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Dass mein Freund und ich einfach kein Haus finden, hat sicher auch mit unseren äußerst zaghaften Vorgehen zu tun: Bis wir uns dazu durchgerungen haben, nach einem Besichtigungstermin zu fragen, sitzen andere Interessenten bereits beim Notar...

Kürzlich haben wir uns ein als "Liebhaberstück" ausgeschriebenes Altbauobjekt zumindest von außen angesehen, aber nachdem das Dach offensichtliche Löcher aufwies, die Regenrinne traurig herunter hing und die Fenster offenbar noch aus dem Baujahr 1927 stammten, sind wir hier gar nicht durch die dschungel-artige Außenanlage bis zum Bad vorgedrungen.

Bei unseren Besuchen auf Immobilienwebsites begegnen uns aber immer wieder tolle Bäder, von denen ich hier einige zeigen möchte:

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Im Januar, als die Welt noch etwas normaler war, verbrachte ich ein Wochenende in Belgien, als sei das die normalste Sache der Welt. Besonders freute ich mich, in Brüssel den laut Georg Bernardini "anderen" guten Chocolatier aus diesem Land testen zu können (der "eine" ist Pierre Marcolini): Laurent Gerbaud. Zu den Pralinen habe ich bereits berichtet, aber natürlich nahm ich mir auch Scholadentafeln mit.

In "Der Schokoladentester" räumte Gerbaud ganze fünf von sechs Bohnen ab, das weckt natürlich Erwartungen, und seine Pralinen hatte ich ja bereits sehr gut gefunden.

Zum Produkt

Anders als Pierre Marcolini, der internationale Filialen beispielsweise bei Harrods in London und einen Onlineshop betreibt, muss man sich für die Produkte von Laurent Gerbaud selbst nach Brüssel bemühen. Mittlerweile kann man die Produkte zwar in einem Onlineshop bestellen, aber dieser liefert für hohe Gebühren auch nur innerhalb Brüssels...


Originalität

Zehn Sorten Schokolade zähle ich im genannten Onlineshop und habe den Eindruck, dass die Geschmacksrichtungen ein bisschen variieren. Bezüglich der Sorten gibt es viel Ungewöghnliches, etwa Yuzu (eine japanische Zitrusfrucht) oder grünen Kreuzkümmel. Wie auch die Pralinen im Brüsseler Ladengeschäft, die größtenteils die gleiche Quaderform aufweisen, sind auch die Schokoladentafeln asiatisch-schlicht gestaltet. Die Tafeln im inneren der weißen Pappverpackung sind ansprechend geprägt und in einer halbdurchsichtigen Plastikhülle, die ein bisschen an Reispapier erinnert. 7/10

Nachhaltigkeit

Die eigene Website von Laurent Gerbaud gibt leider genau gar nichts an Informationen her, das in dieser Kategorie Erhellung bieten würde. In Der Scholoadentester wird erwähnt, dass Gerbaud seine Kakaomischungen bei Domori, einem anderen Edelchocolatier einkauft. Auch Domori hält sich bezüglich Nachhaltigkeit bedeckt, allerdings bezahlen die anspruchsvollen Kakaoeinkäufer grundsätzlich mehr für ihre Produkte und sind auch auf guter Beziehungen zu Kakaobauern angewiesen. Ansonsten: Palmöl kommt in solch edlen Produkten natürlich nicht zum Einsatz, die bitteren Schokoladensorten sind auch vegan. 3/5

Zutatenqualität

Angesichts der Vorschusslorbeeren rechnete ich hider nicht mit Überraschungen, und die gab es auch nicht: Außer Kakao, Zucker (Gerbaud betont, immer nur so viel wie nötig zu verwenden) und den Gescghmackszutaten ist nichts enthalten. Meine Milchschokolade enthält als Emulgator Sojalezitin. Positiv beeindruckt hat mich auch die Zutatenliste des enthaltenen Spekulatius, denn bei anderen Schokoladen mit Keks lese ich manchmal recht unappetitliche Kekszutaten (wie Glukose-Fruktosesirup oder Aromen). Hier enthalten auch die Kekse keine Überraschungen. 10/10


Preis / Leistung

Ein billiges Vergnügen sind die Schokoladen nicht, eine 50-Gramm-Tafel kostet 6,95 Euro. 1/5

