Gesehen: April 2019

by - Mai 08, 2019

Der April war für mich ein echter "High School"-Monat: Zunächst war ich krank und nutzte die Zeit, um sowohl den mir vorab unbekannten John Hughes-Film Sixteen Candles (Das darf man nur als Erwachsener, 1984) als auch zwei High School-Komödien neueren Datums, nämlich Mean Girls (Girls Club, 2004) und Easy A (Leicht zu haben, 2010) anzusehen. Überraschendes Ergebnis dieser Retrospektive war, dass der John Hughes-Film mit Abstand der schlechteste der drei war und eigentlich nur damit entschuldigt werden kann, dass es sich um ein Frühwerk handelt - Handlung, Figuren und auch vermittelte Ansichten sind aus heutiger Sicht kaum tolerierbar. Die anderen beiden Filme sind für einen kranken Nachmittag auf dem Sofa durchaus geeignet, auch wenn sie in meinem Gedächtnis bereits begonnen haben, sich miteinander zu vermischen...



Später nutzte ich dann eine Flugreise und diverse längere Zugfahrten (nicht alle davon als lang geplant, Danke Deutsche Bahn!) dafür, die Serie Riverdale anzusehen. Riverdale ist die Umsetzung der in den USA sehr bekannten Comicserie Archie, wobei das so nicht ganz richtig ist: Riverdale basiert auf den Figuren, denn, soweit ich es verstehe, ist handlungstechnisch bei Archie sonst auch nicht viel zu holen. Es ist ein bisschen, als würde man versuchen, aus den Peanuts eine in der Gegenwart spielende Mystery-Serie zu machen (tatsächlich hat Jimmy Fallon genau das als Riverdale-Parodie getan).

Riverdales Hauptfigur ist Archie Andrews, ein junger Footballspieler, der vor Kurzem auch die Musik für sich entdeckt hat. Seine beste Freundin ist seine Nachbarin Betty, die in ihn verliebt ist, während Archie selbst die frisch aus New York zugezogene Veronica bevorzugt. Archies anderer bester Freund ist Jughead, der aus deutlich prekäreren Verhältnissen als die anderen kommt und dies teils vor seinen Freunden verbirgt - außerdem fungiert Jughead als Erzähler der Handlung. Diverse andere Figuren aus den Comics tauchen am Rande auf, etwa Bettys schwuler Freund Kevin, die arrogante Cheerleaderin Cheryl und die Band "Josie and the Pussycats", die 2001 schon einmal in einem Spielfilm auftauchte.

Neben den Archie-Comics zitiert Riverdale sehr gerne diverse Filme, Comics und Serien, was sich nicht zuletzt in der Besetzung der Eltern-Rollen zeigt: Archies Eltern sind der kürzlich verstorbene Luke Perry und (in einer Gastrolle) Molly Ringwald, Bettys Mutter wird von Mädchen Amick gespielt und Jugheads Vater ist Skeet Ulrich - Beverly Hills 90210, John Hughes, Twin Peaks und die Scream-Filme werden also schon durch die bloße Anwesenheit dieser Schauspieler zitiert.

Was auch ein bisschen die Frage nach der Zielgruppe der Serie stellt, denn all die Zitate funktionieren vermutlich bei Erwachsenen besser als bei Sechzehnjährigen - und auch sonst hält sich Riverdale kaum mit "altersgerechten" Problemen seiner Protagonisten auf. In der ersten Staffel funktioniert der Versuch, sich einfach an jede Form von Publikum zu wenden, noch ganz gut, in den dreizehn Folgen dreht sich die Haupthandlung um den Mord an Cheryls Bruder Jason und die Frage, was mit ihm passiert ist - da kann jede Altersgruppe mitfiebern.


Staffel 2 dauert fast doppelt so lange und kämpft offensichtlich mit der Menge zu füllender Folgen, was schade ist, zumal eigentlich interessante Nebenfiguren wie Kevin und Josie dennoch kaum zu Wort kommen, dafür erleben die Hauptfiguren teilweise doch sehr unwahrscheinliche Geschichten - etwa wenn Archie sich mehr oder weniger der Mafia anschließt oder Jughead Mitglied und Quasi-Anführer einer Gang wird. Ganz normaler Alltag für Sechzehnjährige eben!

Dennoch hat sich Riverdale - für mich - als seltsam süchtig machend erwiesen, was sicherlich daran liegt, dass die meisten Figuren eben doch sympathisch sind und man trotz öfter notweniger Ausrufe der Ungläubigkeit angesichts der neuesten verrückten Handlungsentwicklung eher amüsiert als verärgert reagieren kann - allzu ernst nimmt sich diese Serie sicherlich nicht. Das wird sich auch in der mir noch unbekannten Staffel drei wohl nicht ändern - ich weiß nämlich schon, dass viele der Protagonisten in eine Sekte eintreten werden!

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