Gelesen: November 2018

by - Dezember 02, 2018

Für den vorletzten Monatsrückblick des Jahres (wie ist das überhaupt schon wieder passiert?!) habe ich ein "richtiges" Buch aus Papier zu bieten, nämlich Ready Player One von Ernest Cline - den meisten wohl eher als Film von Steven Spielberg ein Begriff, der im März dieses Jahres in die Kinos kam - und den ich auch sah, bevor ich den Roman aus dem Jahr 2011 las.

Tatsächlich unterscheiden sich Film und Buch in den Details stark. Gleich ist das Grundgerüst: In der Welt des Jahes 2045 gibt es wenig zu lachen. Ausgehende Ressourcen, Umweltverschmutzung und Überbevölkerung haben zu schlimmen Lebensbedingunegen für die meisten Menschen geführt. Sie leben mehr schlecht als recht in Trailer Parks, wobei die Wohnwagen mittlerweile aus Platzmangel von Kränen übereinander gestapelt werden. Jobs gibt es kaum, Hoffnung ebensowenig, weshalb die meisten ihr Leben ins Internet verlegt haben - genauer gesagt in einer Art Mischung aus Internet und Virtual Reality-Spiel namens Oasis. Hier kann man zur Schule gehen, arbeiten, verreisen, Filme ansehen, Freunde finden und treffen... und natürlich Spiele spielen.


James Halliday, der Erfinder dieses Eskapismus-Paradieses ist bereits vor einigen Jahren gestorben und hat ein Milliardenvermögen sowie die Eigentümerrechte an seinem Produkt hinterlassen - und zwar an denjenigen, der es schafft, drei irgendwo in seinem Universum versteckte Rätsel zu lösen. Wade Watts, die jugendliche Hauptfigur von Buch und Film, widmet wie viele andere sein gesamtes Leben der Suche nach diesen Rätsel. Da Halliday ein Nerd mit wenig Sozialkontakten, dafür aber riesigem Interesse an Filmen, Fernsehserien und Computerspielen seiner Jugend in den 80er Jahren war, sind alle, die versuchen, sein Erbe zu erlangen, Experten für die Popkultur dieser Zeit geworden.

Neben Wade und anderen Privatleuten ist aber auch ein böser Konzern so an den Eigentümerrechten an der Oasis interessiert (um diese teurer zu machen und mit Werbung zuzupflastern), dass er vor beinahe nichts zurückschreckt, um andere vom Sieg abzuhalten - seien es enorme finanzielle Investitionen in Experten und Werkzeuge oder auch Verbrechen bis hin zum Mord an Konkurrenten.


Was diese Bedingungen angeht, sind Buch und Film gleich, und es wird wohl niemand überraschen, dass Wade und seine Freunde im Laufe der Handlung diverse Rätsel entschlüsseln, was für den Leser die Begegnung mit vielen Popkultur-Details bedeutet - seien es frühe Computerspiele, Dungeons & Dragons, Filme wie Blade Runner, War Games oder Ritter der Kokosnuss oder auch die japanische Fernsehserie Ultraman.

Hier gefällt mir das Buch viel besser als der Film: Letzgenannter handelt die Rätsel vergleichsweise zügig ab, während sowohl die Suche nach ihnen als auch die Lösung ihrer diversen Stufen im Roman viel mehr Raum einnimmt. Auch nimmt sich der Roman deutlich mehr Zeit, die dystopische Zukunftswelt, in der er spielt, realistisch zu schildern.

Auch der Roman hat Schwächen: Neben der ganzen Popkultur bleibt wenig Zeit, die Nebenfiguren facettenreich zu gestalten, und so mancher waghalsige Plan von Wade funktioniert aus meiner Sicht allzu glatt. Dennoch, das Buch würde ich im Gegensatz zum Film empfehlen - zumindest, wenn man ein gewisses Interesse an einem riesigen Kuddelmuddel aus 80er Jahre-Erinnerungen hat.

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