Geschmack

Wie gesagt, Herr Gerbaud bemüht sich, mit möglichst wenig Zucker auszukommen. Als Folge ist die Vollmilchschokolade mit Spekulatius (Speculoos) bei weitem nicht so pappsüß, wie man erwarten könnte. Die Keksstückchen sind gut wahrnehmbar, und mit einem Kakaoanteil von 50 Prozent schmeckt das Produkt auch recht kräftig. Sehr lecker! 11/15

Die andere getestete Sorte, "Sweet Chili" ist eine Bitterschokolade mit 75 % Kakao. Auch hier ist tatsächlich relativ, aber nicht zu wenig Süße vorhanden. Der Chiligeschmack ist gut wahrnehmbar, beim Lutschen stößt man auch auf kleine Stückchen. Diese Schokolade wurde auch von Georg Bernardini getestet, der schrieb "Sandter Piment, der dezent aromatisch und kaum scharf ist". Die Schokolade brennt aber durchaus ein bisschen nach. 11/15

Gesamturteil

Es wäre schon eine ziemlich Enttäuschung gewesen, wenn diese Schokolade nicht gut geschmeckt hätte! Speculoos und Piment Doux erreichen beide in den objektiv bewertbaren Kategorien 21 von 30 Punkten (der Preis und wenig Angaben zur Nachhaltigkeit kosteten einige Punkte). Insgesamt erreichen beide Schokoladen 32 von 45 möglichen Punkten.

Übrigens: Hier gibt es die Ergebnisse aller bisherigen Schokoladentests als Gesamtranking!  

Hinweis: Auf meinem Blog gibt es keinerlei Werbung oder Sponsoring, folglich will ich mit meinen Beiträgen auch keine potenziellen Werbepartner beeindrucken und muss nichts dementsprechend kennzeichnen.




Nachdem ich ja, wir erinnern uns, nun Besitzerin einer Küchenmaschine bin, erschien es mir nur logisch, mich im nächsten Schritt ins Thema Brotbacken einzulesen. Vor vielen Jahren besaß ich bereits einen Brotbackautomaten (irgendwann ging er kaputt und wurde nicht ersetzt), seitdem hatte ich mich dem Thema "Brot selbst machen" nicht mehr gewidmet, das wollte ich nun ändern. Und da ich zunächst keine große Lust hatte, mich mit dem Thema Sauerteig zu widmen, wählte ich als Einstieg das Buch Brot backen in Perfektion mit Hefe von Lutz Geißler.


Beim ersten Durchblättern fühlte ich mich ein wenig ernüchtert: Auch wenn das Cover "vollendete Ergebnisse statt Experimente" verspricht, erklärt Geißler gleich im ersten Kapitel, wie ungenießbar seine eigenen ersten Brote waren, und wie schwer er sich damit tut, "Einsteigerrezepte" zu benennen, weil bei jedem Brot so viel schief gehen kann... Tatsächlich erschien mir das Buch zunächst ziemlich kompliziert, und als mein Freund es mir quasi sofort aus der Hand nahm, um mal eben die Zimtschnecken aus dem hinteren Teil zu backen, erschien mir das übereilt - wir kannten doch die Grundlagenkapitel noch überhaupt nicht!


Die Zimtschnecken gelangen dann sehr gut, allerdings empfand ich das Rezept, und auch das meines kurz danach gebackenen ersten Brotes, als elende Blätterei: Vom eigentlichen Rezept zum Grundrezept für alle Teige, dann zu den Grafiken, die die benötigte Hefemenge verdeutlichen, dann zu den Fotos, die die Schritte der Teigverarbeitung zeigen... das sah schon alles sehr kompliziert aus.

Das ist es aber eigentlich nicht, denn wenn man das Ganze ein- bis zweimal gemacht hat, braucht man das Grundrezept und die Fotos nicht mehr, und es wäre tatsächlich eine ziemliche Platzverschwendung, bei jedem Rezept ein weiteres Mal die Grundschritte aufzulisten.


Mittlerweile habe ich zwei normale Brote, einmal Wurzelbrot und zweimal Brötchen gebacken, aktuell reift in der Küche der erste Pizzateig aus dem Buch... man kann also sagen, dass es gerne und häufig benutzt wird.

