Wenn man jemand in Frankfurt fragen würde, was denn am Donnerstagabend los war, würden 98% wohl darauf verweisen, dass alles, was Beine hatte, an diesem  Abend auf dem Römer den Sieg der Eintracht im Finale der Europa League feierte - gemeinsam mit der Mannschaft.

Zumindest eine kleine Gruppe fand sich aber dann auch in Seckbach in der Batschkapp ein, wo Hundreds den vierten Versuch unternahmen, ihren in zwei Jahren dreimal verschobenen Auftritt nachzuholen - erfolgreich!

Dieses Mal gab es auch einen Support Act, das Art Pop-Duo We Will Kaleid aus Bielefeld und Berlin. Jasmina de Boer und Lukas Streichs Songs drehen sich, das habe ich ihrer Homepage entnommen, um nicht funktionierende zwischenmenschliche Kommunikation. Die minimalistischen Lieder, bei denen Streich die Percussion und de Boer Computerklänge und Gesang übernahm, gefielen mir teils mehr, teils weniger. Großen Jubel erntete de Boers Aussage, dass es so toll sei, dass Konzerte wieder stattfinden können.

Hundreds hatten in zwei Jahren Pandemie mit weitestgehender Auftrittspause (letzten Sommer haben wir sie ja zumindest kurz im Rahmen des Düsseldorf-Desasters auftreten sehen) offenbar Zeit, sich neue Outfits zu überlegen: Dass Eva eine spezielle Bühnengarderobe trägt, war schon immer so, am Donnerstag trug ihr Bruder Philipp eine Art Kittel und Florian ein riesiges Sakko, beides aus einem gestreiften Stoff. Philipp im Kittel hatte dabei ein wenig Anklänge an einen Hausmeister und ließ uns kurz phantasieren, er sei vielleicht der Aufpasser all der Synthesizer, die wir kürzlich beim Besuch der Electro-Ausstellung in Düsseldorf gesehen hatten.

Eva selbst trug in den ersten Minuten des Konzertes eine riesig anmutende Westen-Blusen-Kombination, die sie aber recht schnell abwarf. Außerdem hat sie eine neue Frisur und ist nun etwas blonder als früher.

Das Konzert begann mit dem instrumentalen "Riptide", es folgte der Titelsong des 2020er-Albums "The Current", zu dem Eva später ironisch meinte, es sei ihr aktuelles, denn schließlich handele es sich immer noch um dieselbe, immer wieder verschobene Tour wie vor zwei Jahren. Tatsächlich berücksichtigte die Setliste aber alle Alben in etwa gleich (nur von "Wilderness" gab's mit "Black Sea" nur einen Song, die anderen Veröffentlichungen wurden mit je vier Liedern bedacht), das wäre bei einer Tourdurchführung direkt nach der Albumveröffentlichung vielleicht anders gewesen.

Erstaunlicherweise hatten es weder das Duett "Vessel in the Sky" noch das Cover "Consequence" auf die Setliste geschafft, immerhin konnten wir Philipp aber bei "Grab the Sunset" singen hören.

Als Bühnendeko hatte die Band fünf Projektionsflächen mitgebracht, auf denen man je  nach Song Lichtreflexe oder auch Bilder sehen konnte - bei "Rabbits on the Roof" schienen es beispielsweise Comic-Gesichter zu sein, bei "Happy Virus" die Schachtel-Animationen, die die Musiker schon öfter zu diesem Song gezeigt hatten.

Zu "Ten Headed Beast" verließ Florian die Bühne, Eva und Philipp boten den Song ohne Percussion dar. Er kehrte für "Black Sea" zurück, allerdings nicht an sein Schlagzeug, sondern er ging zum Keyboard, wo er eine Art Schneebesen an einem leider nicht gut sichtbaren Instrument benutzte, was zu interessanten Geräuschen führte.

"Ready Shaking Silent" und "Rabbits on the Roof" wurden in besonders langen und teilweise techno-lastigen Versionen dargeboten, beim erstgenannten Lied sang Eva zudem anfangs ungewöhnlich tief.

Nach "Happy Virus" verließ die Band unter Verbeugungen die Bühne und kehrte nur noch für "Let's Write The Streets" nochmals zurück. Insgesamt 13 Lieder erschienen uns als Gesamtausbeute nach drei Verschiebungen beinahe als etwas mager, aber vielleicht müssen sich alle Seiten auch erst einmal wieder an Konzerte gewöhnen, und wir hatten auch eine lange Heimfahrt - und am nächsten Morgen einen Arbeitstag - vor uns.

Hundreds-Konzerte sehe ich immer wieder sehr gerne und freue mich, dass die Musiker sich so viel Mühe dabei geben, ihre Lieder auch immer wieder leicht abgeändert darzubieten.

Setliste: