Unser Besuch im Café Diglas ergab sich ehrlich gesagt dadurch, dass es im "Kleinen Café", das wir eigentlich angesteuert hatten, keinen Platz mehr für uns gab - der Name ist bei diesem Lokal nämlich Programm. Das Diglas liegt sehr zentral in der Wollzeile, nahe am Mozarthaus und am Stephansdom und besteht bereits seit 1923.

Hier ging die Einrichtung, die in Wiener Kaffeehäusern meiner Erfahrung nach ja häufig zwischen angenehm abgewohnt und schlicht Rumpelkammer-artig schwankt, doch stark in Richtung ramschig: Das traditionell gehaltene Mobiliar wurde durch seltsam kitschige Lampen ergänzt, hinzu kamen mehrere mit Küchengeräten behängte Kronenleuchter und Schwarzweißfotos von Models... einzeln hätte das alles funktionieren können, in Kombination weniger. 

Auf einer Trennwand zwischen zwei Tischen standen die Sprühflaschen zur Reinigung herum. Am irritierendsten waren aber die unfassbar eng gestellten Tische. Bei unserem Besuch war im Innenraum zum Glück wenig los, so dass uns nur das viele Mobiliar irritierte, uns aber keine anderen Gäste auf dem Schoß saßen. 

Das Diglas betreibt in Wien insgesamt vier Cafés und besitzt eine eigene Backstube, die diese beliefert. Das war mir bei unserem Besuch nicht bewusst, aber uns beiden fiel sofort auf, dass die Kuchentheke im Vergleich zu denen anderer Kaffeehäuser prall und interessant gefüllt war. Der ebenfalls untypisch freundliche Kellner nahm mich, als ich bezüglich der Sorten nachfragte, einfach mit zur Theke und erklärte alle Kuchen vor Ort. 

Ich bestellte dann einen Blechkuchen mit Aprikosen und eine Schokoladen-Himbeer-Tarte, beides schmeckte uns sehr gut. Wir saßen direkt am Fenster und konnten auch sehen, wie andere Gäste an den Außentischen teils warme Gerichte und teils elaborierte Süßspeisen serviert bekamen, alles sah sehr gut aus.

Fazit: Die Innenausstattung könnte sich einmal jemand mit Mut zum Wegwerfen ansehen, aber eigentlich ist mir guter Kuchen wichtiger als perfektes Ambiente.