Ironisches Detail am Rande: Man braucht für diese Art des Backens, bei der ein Hefeteig mit extrem wenig Frischhefe angesetzt wird und dann 24 Stunden reift, ganz ausdrücklich keine Küchenmaschine. Immerhin ist es aber erlaubt, eine zu benutzen...
 

Wer kennt das nicht: Man sieht sich suchend die Neuerscheinungen auf dem Streamingportal seiner Wahl (Netflix) an, und nichts kann auf Anhieb so richtig begeistern. Als meinem Freund und mir auf diesem Weg der Trailer von Teenage Bounty Hunters unterkam, erschien uns dieser immerhin lustig genug, der Serie eine Chance zu geben.

Die Prämisse der Handlung klang dabei extrem nach Schema F: Teenager leben ein Doppelleben zwischen High School und Kopfgeldjagd. Quasi wie Buffy, die zur Schule geht, aber auch Vampire jagt, Dexter, der Forensiker ist, aber auch Serienkiller, der Typ aus You, der Buchhändler ist, aber auch Psychopath - und ist Hannah Montana nicht Schülerin und nebenbei heimlich Popstar?

Die Sache mit dem geheimen Doppelleben klingt also erst einmal ziemlich ausgelutscht, und warum sollten eigentlich 17jährige aus behüteten Verhältnissen Interesse daran entwickeln, Straftäter zur Strecke zu bringen und Belohnungen zu kassieren? (Zunächst geht es den beiden darum, den heimlich ausgeliehenen und beschädigten Truck des Vaters reparieren zu lassen, aber sie finden auch so schnell Gefallen an der Verbrecherjagd.)

Mit Realismus hält sich die Serie dann auch nicht groß auf: Die Teenager-Zwillinge Sterling und Blair begegnen durch Zufall den erfahrenen Kopfgeldjäger Bowser, der allerdings weder besonders sportlich ist, noch sich in Atlanta sonderlich gut auskennt - weshalb ihn die Mädchen, die als weiße Südstaatlerinnen selbstverständlich schießen können und Waffen tragen, und außerdem gut vernetzt sind, bei einer Festnahme unterstützen können und das Ganze ziemlich spannend finden. Bowser stellt sie als "Praktikantinnen" ein.

Charme bekommt die Serie hauptsächlich durch die Besetzung und die Dialoge, die häufig einfach ziemlich witzig sind, sowie tatsächlich die Gegenüberstellung der Lebenswelten - persifliert werden reiche, konservative Südstaaten-Christen und auch das Teenager-Dasein an sich, wenn Stirling und Blair in ihren stets aufgeregten Dialogen vom Hundertsten ins Tausendste kommen und Bowser weder mitkommt noch überhaupt verstehen möchte. Die Zwillinge haben übrigens als "Superkraft", dass sie sich telepathisch unterhalten können, und auch diese Gespräche sind sehr unterhaltsam umgesetzt.

Auch die Entwicklung der Handlung entpuppte sich, bis hin zur großen Enthüllung am Ende, als deutlich weniger vorhersehbar als eingangs befürchtet. Sollte es eine zweite Staffel geben, bin ich dabei.



Mittlerweile finden seit einem halben Jahr (fast) keine regulären Konzerte mehr statt, aber im Hinblick auf Streaming-Angebote entwickeln sich immer wieder neue Ideen. Während viele Künstler am Anfang dieser Phase kostenlos oder gegen komplett freiwillige Bezahlung auftraten, mehren sich nun die Bezahlmodelle: Nick Cave gab letzten Monat ein einmaliges Stream-Konzert aus dem (leeren) Londoner Alexandra Palace, das zwar vorab aufgezeichnet war, aber in jede Weltregion - für Eintrittskartenbesitzer - genau einmal übertragen wurde. Dass selbiges exklusive, einmalige Konzert nun doch auch als Kinofilm und DVD erscheint, hinterlässt einen etwas seltsamen Geschmack, aber nun gut, der arme Mann muss eine ausgefallene Welttournee verkraften.

Auch Hot Chip haben - wie Nick Cave - die Plattform Dice genutzt, um ein exklusives Konzert in die Wohnzimmer der Welt zu übertragen. Stolze 17,50 Pfund mussten Interessenten auf den Tisch legen, dafür sieht es allerdings auch aus, als sei dieses Event (das zudem wirklich live war) tatsächlich einmalig gewesen. 


