Gesehen: August 2020
Wer kennt das nicht: Man sieht sich suchend die Neuerscheinungen auf dem Streamingportal seiner Wahl (Netflix) an, und nichts kann auf Anhieb so richtig begeistern. Als meinem Freund und mir auf diesem Weg der Trailer von Teenage Bounty Hunters unterkam, erschien uns dieser immerhin lustig genug, der Serie eine Chance zu geben.
Die Prämisse der Handlung klang dabei extrem nach Schema F: Teenager leben ein Doppelleben zwischen High School und Kopfgeldjagd. Quasi wie Buffy, die zur Schule geht, aber auch Vampire jagt, Dexter, der Forensiker ist, aber auch Serienkiller, der Typ aus You, der Buchhändler ist, aber auch Psychopath - und ist Hannah Montana nicht Schülerin und nebenbei heimlich Popstar?
Die Sache mit dem geheimen Doppelleben klingt also erst einmal ziemlich ausgelutscht, und warum sollten eigentlich 17jährige aus behüteten Verhältnissen Interesse daran entwickeln, Straftäter zur Strecke zu bringen und Belohnungen zu kassieren? (Zunächst geht es den beiden darum, den heimlich ausgeliehenen und beschädigten Truck des Vaters reparieren zu lassen, aber sie finden auch so schnell Gefallen an der Verbrecherjagd.)
Mit Realismus hält sich die Serie dann auch nicht groß auf: Die Teenager-Zwillinge Sterling und Blair begegnen durch Zufall den erfahrenen Kopfgeldjäger Bowser, der allerdings weder besonders sportlich ist, noch sich in Atlanta sonderlich gut auskennt - weshalb ihn die Mädchen, die als weiße Südstaatlerinnen selbstverständlich schießen können und Waffen tragen, und außerdem gut vernetzt sind, bei einer Festnahme unterstützen können und das Ganze ziemlich spannend finden. Bowser stellt sie als "Praktikantinnen" ein.
Charme bekommt die Serie hauptsächlich durch die Besetzung und die Dialoge, die häufig einfach ziemlich witzig sind, sowie tatsächlich die Gegenüberstellung der Lebenswelten - persifliert werden reiche, konservative Südstaaten-Christen und auch das Teenager-Dasein an sich, wenn Stirling und Blair in ihren stets aufgeregten Dialogen vom Hundertsten ins Tausendste kommen und Bowser weder mitkommt noch überhaupt verstehen möchte. Die Zwillinge haben übrigens als "Superkraft", dass sie sich telepathisch unterhalten können, und auch diese Gespräche sind sehr unterhaltsam umgesetzt.
Auch die Entwicklung der Handlung entpuppte sich, bis hin zur großen Enthüllung am Ende, als deutlich weniger vorhersehbar als eingangs befürchtet. Sollte es eine zweite Staffel geben, bin ich dabei.
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