenbahn eingestiegen, war ich angesichts der überwundenen Krise immer noch gut gelaunt, merkte dann aber schnell, dass mein iPhone nicht mehr in meiner Handtasche war. Im Zug hatte ich es noch benutzt, daheim hatte ich es also nicht vergessen. Ich stieg wieder aus der Straßenbahn (die noch nicht losgefahren war) aus und prüfte sorgfältig sämtliche Taschen. Kein iPhone. Ich musste es im Zug verloren haben, als ich das iPad zurück in die Tasche gesteckt hatte.
Ich rannte also wieder zurück in den Bahnhof und ein weiteres Mal zu meinem Zug. Dieser endet wie gesagt in Frankfurt, steht dort etwa eine halbe Stunde und fährt dann nach Amsterdam. Er war also (zum Glück!) noch da, aber mittlerweile alle Türen verschlossen. Ich konnte nicht einsteigen und suchen.
Drinnen sah ich plötzlich eine Bewegung, klopfte (na gut, ich hämmerte wohl eher) an die Tür und wurde eingelassen. Innen waren zwei Putzmänner bei der Arbeit und meinten, ich solle eben schauen, ob ich das Telefon finde.
Auf dem Weg in die zweite Klasse (ich wusste gar nicht mehr genau, in welchem Wagen ich gesessen hatte) traf ich einen weiteren Putzmann und fragte, ob er zufällig ein Handy gefunden hätte. Er fragte "Wie sah das denn aus?" Ich: "Ein iPhone in einer grünen Filzhülle." So eines zog er dann prompt aus der Tasche und gab es mir.
Ein weiteres Mal bedankte ich mich überschwänglich und machte mich, dieses Mal endgültig, auf den Weg aus dem Bahnhof. Unterwegs versuchte ich unauffällig, nachzusehen, ob ich vielleicht noch meinen Schlafanzug trug...
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