Der Kartenkauf via Dice war dann eine recht komplizierte Sache mit viel Hin und Her zwischen einer Website und per Handy geschickten Codes, zu guter Letzt musste ich dann auch noch die Dice-App herunter laden, um tatsächlich an das Ticket zu kommen. Immerhin: Alles funktionierte, und obwohl Dice grundsätzlich darauf ausgelegt ist, dass man die gebuchten Konzerte auf dem Mobilgerät in der eigenen App ansieht, besteht dankenswerterweise zusätzlich auch die Möglichkeit, einen Laptop zu benutzen. Sonst wäre der Bildschirm doch arg klein gewesen.


Das Dreamland ist übrigens ein Freizeitpark im englischen Seebad Margate, der bereits seit 1880(!) besteht, aber zwischen seiner Schließung 2003 und seiner Wiedereröffnung 2015 dem Verfall preisgegeben wurde. Der Freizeitpark hat schon öfter als Veranstaltungsort für Musikevents gedient, etwa das Damon Dayz Festival der Gorillaz, dieses Jahr sind die Fahrgeschäfte Corona-bedingt komplett geschlossen, einige Live-Events sollen aber stattfinden. Vom Dreamland, dessen Fahrgeschäfte zu einem erheblichen Teil historisch sind, sollten wir leider beim Auftritt sehr wenig zu sehen bekommen.

Angesichts der Ankündigung war ich davon ausgegangen, dass das Konzert komplett ohne Livepublikum stattfinden würde, tatsächlich hörte man aber in den ersten Minuten des Streams, als die Bühne noch leer war, die typischen Konzertbesucherstimmen und auch zwischen den Songs immer wieder Jubel und Applaus: Einige hatten es also doch live in einen abgetrennten Bereich vor der Bühne geschafft, wo sie an Tischen saßen.


Hot Chip, eigentlich ein Quintett, waren an diesem Abend zu siebt, Alexis Taylor trug im ersten Drittel des Auftritts eine Art Imker-Outfit in rosa inklusive Hut. Vielleicht hat er ja während des Lockdowns die Bienenhaltung als neues Hobby entdeckt, oder aber Großbritannien leidet unter einer ebenso starken Wespenplage wie Deutschland und er wollte kein Risiko eingehen, gestochen zu werden?

Das Set begann mit "Huarache Lights" vom 2015 erschienenen Album "Why Make Sense?". Man hatte sich offensichtlich für ein Best of-Set entschieden, erst das fünfte Lied "Bath Full Of Ecstasy" stammte vom gleichnamigen 2019er-Album. immer wieder durfte neben Taylor auch Joe Goddard gesanglich unterstützen, "Hungry Child" sang er beispielsweise fast allein. Zu "Flutes" hatte die Band sich eine kleine Choreographie überlegt, und auch sonst nutzten die Bandmitglieder, die gerade nicht so viel zu tun hatten, ihre Zeit meist zum Umherspringen und Tanzen.


Auch die paar Livezuschauer tanzten offensichtlich, denn Goddard erwähnte vor "Positive", er könne sie dank Social Distancing besonders gut sehen und hoffe, dass die Streamer ebenfalls tanzten, vielleicht säßen sie aber auch in der Unterhose auf dem Sofa und äßen Kekse (auf uns traf keines von beidem zu).

Nach "Ready for the floor", bei dem dann auch wir die Silhouetten tanzender Gäste sehen konnten, waren wir schon ganz auf das Ende eingestellt, es folgte aber noch ein richtiger Zugabenteil mit zwei in ihre Stil äußerst gegensätzlichen Covern ("Candy says" von The Velvet Underground und "Sabotage" von den Beastie Boys) sowie "I feel better".


Ein Konzert, zu dem im Grunde getanzt werden müsste, zu streamen (oder es per Stream zu sehen) erscheint mir als besonders schwierig, denn hier ist die echte Liveatmosphäre eben schon sehr wichtig. Dennoch war das Konzert eine schöne Erinnerung daran, dass die glänzend aufgelegten Hot Chip diverse tolle Songs veröffentlicht haben.

