Der große Schokoladentest (68): Meybol

by - Dezember 01, 2021


Wenn man sich für hochwertige Schokolade interessiert, kommt man nicht um die beiden "Testinstitute", die sich mit dem Thema beschäftigen, herum: Die Produkte, die entweder bei den International Chocolate Awards oder der Academy of Chocolate prämiert werden, sind immer einen Blick wert. Vor einer Weile waren mein Freund und ich überrascht, in der Preisliste der European Chocolate Awards ein deutsches Unternehmen zu entdecken, von dem wir noch nie gehört hatten: Meybol.

Man konnte die prämierten Tafeln auf der firmeneigenen Website bestellen, was ich auch unverzüglich tun wollte... aber aus irgendeinem Grund wurde keines der von mir gewählten Bezahlverfahren akzeptiert. Ich schrieb eine Mail an den Shop, bekam unverzüglich Antwort und das Angebot, einfach per Mail mitzuteilen, welche Schokoladen ich wollte, ich könne dann per Rechnung bezahlen. Das klappte dann auch sofort, und als ich mein kleine Päckchen erhielt, befand sich neben den beiden bestellten Tafeln noch eine weitere darin...


Zum Produkt

Meybol versteht sich als "Tree to Bar"-Anbieter (also noch besser als das gängige "Bean to Bar") und verwendet für seine Produkte ausschließlich Kakao aus Peru. Das bisherige Sortiment ist eher klein: Es gibt neun verschiedene Tafelschokoladen, allesamt dunkel (also ohne Milchzusatz) und "pur", sie unterscheiden sich lediglich durch die verwendete Kakaosorte. Darüber hinaus kann man bei Meybol auch Kakaonibs (also Kakaobohnensplitter) kaufen - das war's.


Originalität

Meybols Gründerin Meybol Antuantet Estendorfer-Moran ist gebürtige Peruanerin, und es ist ihr offenbar wichtig, den Kakao ihres Heimatlandes in Deutschland bekannter zu machen. Ungewöhnliche Geschmacksrichtungen mit Extrazutaten sucht man bei Meybol vergeblich, allein der Kakao steht hier im Vordergrund. Die Tafeln sind, dazu passend, auch eher zweckmäßig schön als abenteuerlich bunt gestaltet. 5/10



Nachhaltigkeit

Es ist der Gründerin sichtlich wichtig, dass ihr Kakaogeschäft  in ihrem Heimatland Peru von Nutzen ist: Meybol betreibt eine eigene Kakaoplantage, den Bauern werden eine faire Bezahlung und sichere Arbeitsbedingungen garantiert. Darüber hinaus hat man das Ziel, Bildungseinrichtungen für peruanische Kinder aufzubauen. 5/5


Zutatenqualität

Dadurch, dass Maybol bisher nur dunkle Schokoladen produziert, lesen sich die Zutatenlisten kurz: Kakaomasse aus natürlichem Anbau, Rohzucker, Kakaobutter. Nur der Kakaogehalt variiert zwischen 68 und 75 Prozent. 10/10


Preis / Leistung

Eine Tafel wiegt 70 Gramm und kostet je nach Sorte zwischen 4,20 Euro und 8,90 Euro. Meine gekauften Tafeln fallen in die teurere Kategorie (8 Euro). Bei einem offenbar noch ausgesprochen kleinen Unternehmen, das sich um Nachhaltigkeit bemüht und noch dazu humanitäre Zwecke verfolgt, kann ich aber wohl mehrere Augen zudrücken. 3/5



Geschmack

Wer schon andere meiner Geschmackstests gelesen hat, weiß, dass ich eigentlich ungern reine dunkle Schokoladen probiere. Nicht, weil ich sie nicht mag, aber es geht mir da ähnlich wie bei einer Weinprobe: Außer "lecker" oder "weniger lecker" muss ich mich meist arg abmühen, irgendetwas Sinnvolles sagen zu können.

Immerhin standen hier aber zwei Tafeln im direkten Vergleich, was die Sache schon ein wenig vereinfacht. Zuerst probierte ich die "Criollo Origin Vraem". Was hier sofort auffällt, ist der für eine so dunkle Schokolade besonders angenehme Schmelz, sie zergeht also sehr leicht auf der Zunge. Weiterhin ist sie kaum bitter. Die Meybol-Website bietet als Geschmackkomponenten "Rosine, grüner Tee, Jasmin, Banane, Nüsse, Holz, Lakritze, dunkler Zucker, Heidelbeere, Kassia" an, bei den ersten beiden würde ich mitgehen. 12/15

Meine zweite Tafel war die "No. 3 Chuncho Collection", genau wie die erste mit 72% Kakaoanteil. Hier fiel sofort an, dass der Schmelz hier deutlich geringer ausfiel - probierte man direkt im Anschluss an die andere Sorte, fühlte es sich ein bisschen an, als habe man versehentlich einen Legostein probiert. Aber natürlich schmilzt auch diese Schokolade irgendwann im Mund. Meybol spricht hier von "Zitrusfrüchte, grüner Tee, Geranie, Banane, Schokolade, Gras, Guanabana und Physalis".  Ich würde so weit gehen, dass diese Schokolade in jedem Fall mehr Säure hat, und ihr adstringierendes Aroma lässt auch an grünen oder schwarzen Tee denken - bei den anderen Komponenten muss ich passen. Bitter schmeckt diese Sorte übrigens auch quasi nicht. 10/15


Gesamturteil

In den allgemeinen Kategorien erreich Meybol stolze 23 von maximal 30 Punkten, bezieht man mein Geschmacksurteil ein, bekommt "Criollo Origin Vraem" 35 und "No. 3 Chuncho Collection" 33 von jeweils maximal 45 Punkten

Liebhabern von dunklen Schokoladen würde ich die "Criollo Origin Vraem"  dringend zum Probieren ans Herz legen, diese ist schon eine sehr feine Schokolade. Seit meinem Einkauf wurde im übrigen eine weitere Meybol-Schokolade, die "No. 5 Chuncho Collection", mit noch viel mehr Preisen ausgezeichnet als die hier vorgestellten, es gab bei den International Chocolate Awards in der Kategorie World sogar eine Goldmedaille.

Übrigens: Hier gibt es die Ergebnisse aller bisherigen Schokoladentests als Gesamtranking!     


Hinweis: Auf meinem Blog gibt es keinerlei Werbung oder Sponsoring, folglich will ich mit meinen Beiträgen auch keine potenziellen Werbepartner beeindrucken und muss nichts dementsprechend kennzeichnen.

You May Also Like

0 comments