Gelesen: November 2019

by - Dezember 15, 2019


Im November beendete ich meine Lektüre von Claire Norths The Sudden Appearance of Hope. Claire North hat eine sehr eigene Art, an Romanideen zu kommen: Ihren Büchern liegt nämlich stets ein völlig verrückter "Lebensentwurf" zugrunde - sei es, dass eine Person nach ihrem Tod wieder und wieder neu geboren wird, stets zu selben Zeit und immer mit dem kompletten Wissen über sämtliche vorherigen geführten Leben (The First Fifteen Lives of Harry August), sei es, dass jemand als körperloser und beinahe unsterblicher Geist bei Berührung von Person zu Person springen kann und dann für einen beliebigen Zeitraum deren Leben übernimmt (Touch).

The Sudden Appearance of Hope folgt, wenn man es so nennen kann, demselben Muster, denn die Titelfigur leidet unter dem Phänomen, dass sich niemand an sie erinnern kann - Menschen können sie wahrnehmen und mit ihr interagieren, aber sobald deren Aufmerksamkeit nur für einen Moment abgelenkt ist (etwa, weil sie kurz den Raum verlassen oder auch einschlafen), haben sie die junge Frau wieder komplett vergessen.

Nachdem ihr also normale zwischenmenschliche Beziehungen genauso unmöglich sind wie das Ausüben eines Berufs, ist Hope sehr auf sich gestellt und tut die Dinge, bei denen es hilft, wenn man niemand im Gedächtnis bleibt: stehlen, betrügen und im Casino beim Blackjack Karten zählen.

Das zweite zentrale Thema des Romans ist eine fiktive App namens "Perfection", die es ihren Nutzern angeblich ermöglicht, ihr Leben immer weiter zu verbessern, indem sie für "positive" Lebensentscheidungen wie Sport, gesunde Ernährung oder berufliche Weiterentwicklung Punkte und Geschenke vergibt und für "negative" wieder wegnimmt, natürlich in gewinnbringender Kooperation mit Fintess-Studios, Online Shops und Schönheitskliniken. Die erfolgreichsten Nutzer der App entpuppen sich als extrem wohlhabende, schönheitsoperierte und gehirngewaschene Instagram-Zombies, und Hope erklärt der App und ihren Erfindern den Krieg.

Beide Grundideen das Romans gefielen mir sehr gut, wobei Hopes Bessessenheit in Bezug auf Perfection ein wenig beliebig erscheint - was die Autorin löst, indem andere Figuren auch immer wieder in Frage stellen, warum ihr dieser Feldzug so wichtig sei. Insgesamt ein interessantes und unterhaltsames Gedankenspiel, dem aus meiner Sicht gegen Ende ein wenig die Ideen ausgehen.

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