Ein bisschen schade war, dass nicht nur der Freizeitpark recht wenig zu sehen war, auch sonst fehlte das Besondere - Jarv IS spielten in einer Höhle, Nick Cave im leeren Alexandra Palace, bei Hot Chip wirkte es aber, als sei eben ein reguläres Konzert fürs Fernsehen aufgezeichnet worden. Dagegen ist ja auch nichts zu sagen, nur mangelt es hier vielleicht noch ein bisschen an der Kreativität, angesichts der neuen Konzertlage ungewöhnlichere Wege einzuschlagen.

Setliste:

Huarache Lights
One Life Stand
Night and day
Don’t deny your heart
Bath full of ecstasy 
Flutes   
Hungry child
Boy from school
Spell
Positive     
Over and over
Melody of love
Ready for the floor

Candy says (The Velvet Underground Cover)
Sabotage (Beastie Boys Cover)
I feel better

Schon seit vielen Jahren funktioniert das mit mir und den Büchern so: Ich lese eines fertig, dann schaue ich ins Regal oder die Goodreads-Liste, welches als nächstes drankommen könnte. Die Warteschlange wird an allen Geburtstagen und Weihnachtsfesten aufgefüllt, und ich arbeite sie nie ganz ab. Aus diesem Grund erfolgen meine wenigen selbst ausgeführten Spontankäufe auch beinahe ausschließlich im Hörbuch-Bereich - es erscheint mir einfach wenig sinnvoll, die lange Warteliste der bereits vorhandenen Bücher noch durch weitere gedruckte zu füllen.

Als ich also einmal wieder vor dem Regal stand, lachte mich Lovecraft Country von Matt Ruff an, das ich zu Weihnachten 2019 bekommen hatte. Ich wusste vorab wenig über den Roman, und es schreckte mich ein wenig ab, dass ich zwar schon einiges vom Autor, aber rein überhaupt nichts vom Namensgeber, dem bekannten Horrorautor HP Lovecraft gelesen habe. Matt Ruffs Romane Fool on the Hill, Sewer, Gas & Electric und Set This House in Order mag ich sehr gerne, gerade auch, weil sie voneinander völlig unterschiedlich sind. Kenntnisse über Lovecraft erwiesen sich dann im Laufe der Lektüre glücklicherweise als nicht unbedingt nötig.

Der Roman - eigentlich handelt es sich eher um eine Reihe von Kurzgeschichten, die unterschiedliche Mitglieder derselben Familie als Protagonisten haben - hat zwei miteinander verwobene Themen. Das eine ist eine bedrohliche, aber auch faszinierenden Art von Magie, die in den (fiktiven) USA der 1940er Jahren von unterschiedlichen Magiergilden ausgeübt wird. Es gibt geheime Treffen, verzauberte Zimmer, Schutzzauber, spukende Geister und funktionierende Flüche. Eine afroamerikanische Familie aus Chicago gerät unverhofft in Kontakt mit einem Magier und wird dadurch immer wieder unterschiedlichen Zaubern ausgesetzt - ohne das selbst jemals gewollt zu haben.

Hier endet der Einfluss Lovecrafts aber, denn Matt Ruf stellt diesem fiktiven Horror den durchaus realen gegenüber, der darstellt, was es in den USA derselben Zeit bedeutete, schwarz zu sein: Teile der Familie sind die Verleger eines Reiseführers, der Schwarzen, die durchs Land reisen, anzeigt, wo sie hoffen können, in Restaurants, Hotels und so weiter bedient zu werden und um welche Landkreise man am besten gleich einen Bogen macht. Durch die Vorgeschichte der einzelnen Familienmitglieder wird der Leser auch mit der Sklaverei und dem Massaker in Tulsa (über das ich auch erst seit Watchmen Bescheid weiß) konfrontiert, sowie der entscheidenden Tatsache, dass sich keines der Familienmitglieder selbst im "sicheren" Chicago jemals komplett frei fühlen kann. 

Die Gegenüberstellung des fiktiven Horrors (HP Lovecraft war zu allem Überfluss selbst ein großer Rassist) mit dem realen ist ein geschickter Schachzug, und beide Aspekte der Geschichte sind gleich interessant. Dass just diesen Monat auch eine HBO-Serie, die auf dem Roman basiert, angelaufen ist, war dann für mich eine große Überraschung. Ich hoffe, dass ich die Serie (die auch hoch gelobt wird), irgendwann sehen kann.

