Mittlerweile habe ich das eine oder andere Kaffeehaus in Wien besucht (anscheinend 15), weshalb mein Freund vor unserer Reise im August eine Internet-Liste konsultiert hatte - wir glichen ab, was wir bereits kannten und welche Cafés auf jeden Fall noch besucht werden könnten. Die Auswahl übernahm ich weitestgehend ungeprüft in eine Google-Karte - und so landeten wir an unserem Abreisetag im auf der Liste bestplatzierten "Café im Hof" - obwohl es sich eigentlich überhaupt nicht um ein traditionelles Kaffeehaus handelt.

Das Café im Hof gehört nämlich zu einem Hyatt-Hotel und ist viel mehr Café als Kaffeehaus: Hier gibt es weder Garderobenständer noch altmodische Registrierkassen, und ich bin mir nicht einmal sicher, ob Apfelstrudel auf der Speisekarte steht. Wir besuchten das Lokal an einem überaus heißen Tag und nahmen freudig zur Kenntnis, dass der Innenraum klimatisiert war... was aber für echte Kaffeehäuser auch nicht typisch ist.

Die in manchen anderen Kaffeehäusern erlebte Ramschigkeit fehlte hier komplett, damit allerdings auch viel Gemütlichkeit: Ins Caf#e am Hof setzt sich sicher niemand, um ein paar Stunden an einem Roman zu arbeiten.

Hinzu kommt die räumliche Integration ins Luxushotel, die man durchaus Ambiente-technisch spürt. Die einzigen Gäste außer uns waren an diesem Nachmittag zunächst eine Gruppe arabischer Frauen, die sicherlich Hotelgäste waren und hier eine der Teilnehmerinnen mit Babykleidung beschenkten. 

Mein Freund hatte am Tag vorher den Besuch des eigentlich angesteuerten Café Imperial, das sich ebenfalls in einem betuchten Hotel befindet, verweigert, da er es als zu edel empfand - wäre das Café im Hof nicht so überaus angenehm kühl gewesen, wären wir hier vielleicht auch nicht geblieben.

Die für ein eher kleines Café recht zahlreichen Bedienungen ließen uns jedoch nicht spüren, dass wir möglicherweise nicht ganz dem Muster ihres typischen Gastes entsprachen. Ich bekam den Inhalt der mit ausgesprochen attraktiv aussehenden Patisserieprodukten gefüllten Kuchentheke genau erklärt, inklusive Empfehlungen. Ich bestellte uns zwei kleine Törtchen, die sich auch als überaus lecker erwiesen. Das eine war sogar mit Blattgold dekoriert. Da auch alle anderen von uns besuchten Kaffeehäuser hochpreisig gewesen waren, fielen die Preise hier nicht einmal sonderlich aus dem Rahmen.