Erst kürzlich habe ich mich hier lang und breit über meine Schwierigkeiten beim Besuchen von Ärzte-Konzerten ausgelassen. Mit Suede gab es bislang eigentlich keine vergleichbaren Probleme (na ja, es gäbe da ein paar Geschichten aus den frühen 1990ern, aber die würden jetzt etwas zu weit führen). Allerdings hatten mein Freund und ich das vergangene Wochenende versehentlich überbucht: Wir besaßen nicht nur Tickets für Die Ärzte in Berlin am Samstag sondern auch Karten für Suede am Sonntag - in Luxemburg! Das lag keineswegs, wie man meinen könnte, an Konzertabsagen und für uns nicht beeinflussbaren neuen Terminen. Wir hatten einfach nicht sorgfältig in den Kalender geschaut.
Letztlich hatten wir uns ursprünglich für die Berlinreise entschieden, die Rückfahrt war für so früh am Sonntag angesetzt, dass zumindest theoretisch im Anschluss noch eine Fahrt nach Luxemburg möglich gewesen wäre. Für mich selbst hatte ich aber bereits ausgeschlossen, das auch durchzuziehen - bis die gesamte Berlinfahrt nicht stattfand und Suede plötzlich der einzige Programmpunkt des Wochenendes wurden.
Wieso eigentlich Luxemburg? So genau konnte ich mich gar nicht daran erinnern, wieso wir auf diese Schnapsidee gekommen waren. Ein Blick auf Suedes Tourdaten erinnerte mich aber daran, dass das einzige Deutschlandkonzert dieser Tour in Berlin stattgefunden hatte, damit war Luxemburg, das wir in zwei Stunden erreichen können, bequemer gelegen und der Termin noch dazu am Wochenende. Ironischerweise hatten wir für den ersten Versuch der Suede-Tour bereits Berlin-Tickets gehabt, mit einem ähnlichen Problem wie nun bei den Ärzten: Das Konzert war vom Wochenende auf einen Wochentag verlegt worden.
Hinzu kommt eine Besonderheit des Veranstaltungsortes Den Atelier, die wir uns vor einigen Jahren bei Tori Amos zu Nutzen gemacht hatten: Musiker, die woanders weit größere Hallen bespielen, lassen sich im Mini-Stadtstaat für diese vergleichsweise winzige Location buchen. Und aus Zuschauersicht ist kleiner ja meistens besser.
Wir schafften die Hinfahrt nach Luxemburg genau in der veranschlagten Zeit. Beim Eintreffen in der Halle stellte mein Freund fest, dass wir nun genau das Zeitfenster getroffen hatten, in dem die Hardcore-Fans ihre Plätze direkt vor der Bühne bereits eingenommen hatten, die „normalen“ Konzertgäste aber noch lange auf sich warten ließen. Er behielt Recht: Die Stehplätze, die wir nun ergatterten, hätten wir genauso auch noch eine Dreiviertelstunde später bekommen können.
Immerhin schaffte die Wartezeit reichlich Gelegenheit, die Superfans zu beobachten. Suedes aktuelle - nun abgeschlossene - Tour feiert um ein Jahr verspätet das 25jährige Jubiläum des Albums „ComingUp“, das zu diesem Anlass komplett gespielt wird. Die meisten der Anwesenden trugen das gelbe T-Shirt mit dem Albumcover, das zum offiziellen Merchandise gehört, und mein Freund und ich waren fast die einzigen Personen, die überhaupt keine sichtbaren Suede-Devotionalien trugen. Später hörte ich ein Gespräch, das hinter mir geführt wurde, und weiß nun, dass viele oder vielleicht sogar alle der früh Anwesenden einer Facebook-Gruppe namens „The Insatiable Ones“ angehören, und das viele von ihnen für mehrere bis alle Stationen der Tour mitreisten. Die meisten schienen Engländer zu sein, aber wir hörten auch Französisch, Italienisch und Deutsch.
Die Vorband war eine lokale Band namens Leen. Dachten wir zumindest (so waren sie angekündigt), doch mein Freund recherchierte später etwas anderes über die beiden jungen Männer mit Gitarren: Tatsächlich ist nur einer der beiden, Jimmy Leen, Mitglied der nach ihr benannten Band, die normalerweise vier Mitglieder hat. Der andere Musiker, Daniel Balthasar, ist keines davon. Dafür hat er ein Solo-Album veröffentlicht, auf dem Jimmy Leen mitgespielt hat. Die Band Leen wiederum hat noch keine Platte veröffentlicht, und die beiden spielten gemeinsam Lieder von Leen und auch drei von Daniel Balthasar, ohne das groß zu erklären (beziehungsweise sie erwähnten durchaus, von wem jeweils der nächste Song stammte - nur erschloss sich dadurch nicht, dass die Hälfte gar nicht von Leen stammte). Es ist ja auch eine recht komplizierte Geschichte… eine Ankündigung lautete auch „This is a new song, but I guess they are all new to you!“, was freundliche Lacher erzeugte.
Die Gitarrenmusik der beiden kam sehr gut beim Publikum an, auch uns gefiel sie gut.
Desert Wolves
Everything Is Temporary*
Running
Somebody’s Somebody*
Arcade
Shadow*
Friend Of A Friend
Crazy
Daniel Balthasar*
Jimmy Leen
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