 
Bevor ich begann, mich etwas intensiver mit dem Thema Schokolade auseinanderzusetzen, wäre mir Kanada als Heimat guter Schokolade wohl eher nicht in den Sinn gekommen. Mittlerweile weiß ich aber, dass der kleine Hersteller Soma weltweit viele Geschmacksrankings dominiert und auch hier sehr gut beurteilt wurde. Als mein Freund mir dann eigentlich nur als "Geschenk-Beigabe" eine kleine Tafel der Marke "Sirene" schenkte, war mein Interesse geweckt.

Zum Produkt

Online recherchierten wir, dass Sirene aus Victoria stammt, mehrfach preisgekrönt ist... und aktuell in keinem deutschen Onlineshop zu bekommen. Zu meiner Überraschung entdeckte ich, dass Sirene grundsätzlich selbst nach Deutschland liefert, zu meinem noch größeren Erstaunen führte auch das Ausrechnen der endgültigen Versandkosten nicht dazu, dass wir den Plan sofort ad acta legten. Wir ließen uns also ganz dekadent mal eben zwei Tafeln Schokolade aus Kanada liefern und bekamen diese auch relativ schnell.

Originalität

Sirene hat keine allzu große Angebotspalette, und manche der angebotenen Tafeln sind nur zeitlich begrenzt zu haben - ein echter "small batch"-Hersteller eben. Aktuell sehe ich im Shop elf verschiedene Sorten, davon fünf aromatisiert. Die Verpackungen sind allesamt gelb und mit hübschen Naturzeichnungen versehen, die Tafeln selbst haben ein attraktives Muster. 7/10


Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist hier ein wichtiger Teil der Unternehmensstrategie:

The process really starts when we identify a farm we are interested in working with. We look at a variety of factors including whether we like the taste (ie quality) of the beans, whether we can pay the farmer directly, what working conditions are like at the farms and more. We consider our relationship with the farms as a working relationship between two small businesses: the small business that is Sirene, and the small business that is the farm. Equals working together trying to deliver the best chocolate possible to our customers.

Auf der Website werden vier Kakaoplantagen, bei denen das Unternehmen einkauft und mit denen es zusammenarbeitet, vorgestellt. Die Bohnen werden vor Ort in Victoria weiter verarbeitet. 5/5

Zutatenqualität

Bei einem derartig kleinen und detailversessenen Hersteller wäre es schon eine große Enttäuschung, wenn man auf der Zutatenliste Überraschungen entdecken würde, und es gibt auch keine. "Caramelised White" besteht aus Kakaobutter, Vollmilch und Rohrzucker, sonst nichts. "Ch'abil" enthält Kakaobohnen, Rohrzucker, Milch, Kakaobutter und Kardamom. Viele Zutaten stammen aus biologischem Anbau, die Milch leider nicht. 10/10

Preis / Leistung

Eine Tafel Sirene-Schokolade wiegt 70 Gramm und kostet um die 9 kanadische Dollar - das entspricht etwa 5,70 Euro. Ein beachtlicher Preis für ein allerdings auch aufwändig hergestelltes Produkt. 3/5


Geschmack

Die Sorte "Caramelised White" ist farblich schon einmal sehr interessant. Ich mag es, wenn eigentlich "weiße" Schokolade eine andere Farbe hat, in diesem Fall die goldene des Karamells. Überrascht war ich vom Geschmack. Dieser ist weniger karamellig als eher baiser-artig. Schon ganz lecker, aber auch sehr süß. 10/15

"Cha'bil" ist etwas für echte Kardamomfreunde. Ich war überrascht, auf der Zutatenliste Milchpulver zu entdecken, geschmacklich hatte ich die Schokolade für eine dunkle gehalten. Sehr lecker und sehr speziell. 11/15

Gesamturteil

Die Schokoladen von Sirene erreichen in den objektiv bewertbaren Kategorien insgesamt stolze 25 von 30 möglichen Punkten. Inklusive Geschmack liegt dann "Caramelised White"" bei 35 und "Ch'abil" bei 36 von 45 jeweils erreichbaren Punkten.

Übrigens: Hier gibt es die Ergebnisse aller bisherigen Schokoladentests als Gesamtranking!  

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